All Games

Autor*in
Waluszek, Christian
ISBN
978-3-522-20093-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
467
Verlag
Thienemann
Gattung
Krimi
Ort
Stuttgart
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Jahre 2208 verschuldet sich Adrian zunehmend beim Spielekonzern Allgames. Dadurch wird der auf den begnadeten Programmierer aufmerksam und engagiert ihn zu einem sagenhaften Honorar. Gemeinsam mit dem Chef, dem reichsten Mann der Welt, entwickelt er ein Zukunftsmodell im All und bekommt eine perfekte Ausbildung dafür. Erst spät erkennt er, dass er selbst dabei experimentell missbraucht wird und einem furiosen Finale werden alle Rätsel gelöst.

Beurteilungstext

Einen Großteil der knapp 500 Seiten Text nimmt die Welt der Computerspiele ein. Waluszek spielt mit der Realität, der Leser weiß anfangs nicht so recht, ob der Held sich jetzt in einem Spiel oder in einem Szenario des 23. Jahrhunderts bewegt. Das ist für Computerspieler kurzweilig, für andere eher mühsam, dennoch relativ gut nachvollziehbar.
Adrian ist ein absoluter Spieler, er bewegt sich eigentlich nur noch in seiner Spielwelt, die Realität dient der - bei Drogen würde man sagen: Beschaffungskriminalität. Er ist auch wirklich nicht weit davon entfernt; er beweist sich immer perfekter als Hacker, der seine Spuren so verwischt, dass ihn keiner entdecken kann. Das wiederum registriert sehr wohl der alles beherrschende Spielekonzern Allgames.
Deswegen wird ihm ein sagenhaftes Angebot gemacht. Bei den Experimenten verbrennt er sich in einem Unfall das Augenlicht, der Konzern setzt ihm aber einen Computer ein, mit dem er wieder sehen kann - und mehr als das: er kann alles speichern, was er sieht, auch das, auf was er gar nicht geachtet hat. Er kann einfach die Bilder wieder aus seinem einoperierten Minicomputer abfordern und genauer betrachten, als er es vorher tat. Und er kann Daten ansehen und für immer speichern - ein perfektes, nie irrendes Gedächtnis hat er.
Der diabolische ihn betreuende Arzt allerdings weiß, dass ein Mensch fehlbar bleibt, wenn er sich von Gefühlen und Erinnerungen leiten lässt. Also löscht er das Gedächtnis - nur die notwendigen Daten bleiben verfügbar.
Lediglich Adrians überragende Intelligenz lässt ihn diesen teuflischen Kreislauf durchbrechen. Erst nach mehreren Ansätzen erkennt er das eigentliche Problem und kann sich dagegen wehren.

Ähnlich wie in AVATAR ist das Grunddenkmodell das der Vernetzung von Gehirn und Computer. Waluszeks Spezialisten haben ein Computersystem entwickelt, das sich selbst optimiert, immer wieder neu erfindet und bei immer größerer Leistung schneller und kleiner werden lässt. Diese Eigenschaft wird dann mit dem Gehirn gekoppelt und erfährt dort eine weitere Optimierung. Dennoch liegt hier genau die Schwäche des Systems, weil die Gedächtnisleistung des Gehirns sich so zwar ergänzen, nicht aber auslöschen lässt.
Gespenstisch erscheint uns heute eine derartige Optimierung des Gehirns - vor allem aber auch, was ein Programmierer so nebenbei erreichen kann: Adrian weiß bis zum Schluss nicht, wie seine Partnerin auf dem Mond wirklich aussieht. Er har den Verdacht, dass sein Dr. Zhou einfach das Mädchen in seinem Hirn optisch optimiert hat, genauso, wie er die Erinnerung Adrians an seinen verstorbenen Vater mit der Figur des Sponsors verbunden hat. Gruselig, wenn man sich vorstellt, welche Auswirkungen die “Optimierung” eines Gehirns noch haben könnte - denn welcher junge Mensch würde sich dem Experiment verweigern, wenn er weiß, dass er alle Daten, alles, was man für Examen und Beruf braucht, einfach nicht mehr vergessen könnte?
Leider ist Waluszek und dem Lektorat entgangen, dass es auf dem Mond derzeit noch keine Raumstation gibt. Adrian besucht sie im 254. Betriebsjahr, also frühestens 2264, lässt das Buch aber im Jahre 2208 enden.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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