Asphaltsommer
- Autor*in
- Bruder, Karin
- ISBN
- 978-3-423-62521-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 317
- Verlag
- dtv
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Viebke hat die Nase voll: Von ihrer desinteressierten Mutter, dem Sozialdienst, den sie wegen Autodiebstahls in einem Pflegeheim ableisten muss und ihrem Ex-Freund, der mit einer anderen in ein Trainingslager nach Frankreich gefahren ist. Kurz entschlossen versteckt sie sich in einem alten Campingbus, der auf dem Parkplatz des Seniorenheims steht und wacht erst wieder auf, als dieser bereits unterwegs ist - ausgerechnet mit Langhans, dem alten Grießgram, am Steuer.
Beurteilungstext
Zwischen dem störrischen Alten und Viebke, die sich für nichts begeistern kann und keine Idee hat, was sie nach der Schule machen will, kommt es immer wieder zum Streit und Viebke versucht nur, ihren Vorteil aus der Situation zu ziehen: Langhans ist auf dem Weg nach Toulouse, in dessen Nähe Constantins Camp ist, den sie mit dieser Aktion zurückgewinnen will. Doch Langhans fährt Umwege, weil er selbst etwas aus seiner Vergangenheit zu klären hat, was erneut zu Streit führt, weil Viebke so schnell wie möglich nach Toulouse will. Was Anfangs ziemlich holprig und mit Miss- und Unverständnissen füreinander beginnt, wandelt sich jedoch nach und nach in zarte Anfänge einer Freundschaft. Langhans interessiert sich für das unscheinbare, widerspenstige 17-jährige Mädchen und entwickelt so etwas wie großväterliche Gefühle. Viebke erfährt zum ersten Mal eine Art von Geborgenheit und beginnt Pläne für ihr zukünftiges Leben zu entwickeln. Als sie nach fünf Tagen Toulouse erreichen, ist es für beide fast ein zu schneller Abschied...
Karin Bruder legt mit ihrem zweiten Roman “Asphaltsommer” ein nachdenklich und ans Herz gehendes Roadmovie vor. In der Figurenzeichnung der eigenwilligen Hauptcharaktere gelingt der Autorin eine glaubwürdige Gradwanderung: Beide sind stur und trotzig, entwickeln aber während der Fahrt einen Anflug von Zuneigung füreinander, der sie Kompromisse und Zugeständnisse machen lässt. Da die Erzählung aus der Perspektive der 17-jährigen Protagonistin geschrieben ist, lässt sich hier die Entwicklung der Figur besonders gut nachempfinden: Viebke beginnt, Fragen zu stellen, versucht, ihrer Orientierungslosigkeit zu entkommen, in dem sie sich interessiert und reflektiert ihre Beziehungen zu ihrer Mutter und zu Constantin. Die Fahrt bewegt etwas in ihrem Leben, so dass der Leser mit einem positiven Gefühl zurückbleibt. Etwas fehl am Platz ist allerdings die eingebundene Geschichte um Langhans Nazivergangenheit. Beginnt sie zunächst spannend mit den von Viebke heimlich gelesenen Tagebucheinträgen von Langhans erster Frau, rutscht sie zunehmend ins Unglaubwürdige ab und lässt viele Fragen offen.
Nichtsdestotrotz ist “Asphaltsommer” ein tiefsinniger, vielschichtiger und interessanter Roman über das Aufeinandertreffen zweier völlig verschiedener Charaktere aus unterschiedlichen Zeiten, der auch sprachlich durch seine Pointiertheit besticht.