Adam und Eva

Autor*in
Baltscheit, Martin
ISBN
978-3-934029-86-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wolff, Phine
Seitenanzahl
39
Verlag
Kindermann
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Baltscheit erzählt die Geschichte von Adam und Eva neu. Auch das paradiesische Leben wird langweilig, wenn es nicht geteilt werden kann. Das ist der eine Erzählstrang. Ein anderer erzählt von Namenfindung für Tiere, Pflanzen und vor allem für die vielen Benennungen von Eva. Der Begriff der Wahrheit wird zum ersten Mal erfragt, später der der Schuld, der Strafe und schließlich, der eines sinnvollen Lebens. Dies werden sie sich nun selbst einrichten, nachdem sie das Paradies verlassen mussten.

Beurteilungstext

Baltscheit erzählt für alle Kinder und sicher auch für Erwachsene neu. Egal, ob Kinder mit der Paradiesgeschichte bereits vertraut sind, oder noch nie über Adam und Eva gehört haben, sie erfahren Überraschendes und Nachdenkenswertes.
Seine Texte, die Interpretation und dazu die Bilder (von Phine Wolff) sprechen unmittelbar an. „Licht kommt ins Dunkel“ und „ein Fluss fließt um die Welt und verliebt sich in alles, was er sieht“. Das lässt sich nachvollziehen. Das Kind Adam, das nah dieses farbenfrohen, unglaublich einladenden Gartens angespült wird, kann sich an Früchten ergötzen, die unterschiedlich schmecken, an Blüten, Farben und Tieren. Als ihm langweilig wird, darf er alles, was er sieht, sogar benennen. Nur der Baum in der Mitte ist ihm verboten. „….das ist der Baum der Wahrheit. Rühr ihn nicht an, wenn Du hier glücklich leben willst.“ In dieser Fülle kann das kein Problem sein.
Doch bald reicht auch Adams Phantasie, die er in die möglichst passenden Benennungen der Tiere und Pflanzen steckt, nicht mehr aus. Er kann sie mit niemandem teilen. Keiner bemerkt seine klugen oder witzigen Benennungen. Doch, dass es darum geht, erkennt er erst, als er Namen für dieses neue wunderbare Geschöpf finden muss, das ihn sofort begeistert. Er versucht es mit: „Einzige“, mit „Elfenlicht, Himmelsauge, Kraft, Zuversicht, Abendrot und Zuckerblume, meine Libelle, mein Leben! Nein….Ich werde Dich Liebe nennen!“
Eva ist klug, hat neue Ideen, kreiert z.B. Obstsalat, der aber auch mit „Früchtezauber, Salatseele und Mischnixe“ treffend beschrieben werden könnte. Eine Schlange bietet schließlich Fallobst an, das sie unter dem verbotenen Baum der Wahrheit findet. Doch was bedeutet das, Wahrheit? Eva spekuliert mit verschiedenen Möglichkeiten. Es sind Fragen, die sich auch ein Kind stellen könnte, um sich den abstrakten Begriff aneignen zu können.
Eva nimmt die Frucht an und gibt ihn in den Obstsalat und der ist „hammerlecker“, befindet Adam. Mit der Schlange genießen sie den neuen Geschmack.
Schlaflosigkeit ist die Folge und ganz neue Wörter und Fragen tauchen im Schlaf auf: „Verbot, Schuld, Strafe“.
Wer hat ihnen die Frucht gegeben?
Der Baum wirft die Früchte ab, wenn sie reif sind.
Was ist reif?
Evas Antwort darauf ist, dass „jeder Anfang ein Ende findet und nichts bleibt, wie es ist“, nur die Liebe als „ewige Frucht“.
Der Garten ruft nun nach ihnen „Adam, Eva, Wo seid Ihr. …Ich habe ein neues Tier erfunden…“ Die Bildfarbe ändert sich nun in Dunkelheit mit düsteren Schatten und Umrissen. Sie trauen sich nicht aus dem Wasser, denn sie sind „nackt“.
Hier blättern die Kinder möglicherweise zurück. Waren Adam und Eva auf den vorherigen Bildern immer nackt? Das stand bisher im Hintergrund der Wahrnehmung.
Nachdem ihre unerlaubte Handlung erkannt worden ist, kommen weitere Wörter hinzu: „erlaubt, gut, böse, Leben und Tod ...“.
Beide müssen erkennen, dass sie mit diesen Erkenntnissen keine Kinder mehr sein können und die Zeit im Paradies für sie vorbei sein muss. Der Garten ist der „Bestimmer“. Er schmeißt sie raus. Eine Mauer aus Erde, Stein und Lehm wird hinter ihnen von einem „humorlosen Engel“ bewacht.
Das neue Tier wird Esel benannt.
Adam und Eva richten sich nach und nach in ihrem neuen Leben ein. Eine Ziege muss sterben, damit sie Kleidung gegen die Kälte erhalten. Sie haben Feuer und sind der Ziege dankbar. Der Sternenhimmel schickt die Hoffnung und Lichtblicke. Ihnen bleibt zudem die Liebe. Sie finden neue Landschaften, Früchte, Wasser und außerdem eine mögliche Erklärung dafür (außer der, ungehorsam und Diebe gewesen zu sein), warum der Garten sie wegschickte. Sie sollen sich einen eigenen Garten bauen.
Später bekommen sie Kinder. Sie genießen ihr Haus, den Garten, den gebackenen Kuchen und Evas Obstsalat.
Ihnen bleiben „große, kleine, tägliche und ewige Liebe“.
Baltscheit nimmt Kindern die Angst, er erzählt witzig, regt zum Nachdenken über Wörter und komplexere Begriffe an, verweist auf Veränderung und auf eine Zukunft nach einer Verfehlung. Er stellt die Liebe in den Mittelpunkt der Begegnung und der Aussage.
Kinder nehmen Hinweise und Impulse auch über die Gestaltung an. Farben und Personen lassen ebenso Raum für eigene Überlegungen, wie die Erfindung neuer Wörter. Alles kann zum ersten Mal geschehen, sich wiederholen aber auch verloren gehen. Phine Wolff macht mit ihren ganz- oder doppelseitigen Bildern die Stimmungen spürbar. Sie stellt ideenreich einen möglichen Alltag im Paradies dar, wo es trotz des einladenden Gartens zunächst einsam und langweilig werden kann, wo später aber auch das Zusammensein genossen wird. Adam und Eva sind verliebt und neugierig. Viele Tiere sind um sie herum, manche beobachten sie, nicht nur die Schlange, die den verbotenen Apfel bringt. Kleinere Bilder, zwischen den Zeilen eingefügt, legen den Fokus auf Details. Harmonie aber auch das Ungewisse sind einfühlsam in meist kräftigen Aquarellen eingefangen.
Ein wunderbares Buch mit einer neuen Deutung der Paradiesgeschichte

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von stoni; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 08.02.2022

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