Liebe Schwester. Briefe an meine kleine Nervensäge
- Autor*in
- McGhee, Alison
- ISBN
- 978-3-95728-358-0
- Übersetzer*in
- Köller, Kathrin
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Bluhm, Joe
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- Knesebeck
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Teaser
Titel und Untertitel enthalten das Wesentliche dieses beeindruckenden Comic-Tagebuches, nämlich die Briefe und Notizen eines 8 Jahre älteren Jungen an seine junge Schwester, immer verbunden mit entsprechenden Bildskizzen. Zwischen den Antipoden Geschwisterhass und Geschwisterliebe thematisiert es feinfühlig, lustig und ironisch, wie sich die komplexe und komplizierte Gefühlswelt im Laufe der Zeit entwickelt und verändert, von der Geburt der Schwester bis hin zum Auszug des Bruders.
Beurteilungstext
Zur Geburt soll der Bruder ein Bild malen, was er auch tut: einen schreienden Säugling, was die Eltern aber ablehnen. Nach drei Monaten soll er wenigstens etwas schreiben, was er mit "Bitte schön" und "von Bruder" erledigt und wieder ein entsprechendes Schrei-Heul-Bild anfügt. Weiter geht es mit dem Halbjahreszeugnis: Schreien: Ausgezeichnet; Windel-Befüllung: Ausgezeichnet; Bruder ins Auge piken: Ausgezeichnet usw.
Dabei erklärt der Junge, weshalb er nur mit "von Bruder" unterzeichnet, denn er weiß ja noch nicht, wie sich ihr Verhältnis entwickeln wird. Von den Eltern spricht er in seinen Kurztexten nur unpersönlich von "sie" oder "die Wärter", wenn diese ihn mit Strafen ob seiner Schwester-Kommentare traktieren. So geht es weiter mit Texten und Bildern zum einjährigen bis hin zum fünfjährigen Geburtstag, wobei nicht nur die Zeugnisse allmählich variieren, sondern auch weitere Begebenheiten hinzukommen. Besonders eindrucksvoll ist etwa, dass er "Schwester" nicht nur zum siebenhundertdreiundsechzigsten Mal ihr Lieblingsbuch vorlesen muss, sondern insgesamt "dreihundert Millionen Mal. Dabei hat es mit diesem Buch mit dem in einem Bild zu entziffernden Titel "Schau, wie schlau" noch eine ganz besondere Bewandtnis, die erst ganz am Ende aufgelöst wird und die hier nicht verraten werden soll.
Von dieser anfänglichen Phase der überwiegenden Hassbeziehungen geht es mit der gemeinschaftlichen geschwisterlichen Abneigung gegen die Mahlzeit "Weiße Bohnen" hin zu einem erste Sympathie bekundenden Bruder-Ermutigungszettel, an einen Apfel geheftet, am ersten Morgen der Schwester in der Vorschule. Und als der 18-jährige Bruder schließlich das elterliche Haus zum Studium verlässt, ist aus der sich entwickelnden Sympathie Geschwisterliebe geworden und der nun liebe Bruder hinterlässt seiner lieben Schwester im Baumhaus, auf seinem Schreibtisch und unter ihrem Kopfkissen alle seine bisherigen Aufzeichnungen in Text und Bild.
Die Leserin und der Leser, die Betrachterin und der Betrachter können die namenlose und insofern universell gültige Darstellung der Tiefen und Höhen der Geschwisterliebe in knappen, kindgerechten und zugleich subtil-hintergründigen Texten in Druckschrift wie auf Oktavheftseiten und gekonnt unterstützt und ergänzt mit schlichten, kindlich-naiven und gleichwohl ausdrucksvollen Comicbildern schmunzelnd und nachdenklich verfolgen.
Die bekannte amerikanische Autorin Alison McGhee und der ebenso bekannte amerikanische Illustrationskünstler Joe Bluhm haben für ein perfektes Ineinandergreifen von Text und Bild gesorgt und dank Vorsatzseiten und weiterer grafischer Gesamtgestaltung ein gelungenes Kunstwerk erstellt, das bereits im Kindergarten und auf jeden Fall in der Grundschule eingesetzt werden kann und unbedingt in Familien mit entsprechender Geschwisterkonstellation zu empfehlen ist!