Das Karlgeheimnis

Autor*in
Wilke, Jutta
ISBN
978-3-649-64088-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
K., Ulf
Seitenanzahl
302
Verlag
Coppenrath
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Münster
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Der elfjährige Emil will Krimiautor werden. Seine ersten Schreibversuche teilt er am liebsten mit seinem einzigen Freund, dem alten Kioskbesitzer Karl. Jedenfalls bis die forsche Finja auf den Plan tritt. Als Detektivin ist die Elfjährige ziemlich clever und findig. Doch urplötzlich ist Karl verschwunden und weitere ominöse Vorfälle geschehen: Emil und Finja erleben einen echten Krimi, der sie vor schier unauflösbare Aufgaben stellt. Aber natürlich lassen sich die beiden durch nichts aufhalten.

Beurteilungstext

Emil ist ein aufgeweckter Elfjähriger, der keine gleichaltrigen Spielgefährten hat. Weil er so gerne einmal ein richtig großer Autor werden möchte, sucht er viel lieber in seiner Umgebung nach Inspirationen für seinen ersten Kriminalroman. Sein bester – besser gesagt: einziger Freund und eine Art Ersatz-Opa ist Karl, ein älterer Herr, der in einem von ihm seit vielen Jahren betriebenen Kiosk, dem „Büdchen“, lebt und sich nebenbei gerne die neuesten Geschichten von Emil anhört. Dann ist da Emils Mama, die als Kassiererin im Supermarkt kaum das Nötigste zum Leben verdient. Oder Frau Wischnewski, eine etwas überdrehte Dame mit Hund. Lotto-Werner träumt hingegen vom Millionengewinn, während der Alte aus der Dreizehn zumeist eher planlos durch die Straßen schlurft, aber trotz fortgeschrittener Demenz in einem kritischen Moment den richtigen Einfall hat. Das sind einige der eher einfach strukturiert angelegten Figuren des kleinen, aber gut zusammengestellten Tableaus, aus dem Jutta Wilke ihre Detektivgeschichte entwickelt. Als weitere Hauptfigur neben Emil agiert die gleichaltrige Finja, die, begleitet von ihrem Hund Watson (eine direkte Anspielung auf Sherlock Holmes), quasi wie aus dem Nichts vor Emil steht und als furchtlose Detektivin schnell seine beste und zuverlässigste Begleiterin wird.
Wilke lässt ihren durchgehend von der Emil-Figur aus der Ich-Perspektive im Präsens erzählten, bisweilen von feinsinnigem Humor durchzogenen Plot gemächlich angehen. Anfangs ist es vor allem eine einfühlsame Figuren- und Milieubeschreibung, bei der es nur einzelne angedeutete, zunächst kaum durchschaubare Hinweise auf die weitere Entwicklung des Geschehens gibt. Auf feinfühlige, gänzlich unaufdringliche Weise lässt sie dabei auch unerwartete Problematiken einfließen. Etwa den Umgang mit dementen Menschen. Oder dass Müllmänner mit arabisch klingenden Namen ausgesprochen nette Leute seien können. Auch die Frage, ob viel Geld tatsächlich glücklich machen würde, wird angesprochen. Eine immer wieder vorsichtig eingeflochtene Thematik ist zudem die längst noch nicht verarbeitete kindliche Trauer (Emil) um seinen viel zu früh verstorbenen Vater und seine immer wieder anrührenden Versuche, die völlig überarbeitete Mutter zu unterstützen, die ihrerseits ihrem Sohn liebend gern viel mehr gönnen würde als das, was mit ihrer allzu knappen Freizeit und ihrem wenigen Verdienst machbar ist.
Erst im Epilog gibt es ein paar zusätzliche Informationen darüber, wo die jugendliche Detektivin Finja herkommt. Mit ihren zumeist geringelten Leggins, ihren kurzen, in alle Richtungen vom Kopf abstehenden stoppeligen Haaren, jeder Menge Sommersprossen im Gesicht und einer unbekümmert zupackenden Art erinnert sie frappant an die von unkonventioneller Leichtigkeit geprägte Pippi Langstrumpf, die wie ein Wirbelwind das Geschehen aufmischt.
Mit solcherlei sorgfältig dosierten Zutaten ist Jutta Wilke ein verständlich aufgebauter, für junge Leser bestens geeigneter Detektivroman gelungen, der auch ohne sonderlich spektakuläre oder gar unnötig brutale Details auskommt - was indes keineswegs zu einer Minderung der langsam, aber stetig ansteigenden Spannungskurve führt. Eine Auflockerung bringen kleine Zeichnungen an den Kapitelanfängen; jeweils am Kapitelschluss folgen Emils steckbriefähnliche Beschreibungen aller beteiligten Personen.
Das Ende des Romans ist ein gutes; schließlich hat es sich Ich-Erzähler Emil auch genau so auch vorgestellt: „Denn Bücher, die nicht gut ausgehen, mag ich nicht.“

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPGK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 27.07.2021

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