Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat - Die schönsten Märchen der Gebrüder Grimm

Autor*in
Völk, Julie
ISBN
978-3-8369-6081-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Völk, Julie
Seitenanzahl
394
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
Hildesheim
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
32,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Eine wunderbar illustrierte, thematisch gut geordnete Auswahl der bekanntesten Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm

Beurteilungstext

Der Untertitel „Die schönsten Märchen der Gebrüder Grimm“ ist insofern irreführend, als es im Märchenreich nur vordergründig um Schönheit, sehr viel öfter um Hass und Eifersucht, Habgier und Betrug, Hunger und Elend, Macht und Ohnmacht, also um die ganz normalen Begleiterscheinungen christlicher Feudalgesellschaften geht, gegen die das Wünschen noch nie geholfen hat. Um aber dem Titel gerecht zu werden, hat die Herausgeberin Daniela Filthaut für den Gerstenberg Verlag eine Auswahl getroffen, die, so vermute ich, vermeiden soll, die Zielgruppe der kindlichen Leserinnen und Leser zu erschrecken oder zu verwirren, mithin auch die lesenden Erwachsenen davor bewahren soll, Fragen beantworten zu müssen, die sie nicht beantworten können. Warum der Vater die Tochter heiratet, nachdem ihm die Frau gestorben ist („Allerleirauh“). Warum die Mutter (als Stiefmutter) den Sohn derart hasst, dass sie ihm den Kopf abschlägt, in schlachtet und kocht, der Vater aber das Fleisch des Sohnes isst, ohne zu bemerken, was ihm da vorgesetzt wurde („Von dem Machandelboom“). Auch auf „Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ wurde vielleicht nicht nur aus Platzgründen verzichtet, wird doch in diesem Märchen an der Ziege (stellvertretend für die nicht vorhandene Mutter) eine Strafe vollzogen, mit der Frauen immer dann gedemütigt werden, wenn sie es wagen, männliche Regeln zu brechen: Es werden ihnen die Haare geschoren.
So ist die Auswahl tatsächlich geschönt, was die ausgewählten Märchen aber nicht hässlich macht, im Gegenteil. Wird doch bei „Hänsel und Gretel“ neben der Frage, warum ausgerechnet die Mutter böse, der Vater aber gut ist, geschwisterliche Eintracht und Solidarität thematisiert. Im Gegensatz zu „Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein“, das von Rivalität und Hass erzählt, und neben „Hänsel und Gretel“, „Brüderchen und Schwesterchen“ und „Schneeweißchen und Rosenrot“ im ersten Kapitel „Von Brüderchen und Schwesterchen“ gelandet ist. Das zweite handelt „Von Wölfen, Geißlein und allerlei Getier“, das dritte „Von Königstöchtern und anderen feinen Mädchen“, das vierte „Von alten, weisen Frauen und allerlei Hexen“, das fünfte „Von verzauberten Prinzen und erlösten Königssöhnen“ und das sechste „Vom Teufel, Hurleburlebutz und anderen kleinen Männlein“, womit wir also alles gut geordnet vorfinden, was die Lektüre nicht interessanter, nur das Auffinden der einzelnen Märchen leichter macht.
Wären da nicht die wunderbar leichten, zart verträumten Bilder und Illustrationen von Julie Völk, wir könnten das Buch für eine der gewöhnlichen Neuauflagen der ewig gleichen Sammlungen halten, die immer dann auf den Markt geworfen werden, wenn es die Verlagsstrategie erfordert. Ihre Zeichnungen erst machen das Buch zu einem schönen Buch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bf; Landesstelle: Bremen.
Veröffentlicht am 03.01.2022

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