Die Mühle

Autor*in
Herrmann, Elisabeth
ISBN
978-3-570-16423-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
448
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Jana landet im Jugendalter nach vielen Jahren wieder in Deutschland. Richtig heimisch wird sie hier nicht, und von ihrem Schulschwarm Johnny wird sie übersehen.
Während ihres Studiums in Berlin fällt er ihr allerdings im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße. Als er sie im Krankenhaus bittet, an seiner Stelle zu einem Klassentreffen mit seiner alten Clique nach Karlsbad zu fahren, willigt sie ein. Nicht ahnend, dass damit ein Abenteuer auf Leben und Tod beginnt.

Beurteilungstext

Als die Ich-Erzählerin Jana in Karlsbad ankommt, wird sie von Johnnys restlichen sechs Mitschülerinnen und Mitschülern der Clique sehr eisig empfangen. Jeder der Anwesenden lässt sie spüren, dass sie nicht dazugehört. Niemand der Gruppe weiß, wer sie alle in dieses noble Hotel eingeladen hat und somit der Gastgeber ist, aber alles ist bezahlt und perfekt vorbereitet. Am nächsten Morgen werden sie von einer Limousine abgeholt. Der Fahrer setzt sie an einem Denkmal im Wald ab, wo bereits eine festlich gedeckte Tafel auf sie wartet, dann verschwindet er mitsamt ihrem Gepäck.
Von da an geschehen sehr merkwürdige Dinge und die Ereignisse überschlagen sich. Die Hängebrücke reißt, der Rückweg ist somit abgeschnitten, und alle versuchen verzweifelt, bis zum Einbruch der Nacht eine alte Mühle zu erreichen. Der Weg dorthin ist gepflastert mit gefährlichen Situationen, und bei ihrer Ankunft fehlt bereits ein Mitglied der Gruppe. Der Gastgeber muss irgendwo in unmittelbarer Nähe sein, denn er ist über jeden Schritt der Gruppe informiert.
Niemand in der Clique ist zunächst bereit, Jana auf Nachfragen hin zu erzählen, welches Geheimnis sie alle umgibt, denn es ist unübersehbar, dass die Geschehnisse etwas mit der Gruppe zu tun haben. Zumal Jana weiß, dass sich alle seit dem Abitur nie wieder gesehen oder gesprochen haben, was bei der damals engen Freundschaft stutzig werden lässt. Letztendlich bleibt Jana die einzig Überlebende der Gruppe, und das auch nur durch Johnnys Hilfe, der ihr auf Grund ihrer SMS nachgereist ist. Durch ihn erfährt sie dann auch die letzten noch fehlenden Zusammenhänge des Ganzen.

Der Plot ist zweifelsfrei sehr gut, und wenn ich davon ausgehe, dass ein Thriller spannungsgeladen sein sollte, dann hat dieses Buch sein Soll übererfüllt. So sehr, dass aus meiner Sicht weniger mehr gewesen wäre. Die Szenen sind von atemberaubend über gruselig bis hin zu nervenaufreibend, so dass ich beim Lesen kaum Luft holen und mich auf eine Situation richtig einlassen konnte, weil schon die nächste folgte. Diese Dichte der Ereignisse in der schnellen Folge passt aus meiner Sicht eher in ein Drehbuch denn in einen Roman. Sie werden lediglich unterbrochen von den seitenlangen Gedankengängen der Protagonistin dazu. Auch bei der Beschreibung der überwiegend oberflächlichen Nebenfiguren nehmen die Gedankengänge zu ihnen einen unverhältnismäßig großen Raum ein. Hier hätte ich mir sehr gewünscht, mir mein Urteil selbst bilden zu können anhand der Verhaltensweisen der Figuren.
Die Beschreibungen der einzelnen Szenen sind ebenfalls lang, lösen bei mir aber leider keine passenden Bilder aus, da sie zu schnell hin und her hüpfen. Spielt eine Szene an einem durch Büsche verdeckten See, so ist im nächsten Moment von einem Abgrund die Rede, an welchem eine Lawine herunterkommt, und kurz danach spielt sich alles wieder am Kamin oder in der Küche in der Mühle ab.
Es gelingt der Autorin sehr gut, Verwirrung zu stiften, zumal immer wieder Zeitsprünge in die Vergangenheit stattfinden, selbst in lebensbedrohlichen Situationen. Viele Dinge, die passieren, scheinen zunächst unklar, lösen sich aber nach und nach auf.
Die Lösung passt aus meiner Sicht nicht unbedingt in die Geschichte, sie wirkt für mich sehr konstruiert, weil es eine Auflösung geben muss.

Für Leser, denen es überwiegend um Spannung geht, ist das Buch empfehlenswert. Leser hingegen, denen es auch um Genauigkeit geht, werden das Buch sehr skeptisch betrachten. Angeblich spielt die Geschichte von Freitagabend bis Sonntag, und allein das ist schon eine Tatsache, bei der ich ins Grübeln komme. So viele gefährliche Situationen an einem Tag kann niemand unbeschadet überleben. Ich finde es auch sehr unwahrscheinlich, dass in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht, noch ein Zickenkrieg zwischen drei Mädchen entbrennt, weil sie unterschiedliche Meinungen haben. Außerdem hat Johnny sein Ticket nach Karlsbad an Jana verschenkt, weil er noch einige Tage im Krankenhaus zur Beobachtung bleiben muss. Wieso kann er dann einen Tag später bereits auf Grund einer SMS in Karlsbad stehen, um Jana zu helfen, und wieso kennt er die Gegend dort so genau, dass er Jana auf Anhieb findet mitten im Gebirge?

Insgesamt gesehen also ein hochspannender Thriller mit einem guten Plot, der aus meiner Sicht nur bedingt empfehlenswert ist, weil er wenig mit der Realität zu tun hat und weil mir viele Dinge zu konstruiert erscheinen. Vielleicht liegt es daran, dass das Buch aus der Retroperspektive der Erzählerin geschrieben ist.
Am authentischsten ist das letzte Kapitel, welches ein Jahr später spielt und in dem der Leser dann auch erfährt, welche psychischen Auswirkungen die Erlebnisse auf die Protagonistin hatten.

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Veröffentlicht am 27.09.2017

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