Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit
- Autor*in
- Obrecht, Bettina
- ISBN
- 978-3-86429-461-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Völk, Julie
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- Tulipan
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Teaser
Die Zeit ist Laras Freund – aber alle andern scheinen ein angespanntes Verhältnis zu ihr zu haben. Schade, finden beide, und machen sich gemeinsam auf den Weg.
Beurteilungstext
Die Zeit hat es schwer, mal wird sie vertrieben, manche nehmen sie, zum Beispiel beim Dauerlauf, dann wieder hat man keine, oder sie wird totgeschlagen. Schon all die vielen zeitbezogenen Redewendungen zeigen, dass sich diese „vierte Dimension“ unserer Wirklichkeit sehr eng an unser Erleben anbindet und ein zentrales Strukturmittel des Alltags ist. In Bettina Olbrichts und Julie Völks neuem Bilderbuch ist die Zeit ein Wesen – ein eigenartiges Flatterwesen mit dem Kopf eines alten Mannes – das mit Lara gut befreundet ist, jedoch unter dem negativen Verhältnis zu den anderen Familienmitgliedern leidet, die es durch Kreuzworträtsel, Fernsehen oder Handyspiele vertreiben oder sogar totschlagen wollen. Aber auch im Park sind Menschen ohne Zeit unterwegs oder sie wird anders unter Druck gesetzt. Schließlich kommen beide an einen Fluss, es ist Sonntag und sie können sich einfach ausruhen – ein wunderbarer Augenblick.
Dieses philosophische Bilderbuch thematisiert den Umgang mit der Zeit in unserer hektischen und wenig zeitsensiblen Gesellschaft. Die Beschleunigung des Lebens erzeugt vermeintliche Zeitknappheit und setzt Menschen unter Druck – der Wohlstand verführt zu einem wenig wertschätzendem Umgang mit der Zeit.
Das wird hier in metaphorischer Form in der Personifizierung der Zeit in Szene gesetzt. Dabei spielt das Buch mit romantischen Klischees, die teils gut getroffen eingesetzt werden, teils aber auch zum Kitsch neigen. Die Bilder sind feingliedrige und atmosphärisch dichte Szenenbilder, die die Zeit und Lara im Blick haben und ihren Weg durch den Alltag mitverfolgen. Sie kombinieren verschiedene Pinsel- und Stifttechniken, auch Kreiden, zu feinen Elementzeichnungen auf großen, farbigen weiten Räumen. So entsteht ein eindrücklicher Duktus – der die Besonderheit des Augenblicks ins Bild rückt. Auch wenn das Buch im Ganzen ein wenig sozialromantisch daherkommt und die Idealisierung des Kindes als freies Naturwesen sehr klischeebelastet ist, ist das Buch doch wegen seines sensiblen Umgangs mit einem Alltagsphänomen durchaus zu empfehlen!
Michael Ritter