Ein Haus für alle

Autor*in
Wölfel, Ursula
ISBN
978-3-551-35350-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
440
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Dana und Leo verlassen 1921 ihren Heimathof, um zu ihren Wandervögel-Freunden ins Ruhrgebiet zu gehen. Sie suchen dort Liebe, Bildung, ein freieres Leben. Sie bauen ein Haus, in dem sie alle zusammen leben. Ihr Zusammenleben wird auf eine harte Probe gestellt, als Paul sich zur Ideologie des NS bekennt und sein gemeinsamer Sohn mit Dana behindert zur Welt kommt. Dana muss kämpfen, um Robbie vor der Vernichtung zu retten, das Haus wird im Krieg zerstört - 1945 beginnt das Leben jedoch noch mal.

Beurteilungstext

Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Auf 60 Seiten wird Danas Leben im Hochtal geschildert, bevor sie 1921 ins Ruhrgebiet geht. Bereits hier werden die unterschiedlichen politisch-ideologischen Ansichten der Freunde deutlich. Im umfangreichsten zweiten Teil werden die Jahre bis zum Kriegsausbruch, im dritten Teil die Jahre des Krieges erzählt. Diese Gliederung in große Teile verlangt vom jungen Leser einen langen Atem; lediglich selten auftretende Absätze, die durch eine Freizeile gekennzeichnet sind, bieten eine Möglichkeit der Unterbrechung.
Im zentralen Teil wird der Umgang der Familie, der Freunde und der Umwelt mit dem behinderten Robbie thematisiert, und manchmal werden die Ereignisse so kleinschrittig geschildert, dass sie einem wie ewige Wiederholungen vorkommen.
Neben dem radikalen Widerspruch zwischen Paul, der als hoher Nazifunktionär wegweisende Schriften über Rassenhygiene schreibt, und seinem behinderten Sohn Robbie, der von Dana vor der Euthanasie gerettet werden muss, sind vor allem die langsamen Verschiebungen innerhalb des “Hauses für alle” interessant . Sie machen nachvollziehbar, wie die Ideologie des NS in alles Private einsickert. Georg, der stolzer Pimpf ist und eines Abends feststellt, dass “wir jüdisch versippt sind” (S. 193), was ihn völlig aus der Bahn wirft. Die Freunde, die hilflos mit ansehen müssen, wie ihnen ihre Kinder entgleiten, wie sie das Hassen lernen.
Eine Zeittafel am Ende des Buches ordnet die Lebensstationen der Figuren in die zeitgeschichtlichen Ereignisse ein, und zeitgeschichtliche Begriffe wie BDM oder KdF werden erklärt.
Ein überaus lesenswertes Buch, das einen über einige Zeit begleitet. Allerdings stört die ständige Bezeichnung der Freunde als solche.

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Diese Rezension wurde verfasst von sr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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