Wildesland

Autor*in
Franz, Cornelia
ISBN
978-3-8369-6185-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Baan, Petra
Seitenanzahl
144
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Matthis eckt regelmäßig an, zu Hause und in der Schule, immer macht er etwas falsch, immer muss er sich rechtfertigen und das macht ihn wütend, impulsiv und bockig. So auch auf einer Autofahrt in Norwegens Wildnis im Urlaub, die nach einer heftigen Auseinandersetzung zwischen Matthis und seinen Eltern mit einem dramatischen Autounfall endet. Vor Sorge, Angst, Scham und vor allem Schuldgefühl flüchtet er sich tagelang in die Natur, ganz auf sich allein gestellt, nur begleitet vom Familienhund.

Beurteilungstext

Die Wildnis nimmt ihn auf, fordert ihn, das Stadtkind, aber auch bis an die Grenzen körperlicher Belastbarkeit. Dennoch, die Wildnis entfaltet psychisch eine beruhigende Wirkung:
„Es war, als hätte die Natur ihn aufgenommen wie einen Freund. Die Bäume, die Büsche, die Lichtungen voller Blumen, die Vögel und die Eichhörnchen, selbst die Käfer auf dem Waldboden, das ganze Leben um ihn herum. Er musste keine Fragen beantworten, keine Vorwürfe hören, sich nicht rechtfertigen. Er musste sich nicht benehmen und alles richtig machen. Er konnte einfach nur sein, wie er war, einfach nur Matthis.“
Doch auch hier ist er auf sich selbst zurückgeworfen, auch hier muss er feststellen, dass er nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft, in seinem Starrsinn und seiner Unbeherrschtheit sich und andere, wie den Familienhund Tara, gefährdet. Aber: „Sie (Tara) würde bei ihm bleiben. Ganz gleich, wie dumm und nutzlos er auch war.“
Das schmerzt neben den überwältigenden Schuldgefühlen, die er wegen des Unfalls verspürt und die auch dazu führen, dass sogar die Sorge um die verunfallten Familienmitglieder ihn nicht dazu bewegen kann, Kontakt zur Zivilisation aufzunehmen: „Ich bring ja bloß Unglück über alle.“
Unerwartete Hilfe bekommt er von dem geheimnisvollen, selbstbewussten Mädchen Jule, das jede Menge Überlebenstechniken und -strategien für die Wildnis beherrscht und völlig unberechenbar auftaucht und wieder verschwindet. Jules Auftauchen fordert Matthis, verhilft ihm aber auch zum Überleben, sie scheint seine Beweggründe und seine Dämonen zu kennen, weist Matthis zurecht, aber unterstützt und hilft, wenn auch eher wortkarg, und nimmt ihn im Großen und Ganzen so, wie er ist.
Doch erst als Jule dringend seine Hilfe braucht, schafft er es sich zu überwinden, das Davonlaufen vor sich selbst, vor seiner Familie, vor den vermeintlichen Konsequenzen seines Handelns zu beenden.
Mit dem Buch taucht man ein in die Wildnis Norwegens ebenso wie in das Seelenleben des Protagonisten mit seinen Zweifeln, der Unbeherrschtheit und dem Gefühl der Nutzlosigkeit und Bürde für andere. Cornelia Franz zeichnet die persönliche Entwicklung realistisch in ihrer Langsamkeit und mit Rückfällen in verfestigte individuelle Verhaltensmuster.
Es setzt keine vorschnelle Läuterung ein, die Hauptfigur bleibt immer ein wenig sperrig, trotzig und vordergründig überheblich im Ringen mit der eigenen Gefühlswelt. Die Natur als heilende Kraft und als Mittel zur Katharsis ist als Motiv nicht neu, verbindet sich hier aber überzeugend, spannend und auch berührend mit den Konflikten im Seelenleben eines stark verunsicherten Heranwachsenden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von LB13; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 14.02.2023

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