Das Mädchen in unserem Badezimmer

Autor*in
Hitzbleck, Henrik Wacker, Kerstin
ISBN
978-3-00-071776-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wacker, Kerstin
Seitenanzahl
267
Verlag
Wacker und Freunde
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanKrimi
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
14,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die obdachlose Jugendliche Coco ist spurlos verschwunden. Amra und ihre Freundin Louise versuchen sie aufzuspüren. Anhaltspunkte, wo Coco sein könnte, liefert nur ihr Tagebuch, dass sie bei Amras Familie vergessen hat.

Beurteilungstext

Rund 37.000 Kinder und Jugendliche leben in Deutschland auf der Straße. Gründe dafür können sein, dass sie eine schwierigen Familiensituationen nicht mehr aushalten oder Probleme in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung haben. Doch egal, warum sie von irgendwo abhauen, eins haben alle gemeinsam, sie müssen täglich um ihr Überleben kämpfen. Wo gibt es Essen, Trinken, Waschmöglichkeiten und wo kann man einen einigermaßen sicheren Schlafplatz finden.
Kerstin Wacker und Henrik Hitzbleck haben das Thema Obdachlosigkeit von Jugendlichen aufgegriffen und in einen spannenden Jugendroman mit mit Krimielementen verwoben. Anhand von Tagebucheinträgen erzählen sie die Geschichte der 17-jährigen Coco, die aus einem Wohnprojekt abgehauen ist und seit einiger Zeit wohnungslos in Berlin lebt. Cocos Tagebuch ist durch Zufall in die Hände der 14-jährigen Amra gekommen. Sie hat Coco bei der gemeinsamen Joggingrunde mit ihrer Mutter im Park getroffen. Coco saß rauchend auf einer Parkbank, wirkte ungepflegt und um sie herum lagen Bierflaschen. Amras Mutter hat Mitleid und lädt Coco spontan ein, bei ihnen zu duschen. Amras ist entsetzt von der Vorstellung, dass jemand wie Coco Ihr Badezimmer nutzen wird. Als Coco tatsächlich auftaucht, ist die ganze Familie nervös. Über Stunden blockiert sie das Bad und letztendlich sind alle irgendwie froh, als sie wieder fort ist. Was zurückbleibt, ist Cocos Tagebuch, das Amra ihr unbedingt zurückgeben möchte. Um herauszufinden, wo Coco sich aufhält, beginnt sie gemeinsam mit ihrer Freundin Louise darin zu lesen. Sie erfahren Schlimmes über Cocos bisheriges Leben. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und hat Coco und ihre kleine Schwester Jasmin nach dem Tod des Stiefvaters vernachlässigt. Daraufhin muss Jasmin in eine Pflegefamilie und Coco in eine Wohngruppe. Die Mutter soll einen Entzug machen, bricht aber ab und geht ohne Abschied mit ihrem neuen Freund nach Tunesien. Coco ist tieftraurig, sitzt sie doch in der Einöde fest. Trotzdem schafft sie ihren Hauptschulabschluss, aber mit einer Lehrstelle klappt es nicht. Stattdessen landet sie im Altenheim, für Coco „voll das Elend“. Dort bekommt sie unerwartet Geld von einer verwirren Bewohnerin, nutzt die Gelegenheit und haut ab nach Berlin. Von jetzt an geht es immer weiter bergab. Cocos Aufzeichnungen berühren Amra und Louise tief. Sie wollen Coco unbedingt finden, die wie vom Erdboden verschluckt scheint. Mit kriminalistischem Spürsinn finden sie die Menschen und die Orte, über die Coco in ihrem Tagebuch schreibt. Leider ohne Ergebnis, schlussendlich vermuten sie ein Verbrechen, das zu Cocos Verschwinden geführt hat.
Kerstin Wacker und Henrik Hitzbleck ist ein mitreißender Jungendroman gelungen, der durch das Krimisetting sicher viele jungen Leser*innen fesseln wird. Ohne zu werten erzählen sie, wie eine Jugendliche in eine ungewollte Abwärtsspirale gerät und letztendlich wohnungslos auf der Straße lebt. Zusätzliche Authentizität bringen die Gespräche von Amra und Louise mit einer Kriminalbeamtin und einem Streetworker über die Hilfsangebote für obdachlose Jugendliche und wie die Suche nach Verschwunden läuft. Im Anhang werden diese Informationen in Artikeln für die Schülerzeitung vertieft. Die Freundinnen Amra und Louise mit ihrem „normalen Alltag“ bieten den Leser*innen zudem eine gute Identifikationsmöglichkeit. Sie sind sehr engagiert und stellen bei ihrer Suche immer wieder fest, dass es doch einige Menschen gibt, die Coco positiv unterstützen. Dies könnte Jugendlichen als Anregung dienen, selber genauer hinzuschauen und die Initiative zu ergreifen.
Das Buch ist überaus empfehlenswert, auch für Erwachsene, verändert es doch den Blick auf das Schicksal von wohnungslosen Kindern und Jugendlichen. Auch als Klassenlektüre bestens geeignet, denn die Geschichte liest sich ungemein flüssig und der Spannungsbogen nimmt stetig zu. Ein zusätzliches ansprechendes Element sind die holzschnittartigen Illustrationen von Kerstin Wacker. Die Grafiken sind in schwarz-weiß gehalten und passen perfekt zu den einzelnen Kapiteln, sie zeigen "Blitzlichter" aus den Texten oder Szenen aus Berlin. Zudem bestechen Cover sowie Vor- und Nachsatz durch eine stimmige Farbwahl. Die mit Tempo erzählte Geschichte hat auch schon einige Nominierungen und Auszeichnungen: Paul Maar-Preis 2023 / Longlist der schönsten deutschen Bücher 2023, Stiftung Buchkunst / Ausgezeichnet mit dem Esel des Monats 12/2022. Eselsohr, die Fachzeitschrift für Kinder- und Jugendmedien.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BiSu; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 16.06.2023

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