Die besseren Wälder

Autor*in
Baltscheit, Martin
ISBN
978-3-407-82033-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Baltscheit, Martin
Seitenanzahl
250
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
Weinheim
Jahr
2013
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Wolfsfamilie möchte ein besseres Leben, hinter dem Zaun, bei den Schafen. Doch auf die Eltern wartet der Tod. Nur der kleine Wolf erreicht sein Ziel und wird von den Schafen als Schaf aufgezogen. Doch ist er letztendlich nicht doch nur ein Wolf im Schafspelz?!

Beurteilungstext

Kann man seine Herkunft verleugnen? Ist uns unsere Identität nicht tief in die Erbanlagen eingeschrieben. Der Junge Ferdinand weiß nicht, dass er ein Wolf ist. Er lebt seit jeher bei den Schafen, als einer von ihnen. Der Zaun beschützt sie, alles soll bleiben, wie es ist. Doch Ferdinand ist anders. Er kann über Zäune springen. Und eines Tages findet man ihn neben seiner Freundin, deren Kehle durchgebissen ist. Ferdinand kann aus dem Gefängnis fliehen und er verlässt die sichere Weide. Bei den Wölfen kommt er unter, als einer von ihnen - das hat er nun erkannt - und so lernt er die Welt der Schafe mit anderen Augen sehen. Was die einen als notwendige Verteidigung ihres Landes betrachten, ist für die anderen ein Eingriff in die Gegebenheiten der Natur. Das Gleichgewicht muss hergestellt sein. Wölfe fressen Schafe, in Maßen, weil so das Gleichgewicht hergestellt ist. So rotten sich wieder Wölfe zusammen und mit Ferdinands Hilfe wollen sie der Natur ihr Recht zurückerobern. Doch am Ende kommt alles anders.
Dieser eigenartige Roman aus der Feder von Martin Baltscheit fasziniert ausdrücklich. Die Geschichte berührt nicht nur, weil hinter der Ebene der Schafgeschichte so viele Assoziationen an eigene Erfahrungen aufblitzen; in einem Land, das sich einschließt, gegen Feinde von außen, sich schützen muss, um bestehen zu können. Längst wissen wir, dass es andere Sichtweisen gibt, andere Wahrheiten, die uns zu anderen Wesen werden lassen. Es ist alles eine Frage des Blickwinkels. So gibt es hier keine eindeutige Front, kein gut und kein böse, nur einen Helden auf der Suche nach sich und seinem Zuhause, der am Ende - viel bleibt offen - wohl beide Heimaten verliert, die er gefunden zu haben glaubte. Es ist auch die Art und Weise, wie Baltscheit seine Geschichte erzählt, die Eindruck macht. Die tierischen Protagonisten haben nicht nur menschliche Züge, die Differenz zwischen Mensch und Tier verschwimmt völlig. Hier haben wir es nicht mit den typischen vermenschlichten Tieren zu tun, die Protagonisten sind Tiere und Menschen gleichzeitig, übereinander gelagert. Das reich bebilderte Buch zeigt einerseits Tiere in ihrer üblichen Umgebung, gerade aber in den Bildern sehen wir Menschen mit nur angedeuteten tierischen Eigenschaften. So entstehen zwitterartige Wesen, widersprüchlich, aber gerade deshalb so ungemein irritierend. Hier wird gleichzeitig Distanz und Nähe inszeniert und dadurch eine starke innere Beteiligung beim Lesen erzeugt.
Das Buch stellt die Frage nach Herkunft und Schicksal, nach eigenen Wege und Vorherbestimmung. Es ist ein ernsthafter Versuch, der heute ausgesprochen bedeutsam erscheint. ""Die besseren Wälder"" sind uns alle bekannt - auch das Land hinter dem Zaun. So trifft Baltscheit mit seinem Buch ins Schwarze - die Lektüre berührt und verstört, sie ist ausdrücklich zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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