Am Anfang war das Ding

Autor*in
Baltscheit, Martin
ISBN
978-3-903081-41-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Hattinger, Theresa
Umfang
48  Minuten
Verlag
Luftschacht Verlag
Gattung
AudioBilderbuchSachliteraturTaschenbuch
Ort
Wien
Jahr
2019
Alters­empfehlung
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
24,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eindrucksvolle Illustrationen und ein ebenbürtiger Text ergeben eine nachdenklich stimmende Bilderbuchfabel.

Beurteilungstext

Manch Erwachsener wird sich beim Titelbeginn möglicherweise an den Bibeltext „Am Anfang war das Wort“ erinnert fühlen. Und Martin Baltscheit erzählt in der Bilderbuchfabel „Am Anfang war das Ding“, nach einer Idee der Illustratorin Theresa Hattinger, in der Tat von den großen Menschheitsthemen, von Glaube, Religion, Macht, Eitelkeit, Verführung und Krieg.
Etwas Fremdes erscheint eines Tages ganz plötzlich am Himmel und verändert dessen Farbe. So heißt es in dem ersten Satz, klein gedruckt, vor dem Hintergrund eines die Doppelseite fast vollständig ausfüllenden, gelben Gebildes, das sich an dem roten Ast eines Baumes verhakt hat. Die Tiere in der Umgebung reagieren auf dieses Ereignis ganz unterschiedlich. Der Kranich sieht in dem Ding ein Zeichen des Guten und ruft die anderen Tiere zur Huldigung auf. Das Nashorn wittert nichts Gutes, will stattdessen kämpfen und alle beschützen. Die Raben suchen ihren Vorteil, indem sie stehlen und Verwirrung stiften. Die Antilopen schlagen sich auf die Seite des Nashorns und die Flamingos glauben dem Kranich. Nur die Schildkröte bleibt gleichgültig. Bündnisse und Intrigen werden geschmiedet, schließlich eskaliert die Situation, und es kommt zum Krieg, in dem fast alle vernichtet werden. Noch während der Kampf tobt, wird das Ding von einem aufkommenden Wind unbemerkt fortgetrieben. Erst jetzt, gegen Ende der Geschichte, bekommt es einen Namen. Zu sehen ist ein kahler roter Baum, mittig auf einer Doppelseite, vor einem dunkelblauen Himmel und in der Ferne eine dahinschwebende einfache gelbe Tüte. Der Himmel klart allmählich auf, und die Welt erscheint wieder so, als wenn nichts gewesen wäre.
Martin Baltscheit erzählt diese Fabel in sparsamen, genauen Sätzen, gelegentlich wechselt er in eine bildhafte, poetische Sprache. Der Text wird großartig ergänzt durch die expressiven, in Rot, Blau, Schwarz und Gelb gehaltenen Illustrationen von Theresa Hattinger, die die zunehmende Spannung der Situation widerspiegeln. Mit ausdrucksstarken, oft großformatigen Abbildungen der Tiere fängt sie treffend ihre Charaktere ein, so die Stärke und Einfalt des schwarzen Nashorns, die Eleganz und Schläue des Kranichs oder die Gutgläubigkeit der Antilopen. Jüngere Leser*innen (der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab sechs Jahren) könnten sich vermutlich, auch ohne den Text vollständig gelesen zu haben, einzig durch das Betrachten der Bilder Teile der Handlung erschließen. Zum Philosophieren und gemeinsamen Nachdenken über Glaube, Macht, Neid und Einfalt ist der Einbezug des Textes allerdings unverzichtbar.

Ein sehr empfehlenswertes Bilderbuch, nicht nur für junge Kinder, das einlädt zum Betrachten und herausfordert zum Denken.

Babette Danckwerts

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bd; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 06.05.2020

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