Dunkles Schweigen

Schlagwörter

• Familie
• Gewalt
• Sexualität

Teaser

Das Buch schildert den sexuellen Missbrauch, der vom Kunsterzieher Tilman Fröhlich an dem 12-jährigen Jungen Benjamin in einer Internatsschule im Allgäu vollzogen wird. Ben will sich zwar wehren, aber es gelingt ihm nicht. Auch in der Zeit danach vermag er sich nicht zu öffnen und jemandem seinen Frust mitzuteilen. Erst während eines Schulfestes der “Ehemaligen” bricht es aus ihm heraus, und der Lehrer wird überführt.

Beurteilungstext

Das Buch lebt von zwei Handlungsebenen, die ineinander verflochten sind. Zum einen ist das die Zeit Bens im Internat, wo er neue Freunde gewinnt, aber auch den unsäglichen Lehrer Fröhlich kennenlernt, der sich ihm als väterlicher Freund nähert, ihn während einer Krankheit versorgt und sich dann zu ihm ins Bett schmuggelt, wo er sich an ihm sexuell vergeht. Zum anderen ist es die Zeit danach, als ihn seine genesende Mutter wieder nach Leipzig holte, es ihr aber nicht gelingt, hinter die Gründe des Schweigens zu kommen, das Ben an den Tag legt. Erst die neuerliche Begegnung mit der Mitschülerin Lillith, die ihn und seine Mutter zu einem Sommerfest der ehemaligen Schüler einlädt, bringt Unruhe in seine Seele, und während des Festes bricht es aus Ben heraus, als ein älterer Schüler ihn ermuntert, sich zu offenbaren, weil er nämlich das gleiche Schicksal hatte wie Ben. Die Dialoge sind dramatisch, die Episoden locker erzählt, die Sprache insgesamt ist recht expressiv; der Text liest sich wie ein Krimi. Besonders die innere Welt des Protagonisten wird durch die Schilderung der vielfältigsten Gefühlswelten, die auch von der Textgestaltung variiert werden, in ihrer Zerbrochenheit dargestellt. Die Gespräche mit dem Therapeuten deuten Entwicklung zum Positiven an. Das Verbrecherische des Missbrauchs an Minderjährigen wird drastisch vorgeführt.
Besonders im Kontext mit den aktuellen Diskussionen um den Komplex Odenwaldschule ist das Buch von brisanter Wirkung.