Babylon

Autor*in
Ungerer, Tomi
ISBN
978-3-257-00493-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ungerer, Tomi
Seitenanzahl
172
Verlag
Diogenes
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
29,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn man vorsichtig formuliert, dann sind die Bilder von Tomi Ungerer ""drastisch"". Aber sie sind auch bitterböse und entblößen - gut 35 Jahre nach ihrer Entstehung - die Verhaltensweisen auch unserer heutigen Gesellschaft. Ungerer deckt aber nicht nur auf, legt nicht nur einen Finger, er steckt ihn tief hinein in die Wunde. Das ist gewiss nichts für ""zarte Seelen"", denn Ungerer will den Kern treffen.

Beurteilungstext

Babylon, das ist nach dem Johannes-Evangelium des Neuen Testaments nicht nur ein Ort, es ist die ""Hure"", das Dekadente, das Böse, das den guten Christen bedroht, verführen will, ihn abbringen will vom richtigen Weg.
Der richtige Weg scheint Ungerer zunächst nicht zu interessieren. Er übt Kritik am derzeitigen. Seine in Französisch, Deutsch oder Englisch genannten Titel sind so unscheinbar gedruckt, dass man sie fast übersehen hätte gegen die mächtigen Bilder. Sie sind es, die den skizzenhaft gehaltenen Illustrationen noch genau die Prise ""mehr"" geben. In ""Plastic surgery"" (wir nennen sie ""Schönheits""-Operation, was nun gar nicht treffend übersetzt wäre) z. B. zeigt er auf vielen Ebenen auf, was sich alles dahinter verbirgt: Eine Frau hält sich an den Hautfalten ihre riesigen, luftballongroßen Brüste, und erst dann erkennen wir, dass ihr Kopf der eines Hasen ist und die Ohren echt sind wie auch das Schwänzchen. Das ""Playboy-Bunny"" ist eindeutig weder Frau noch Hase, denn der Kopf ist der eines Kaninchen-Schädels, ohne Haut, ohne Fleisch. Und die Spalte zwischen den Beinen ist unübersehbar fleischig - ganz im Gegensatz zum ansonsten abgemagerten Körper am Rand der Verwesung.

Nicht alle Bilder sind derart schwer zu verkraften, aber ein Lächeln will sich trotz der sehr gelungen Titel zu den Bildern, die mit dem Kohle- oder sehr weichem Bleistift und schnellem Schwung gezeichnet sind, nicht einstellen. Ungerer macht keinen Halt vor der Sexualität in vielen Formen, gepaart mit ebenso vielen Arten von Tod oder Sterben. Niemals aber hat man das Gefühl, das diese Darstellungen eine Art von Selbstzweck sind. Seine Themen sind Unterdrückung und Ausbeutung, seien Menschen, die Menschen ausbeuten oder auch sich selbst. Ungerer ist ein unbestechlicher Analyst von menschlichen Verhaltensweisen und er ist in der Lage, die Ergebnisse - selbstverständlich überhöht - in provozierenden, sarkastisch- bis zynischen Karikaturen festzuhalten. Auch wenn die Sexualität nicht ausgespart wird, so sind die Bilder zu keiner Zeit pornographisch in diesem Sinn, eher verstörend und nie sinnfrei.

Babylon wendet sich wesentlich an Erwachsene, ist aber auch für Jugendliche mit gewisser Reife sehr zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Ungerer, Tomi

Ungerer, Tomi

Non Stop

Weiterlesen
Ungerer, Tomi

Dies und Das

Weiterlesen
Ungerer, Tomi

Non Stop

Weiterlesen
Ungerer, Tomi

Dies und Das

Weiterlesen
Ungerer, Tomi

Non Stop

Weiterlesen
Ungerer, Tomi

Non Stop

Weiterlesen