Unter der Asche die Glut
- Autor*in
- Fährmann, Willi
- ISBN
- 978-3-401-02710-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 563
- Verlag
- Arena
- Gattung
- –
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- 2003
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der historische Abenteuerroman zeigt am Beispiel der Hauptperson Christian Fink anschaulich und faktenreich das sich drastisch verändernde Leben Jugendlicher im Nazideutschland im Zeitraum von Januar 1933 bis Ostern 1935.
Beurteilungstext
Auf 563 Seiten schildert Willi Fährmann in epischer Breite die sich radikal verändernde politische Landschaft im Nazideutschland von der Machtergreifung Januar 1933 bis Ostern 1935. Im Zentrum des Geschehens steht Christian Fink, Fährmann-Lesern bereits durch den Roman “Der Mann im Feuer” bekannt. Chronologisch handelt es sich um dessen Fortsetzung. Nachdem Christian dort 1932, in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit, als Lippischer Dörfler im Ruhrgebiet als Ziegler Arbeit gefunden hat, erfahren wir jetzt, wie der Protagonist in der Nähe von Detmold in einem Gestüt aushilft, bei einem Bekannten auf dem Bauernhof wohnt und als Hilfsarbeiter in Paderborn im Tiefbau arbeitet.
Vor allem aber wird der Leser informiert über die zunächst schleichenden, dann immer drastischer werdenden Änderungen im Leben Jugendlicher im Zusammenhang mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Als gläubiger Katholik Mitglied der Jugendorganisation Schar, erlebt Christian die zunehmende Zensur ihrer Schriften, die Einschränkung ihrer Aktivitäten und die gravierenden Probleme, die ihre Kerngruppe erfahren muss, als sie nach einer österlichen Wallfahrt nach Rom 1935 nach Deutschland zurückkommen. Der ständig sich verschärfende Druck führt schließlich zur Selbstauflösung der Organisation.
Anschaulich, nachvollziehbar und immer abgesichert durch den Verweis auf historische Quellen, die in einem Register zusammengefasst sind, schildert Fährmann diesen Prozess des zunehmenden Druckes, der die Jugendlichen wegen der Konsequenzen für ihr schulisches bzw. berufliches Fortkommen allmählich zur Entsolidarisierung und schließlich zum Aufgeben ihrer Jugendarbeit zwingt.
Insofern eignet sich dieser Roman gut für interessierte LeserInnen ab 13, die eine genaue Darstellung des Lebens der einfachen Leute in dieser Zeit nachlesen und nacherleben möchten. Der Handlungsverlauf ist abwechslungsreich und spannend, die Sprache klar, eingängig und mit hohem wörtlichen Redeanteilen durchsetzt.
Allerdings wäre eine Konzentration auf das dargestellte Hauptproblem sehr empfehlenswert gewesen. Das zusätzliche Einflechten interessanter Nebenmotive (Diskriminierung von Frauen im Nazideutschland, dessen schnell zunehmender Terror gegenüber Juden, das Verhalten der kirchlichen Machteliten, die zwiespältigen Handlungen von SS-Leuten im Dienst und als Privatpersonen u.a.) lässt den Roman doch über Gebühr anschwellen und intendiert einen Totalitätsanspruch, der seiner Rezeption eher entgegensteht.