Zweimal Marie

Autor*in
Petrick, Nina
ISBN
978-3-939944-34-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krause, Ute
Seitenanzahl
240
Verlag
Tulipan
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ungarn im Sommer 1989. Auf einer Klassenfahrt an den Plattensee treffen Anna aus Hamburg und Marie aus Ostberlin aufeinander. Sie sehen sich - bis auf die Haarlänge - zum Verwechseln ähnlich. Es stellt sich heraus, dass die Beiden Zwillingsschwestern sind. Die Mädchen beschließen einen deutsch-deutschen Rollentausch.

Beurteilungstext

Sommer 1989. Anna aus Hamburg fährt mit ihrer Klasse nach Ungarn. Am Plattensee steht sie plötzlich Marie gegenüber, die ihr, abgesehen von der Länge der Haare, zum Verwechseln ähnlich sieht. Marie kommt aus Ostberlin und wohnt mit ihrer Pioniergruppe in der gleichen Jugendherberge. Die beiden finden heraus, dass sie Zwillingsschwestern sind. Die Mutter ist kurz nach der Geburt der Zwillinge in den Westen geflohen, da sie als Journalistin im Osten unter den herrschenden Verhältnissen zu leiden hatte. Der Vater dagegen, ein bekannter Theaterschauspieler und überzeugter Sozialist, wollte den Osten nicht verlassen. Die Eltern haben sich getrennt, jeweils ein Kind behalten und den Rest der Familie „totgeschwiegen“. Anne und Marie beschließen, zu verheimlichen, dass sie Zwillinge sind. Die anderen Kinder und auch die Lehrer sind zwar erstaunt über die Ähnlichkeiten, glauben aber, dass sich dies auf eine entfernte Tante zurückführen lässt. Die Mädchen verstehen sich sehr gut, was bei ihren Freundinnen zu unguten Gefühlen führt, da Marie und Anne sich von den anderen abkapseln. Sie hecken den Plan aus, die Rollen zu tauschen. Und so fährt Marie mit nach Hamburg zur Mutter und Anna zieht beim Vater in Ostberlin ein.
Der Leser erhält einen realistischen Einblick in die damalige Zeit aus der Sicht von zwei Viertklässlerinnen. Durch den Tausch müssen die Schwestern sich einiges über die Gebräuche des anderen Landes erklären. Pannen, durch die sich Anne und Marie verdächtig machen, sorgen für weiteres Wissen über den Alltag. Obwohl die Geschichte vor zwanzig Jahren spielt, sind die beiden Mädchen so lebendig dargestellt, dass sich die Leser gut mit ihnen identifizieren können. Die Sprache ist der Zielgruppe angemessen und verständlich.
Die Erzählperspektive ist sprachlich glaubwürdig. So streut die Autorin immer wieder Alltagsausdrücke ein, die den heutigen Kindern die doch andere „Welt“ deutlich machen. Marie verwendet aus Versehen „urst“ für „sehr“, zum Glück sehen dies die Erwachsenen als eine mitgebrachte Macke an, oder Anne will beim Essen mit dem Vater eine Donauwelle bestellen – wo es doch Schneewittchenkuchen heißt. Zu jedem Kapitel gibt es ein extra Vorblatt, auf dem das Kommende mit einem kurzen Satz zusammengefasst wird. Zudem schmückt eine kleine Zeichnung die Seite. Zur Auflockerung sind in jedem Kapitel ein bis zwei Schwarz-Weiß-Zeichnungen eingefügt. Das Buch ist in Rosa gehalten, das Titelbild zeigt Anne und Marie auf der Mauer mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund. Das Buch richtet sich durch die Aufmachung klar an ein weibliches Publikum. Dem Buch beigefügt ist ein Glossar, der die wichtigsten Begriffe erklärt. Leider sind die Texte recht kompliziert und mit Fremdwörtern versehen („zentralistisch regierter sozialistischer Staat“, „Legitimation“) und für die Zielgruppe so nicht zu verstehen. Der Verlag gibt als Altersempfehlung ab 8 Jahren an, allerdings ist dies zu niedrig angesetzt. Das Buch eignet sich für interessierte Kinder ab der 5. Klasse, das Glossar ist wahrscheinlich eher ab 12 Jahren verständlich. Allerdings sind in diesem Fall die Hauptpersonen zu kindlich. Doch um das Buch genießen zu können, muss man ja auch nicht alle Hintergründe verstehen, und Nachfragen hat noch niemandem geschadet.
Die gesamte Geschichte wirkt ein wenig konstruiert. Eine so weite Klassenfahrt in der vierten Klasse, der Zufall, dass sich die Mädchen treffen, dass keiner Verdacht schöpft, als die beiden die Rollen tauschen, dass sich keines der Mädchen Gedanken über den „Rücktausch“ macht, lassen das Buch etwas unrealistisch erscheinen. Doch es wurde mit dem Hintergedanken geschrieben, Lesern etwas über das damalige Leben im geteilten Deutschland zu vermitteln, und dies ist auch gut gelungen, so dass man über diese Schwächen hinwegsehen kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BW-UKL.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Petrick, Nina

Petrick, Nina

Doppelt gebucht

Weiterlesen
Petrick, Nina

Lilli Kolibri. Die Verwandlung der Königspalmen

Weiterlesen
Petrick, Nina

Die geheimnisvolle Zauberblume

Weiterlesen
Petrick, Nina

Lilli Kolibri. Die geheimnisvolle Zauberblume

Weiterlesen
Petrick, Nina

Zweimal Marie

Weiterlesen
Petrick, Nina

Die unglaubliche Fledermaustante

Weiterlesen