Zweimal Marie

Autor*in
Petrick, Nina
ISBN
978-3-939944-34-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krause, Ute
Seitenanzahl
55
Verlag
Tulipan
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Wendejahr treffen sich Marie aus Ostberlin und Anne aus Hamburg am ungarischen Plattensee in derselben Jugendherberge. Beide Mädchen sind auf Klassenfahrt und erkennen, dass sie nicht zufällig, sondern zwillingsmäßig gleich aussehen.
Das Abenteuer beginnt mit ihrem Rollentausch. Marie fährt als Anne nach Hamburg und Anne ist die Marie in Ostberlin. Glücklicherweise hilft der Fall der Mauer im Herbst 1989 bei der ganz persönlichen Familienzusammenführung.

Beurteilungstext

Dem Jubiläum des Mauernfalls widmeten sich viele Bücher. Eine Ausnahme bildet Nina Petricks "Zweimal Marie". Sie erzählt in Anlehnung an Kästners "Doppeltem Lottchen" ein West-Ost-Tausch der Zwillinge Marie und Anne.
Entstanden ist ein Mädchenroman ab 10 Jahren indem die gesamten Ost-West-Klischees stimmungsvoll mit vielen Details aus dem Alltag der Mädchen beschrieben werden.
Beide Mädchen treffen sich auf Klassenfahrt am Balaton in Ungarn. Marie (Ost-Berlin) und Anne (Hamburg) erkennen sich auf Grund ihrer verblüffenden Ähnlichkeit und ahnen schnell, dass sie verwandt sein müssen. Ganz wie im Original von Kästner, bereiten sie sich gewissenhaft auf ihre neuen Rollen vor und beschreiben dabei ein Leben das sie verlassen werden. Marie scheint es vor allem wichtig zu sein, aus Anne einen "richtigen Thälmannpionier" zu machen. Scheinbar hat Marie für Hamburg kaum Vorbereitung nötig.
Der Austausch über ihren Kinderalltag liest sich für den Leser wie eine Retrospektive aus vergangener Zeit, besonders der des DDR Alltags.
Aus Maries und Annes Sicht werden "Was- wäre -wenn- Fragen" aufgeworfen und diese antwortlosen Fragen beleuchten Moral, Lebensumstände und Werte der Menschen.
Mit den Fragen und möglichen Antworten beschäftigen sich auch die Erwachsenen. Sie bieten keine Hilfe an, lassen die Kinder allein und sind mit ihrer Einstellung zu Freiheit und Moral in Ost und West ausgelastet.
Anne und Marie werden nach dem Tausch in deutschen Städten leben, doch die Lebensverhältnisse werden ihnen fremd sein. Unterschiedlicher Sprachgebrauch und andere Begriffe zeigen symbolisch, jedoch authentisch, die Unterschiedlichkeit der Systeme.
Mitunter ist zu viel Klischeebedienung der Autorin störend, die Lehrer aus Ost und West unterscheiden sich vor allem in Strenge und Pflichtbewusstsein, die Straßen in Hamburg sind bunt, sauber und freundlich, hingegen erlebt Anne Berlin zunächst schmutzig, farblos und alt.
Das Buch gewinnt an Intensität mit der zeitgleichen Beschreibung des getauschten Lebens. Einzig der Zwillings-Teddybär bietet den Mädchen Sicherheit und Vertrautheit.
Die politischen Ereignisse bekommen die historisch bekannte Dynamik und der Leser erlebt das Glück des Mauerfalls und der Vereinigung emotional aus der Sicht der Mädchen. Nicht auszudenken, wie sich die Folgen des Zwillingstauschs ohne friedliche Revolution entwickelt hätten.
Es ist ein beachtenswertes Buch über die Wende entstanden, dass Mädchen ab 10 Jahren ansprechen wird, wenn sie sich für Politik interessieren. Einige Passagen im Buch sind sehr anspruchsvoll und brauchen politisches Verständnis oder das Gespräch mit einem Erwachsenen über die Wendezeit.
Ein Glossar am Ende des Buches erinnert sprachlich an lexikalische Einträge und bietet
nicht altersgerecht formulierte Angaben zu Personen und Begriffen.
Ute Krause illustriert sparsam doch sehr witzig und verleiht der Handlung mit ihren schwarz-weiß Zeichnungen pfiffigen Charme.
Insgesamt sehr zu empfehlen, da der Leser Wissenswertes über den Mikrokosmos (Freundschaft, Schule, Eltern, Mädchen) in Ost und West erfährt und zur Verständigung untereinander beiträgt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Han.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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