Wie man eine Raumkapsel verlässt

Autor*in
McGhee, Alison
ISBN
978-3-423-64071-8
Übersetzer*in
Kollmann, Birgitt
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
205
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Dieses sehr leise Buch ist eines mit intensivem Nachhall. Es verhandelt keine leichten Themen und ist dennoch leicht zu lesen. Eindringlich, ohne dabei aufdringlich oder pädagogisch wirken zu wollen, erzählt Alison McGhee die Geschichte des 16-jährigen Will, der das Laufen für sich entdeckt hat, um über den Verlust seines Vaters hinwegzukommen.

Beurteilungstext

Wills Vater hat Suizid begangen. Für seinen Sohn bleiben viele Fragen offen, allen voran die nach dem Warum. Wills immer wieder neue Versuche, das Maisbrot so zu backen, wie sein Vater es tat, sind vergebliche Versuche, ihm nahezukommen.
Der Titel des Romans ist einer Liedzeile aus David Bowies „Space Oddity“ entnommen, auch sonst finden sich immer wieder Referenzen auf das Lied und die Musik Bowies im Text. So kommunizieren Will und sein Chef, von Will Major Tom genannt, teilweise über Liedzeilen miteinander.
Es tauchen wenige Figuren im Buch auf, diese sind liebevoll gezeichnet. Sein Chef, Besitzer eines kleinen One-Dollar-Shops, ist kein Gewinner. Er ist einsam und vielleicht etwas verschroben mit seinen vergilbten Sinnsprüchen an der Pinnwand – wird aber nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, genauso wenig wie der Obdachlose, den Will für sich selbst Superman getauft hat. Will begegnet allen anderen Menschen auf Augenhöhe.
Die Leser:innen folgen ihm auf seinen Wegen durch die Stadt, seiner Stimme, seiner Wahrnehmung, seinen Eindrücken und Urteilen. Er ist ein sehr genauer Beobachter mit wachem Blick und einem guten Herz. Superman erhält das Maisbrot, ein kleiner Junge, der Schmetterlinge beobachtet, ein Fernglas. Will läuft nicht nur, um den Kopf freizubekommen. Eine Mitschülerin, Playa, mit der er als Kind befreundet war, wurde auf einer Party vergewaltigt und kommt nicht mehr zur Schule. Will fragt sich, ob er es hätte verhindern können. Auch für Playa beginnt Will kleine Geschenke zusammenzustellen und sie ihr vor die Tür zu legen. Es sind diese kleinen selbstlosen Gesten, die zu Herzen gehen.
McGhee gelingt es, in ganz kurzen Texten, die nur zwischen 10 und 20 Zeilen lang sind, eine eigene, glaubwürdige Stimme zu entwickeln. Die meisten Sätze sind kurz und prägnant. Immer wieder tauchen Zitate aus den Songs auf, genauso wie die drei Sätze, die der Vater Will mit auf den Weg gab. Hin und wieder lockern kurze Dialoge Wills Gedankenfluss auf. Birgitt Kollmann hat bei der Übersetzung gute Arbeit geleistet. Will klingt authentisch. Ärgerlich ist nur, dass für den Begriff 'Butterfly Dude‘ der Begriff ‚Schmetterlingskerlchen‘ gewählt wurde. Andere Wörter und Sätze sind auch im Englischen belassen – warum nicht auch dieses?
Das Buch hätte eines über Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung werden können, doch trotz der schweren Thematik, ist dies nicht geschehen. Es ist ein trauriges Buch voller Hoffnung und Trost mit einem zutiefst humanistischen Protagonisten, dem es gelingt, die Welt im Kleinen zu ändern.
Am Ende des Buches hat der Verlag Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche zusammengestellt, die selbst Suizidgedanken haben oder Hinterbliebene sind – und einen Leserbrief, den die Autorin erhalten hat. Darin dankt der unbekannte Schreiber für genau dieses Angebot, das ihn oder sie gerettet hat.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ah; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 21.05.2021

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