Das Geheimnis des Puppenspielers

Autor*in
Waluszek, Christian
ISBN
978-3-570-21656-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der geniale Marionettenspieler, der seine Zuschauer in den Bann schlägt, wenn er mit seinen Puppen spielt, trifft auf den 14-jährigen Martin und entdeckt dessen geniale Begabung zum Holzschnitzen. Martins und seine Kunst zusammen ergeben die absolut perfekte Show: die Zuschauer vergessen sofort, dass sie nur Puppen vor sich haben. Ihr Ruhm bringt sie bis an den Hof des Zaren. Dort aber bricht die Erkrankung des Spielers vollends aus, sie kehren nach Deutschland zurück.

Beurteilungstext

Der Titel ist Programm: absolute Geheimniskrämerei des Autoren schlägt den Leser in seinen Bann, ebenso wie es dem Puppenspieler mit seinen Zuschauern gelingt. Waluszek beschreibt das Genie und er beschreibt den Wahnsinn, die beide zusammen die Faszination des erwachsenen Helden ausmachen, so nahe gehend, dass das Grauen, was den jungen Martin nach und nach ergreift, sich auf den Leser überträgt. Gerade die Gegensätzlichkeit der Beiden lässt das Unheimliche noch deutlicher werden als es in Worten ausgedrückt werden könnte. Waluszek ist ein Meister des Andeutens, der leisen Töne.
Der Leser weiß nur wenig mehr als die Protagonisten, die Geschichte des Erwachsenen ist in Vergessenheit geraten, weil er eine schwere Kopfverletzung erlitten hat, deren Ursache er - und auch der Leser - erst am Ende der mit atemloser Spannung zu lesenden Geschichte erfährt. Aber sie ist die Ursache des Genies und seiner Getriebenheit, die allerdings nur die Katastrophe als Ziel haben kann. Dieses Ziel verschweigt der manisch Aktive aber bis zum Schluss, nur sein Antagonist Martin erkennt rechtzeitig, was die Katastrophe sein würde und kann sie so - auf seine eigene geniale Art zu handeln - verhindern. Die Antagonisten könnten gegensätzlicher kaum sein: alt-jung, mordend-naiv aufrichtig, planend-illusionär, wahnbesessen-realistisch etc.
Das Zeitkolorit - die Nach-Napoleonische-Zeit um 1825 - beschreibt Waluszek treffend, die Armut und die Reichen bilden auch hier antagonistische Gegensätze, ohne dass dies aber Thema würde. Zu selbstverständlich war die Welt seinerzeit im Bewusstsein der Menschen, gleichwohl strebt alles nach gesellschaftlichem Aufstieg, der den beiden Helden auch gelingt, dem Kranken nur temporär, dem Jungen eröffnet sich aber die Chance, sein Leben nachhaltig zu ändern und zu reüssieren.
Zudem wird ein Gegenbild zur Gegenwart gezeigt, das nachdenklich machen sollte: Ist es heute noch möglich, dass ein einzelner Mensch mit dem Spiel seiner Hände und seiner Stimme - der Spieler spielt alle Rollen selbst, spricht sie und reagiert auf das Publikum, ist perfektionistisch und macht keine Fehler (außer im Leben) - alle seine Zuschauer dermaßen in seinen Bann ziehen kann? Können wir, die Menschen des 21. Jahrhunderts, überhaupt noch so intensiv zusehen und -hören? Waluszeks Meisterwerk ist schon 15 Jahre alt, inzwischen hat sich die TV-Welt und die Seh-Gewohnheiten nochmals gewaltig verändert, um so aktueller ist seine Vision des absoluten Zuschauers. Kennt heute überhaupt noch jemand Marionettentheater? Real meine ich. In Berlin gibt es noch ein paar kleine Bühnen, aber wie viele Zuschauer haben die? Und haben die Bühnen auch noch den Ehrgeiz dieses besessenen Spielers?
Ist da nicht viel verloren gegangen?
Lebende Schauspieler - wie ich Dario Fo erlebt habe - erreichen ihre Zuschauer noch manchmal direkt, mit Puppen kann ich mir das kaum noch vorstellen.
Aber lesen kann man das in diesem wundervollen Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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