Lilli Kolibri. Die geheimnisvolle Zauberblume
- Autor*in
- Petrick, Nina
- ISBN
- 978-3-7855-8694-5
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Schmidt, Vera
- Seitenanzahl
- 76
- Verlag
- Loewe
- Gattung
- Buch (gebunden)Erstlesebuch
- Ort
- Bindlach
- Jahr
- 2018
- Preis
- 8,95 €
- Bewertung
Teaser
Eine Tiergeschichte im kubanischen Regenwald - das ist eine Welt, die den Buchmarkt für Leseanfänger*innen bereichert!
Beurteilungstext
Lilli ist ein Kolibri und lebt mit den Freund*innen Ernesto (Gecko) und Polly (Schnecke) in Pueblo Hermosa auf Kuba. Lilli hat einen Traum, und zwar hat eine Orchideenblüte ihr zugeflüstert, dass beim Wasserfall ein Schatz wäre. Da die drei Freund*innen sowieso zusammen mit dem Opossum Miguel einen Ausflug zum Wasserfall geplant haben, sind sie nun auf den Schatz gespannt. Auf dem Weg müssen sie eine gefährliche Schlange überlisten und einer herabfallenden Kokosnuss ausweichen, doch als sie beim Wasserfall ankommen, belohnt sie ein herrlicher Blick und eine wunderbare Badebucht. Und natürlich gibt es da auch die Orchideenblüte. Aber statt eines Schatzes erwartet sie dort ein Scolo - gefährlich, aber mit verletztem Fuß. Natürlich endet alles in einer neuen Freundschaft - welch ein Schatz!
Die Geschichte an sich ist recht harmlos und baut nur kleine Spannungsbögen auf. Die Tierwelt erzählt parabolisch, die Figuren handeln teils als Tierfigur (Lilly kank als Kolibri fliegen, der Scolo hat Giftzähne etc.), andererseits sind sie personifiziert, indem sie weitgehend so denken und handeln wie Menschen. Zum Schwimmen ziehen sie beispielsweise Badezeug ein. Das Spiel mit diesen beiden Polen ist eine Stärke des Buches, denn die ganze Erzählwelt schwankt zwischen Tierwelt im Regenwald und Menschenwelt.
Dazu tragen auch die sehr bunten Illustrationen von Vera Schmidt bei, die mit viel Grün und Natur einerseits den Regenwald darstellen, andererseits mit Liebe auch (menschliche) Kulturwelten darstellen: Perlenbecher mit Strohhalmen, Hängematte, Blätterrucksack oder Hängebrücke zeigen kulturelle Elemente, wie sie von Menschen erschaffen werden. Entsprechend sind auch die Figuren mit ihren großen Augen zwischen Mensch und Tier: Teilweise aufrecht gehend, Flügel werden zu Armen, die Tiere sind teilweise bekleidet. So stellen die Bilder nicht nur dar, was im Text stehen, sondern bauen eine eigene Welt auf, die im Text zwar angedeutet aber nicht ausgeführt wird. Ein wenig ärgerlich ist, dass sich das Titelbild mit Glitzerelementen und Rosa-Akzenten an eine stereotypische Mädchen-Prinzessinnen-Lesewelt anbiedert - was weder dem Erzählinhalt entspricht, noch der breiten Zielgruppe der Kinder am Leseanfang entspricht.
Die extradiegetische Erzählweise setzt einen Schwerpunkt auf die Handlungsebene, Innenleben der Figuren wird teilweise in der wörtlichen Rede deutlich. Erzählt wird in einfachen Sätzen mit einem zum größten Teil einfachen Lesewortschatz. Ausnahmen bilden einige Tier- und Pflanzennamen, die einerseits unbekannt sein dürften (z. B. Orchideenblüte, Opossum, Yudel), andererseits auch für Leseanfänger*innen eine Herausforderung darstellen. Interessant sind einige kleiner Ansätze zu einer gemischten Mehrsprachigkeit, etwa wenn Lilli ihre Gäste begrüßt: "Hallo, Freunde, hola, amigos!" oder die Liedzeile "Pueblo Hermosa ist famosa". Diese Mehrsprachigkeit kommt recht ungezwungen und selbstverständlich daher als Teil der erzählten Welt. Für die meisten Kinder dürfte sie kaum eine Hürde sein, da sie gut eingebunden ist und die Bedeutung aus dem Zusammenhang erschlossen werden kann. Insofern ist diese Mehrsprachigkeit eine echte Bereicherung.
Textumfang und Leseanspruch machen dieses Buch für Kinder interessant, die in der Synthese schon sicher sind und auch schon den ein oder anderen Text gelesen haben. Die Fibelschrift erleichtert für sie den Lesevorgang.
"Die geheimnisvolle Zauberblume" ist der erste Band einer neuen Buchreihe, ein zweiter Band ("Die Verwandlung er Königspalmen") liegt schon vor. Die Erzählwelt und die Figuration sind so angelegt, dass noch viele Geschichten folgen können. Die dürfen dann gern ein wenig mehr Biss haben und sollten unbedingt die integrierte Mehrsprachigkeit beibehalten.
Christoph Jantzen, AJuM Hamburg