Tok-tok im Eulengrund: Das Geheimnis der Vogelfrau

Autor*in
Wendt, Albert
ISBN
978-3-7026-5949-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Wien
Jahr
2020
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Am Rande der Gesellschaft leben drei scheinbar obdachlose Frauen auf einem verwilderten ehemaligen Fabrikgelände. Gestört fühlen sie sich durch Kinder, die das Gelände zum Spielen nutzen. Sie engagieren einen alten Bekannten als „Kinderschreck“, denn niemand soll ihr Geheimnis erfahren und sie bei der Arbeit stören.

Beurteilungstext

Aus der Sicht eines Erwachsenen wird die teils reale, teils fantastische Geschichte erzählt, die auf einer alten Industriebrache nahe der Stadt spielt. Als Kinderschreck „Kahle Baba“ soll der Ich-Erzähler nicht nur spielende Jungs und Mädchen vom Gelände vertreiben, sondern auch alle Neugierigen und Störenfriede aus der städtischen Umgebung. Engagiert hatte ihn Rose, seine ehemalige Studienkollegin, in die er bis zu ihrem Verschwinden immer ein bisschen verliebt war. Nun ist sie nach Jahren als „Obdachlose“ wieder aufgetaucht und führt mit zwei anderen Frauen ein sehr merkwürdiges, rätselhaftes Leben. Kahle Baba weiß nicht, womit sich die drei Frauen wirklich beschäftigen. Sie spielen ihre Rolle als Obdachlose perfekt und hüten streng das Geheimnis ihrer Forschungen.
Was es mit dem sensationellen Fund einer ungewöhnlichen Taubenart, der Ariel-Taube auf sich hat, erfährt er – und somit auch der Leser - erst fast am Ende der Geschichte, auch wenn das geschmackvolle, farbige Buchcover durch den Untertitel und die Abbildung bunter Federn schon einen ersten Hinweis geben könnte. Allerdings nimmt die Auflösung des Geheimnisses in der Dramaturgie der Erzählung zu wenig Raum ein und kommt damit für die Gestaltung und Auflösung des Spannungsbogens zu kurz.
Die Erzählperspektive aus der Sicht des erwachsenen Kahle Baba schafft eine gewisse Distanz zur jugendlichen Leserschaft und erfordert von ihr Abstraktions-, Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen. Das Figurenensemble ist geteilt in eine Erwachsenengruppe und eine Kindergruppe. Sie treffen auf dem Fabrikgelände aufeinander und agieren anfangs getrennt voneinander, später wird die Distanz – auch durch eine zugelaufene Hündin und ihre Jungen - verringert und die getrennten Handlungsstränge vermischen sich zu einem gemeinsamen.
Meines Erachtens kann diese hintergründige, zu märchenhafter Form verdichtete Geschichte, nicht als ausgesprochenes Kinder- oder Jugendbuch gesehen werden. Auch an sehr geübte Leser ab 14/15 Jahren stellt der Text hohe Anforderungen. So könnte die Geschichte um die Erforschung eines Wundervogels mit den sich dahinter auftuenden moralischen und ethischen Fragen auch durchaus eine erwachsene Leserschaft ansprechen. Obwohl mit 155 Seiten weitaus weniger umfangreich als gängige Fantasyromane braucht es einen langen Atem für die Lektüre, und den Wunsch, sich auf sonderbare Charaktere und eine zwischen Realität und Fantasy schwankende Thematik einzulassen.
Der Fund einer bisher völlig unbekannten, unsichtbaren Vogelart ist eine reizvolle Idee. Verbunden mit der Frage, wie interessengeleitet Wissenschaft und Forschung sein können, warum Forschungsergebnisse geheim gehalten werden und welche Rolle dabei Natur- und der Umweltschutz spielen könnten, würden möglicherweise interessante Diskussionen ergeben. Denkbar wäre ein begleitetes Lektüreangebot in höheren Klassenstufen oder einem Deutsch-Leistungskurs, denn manch aktuelle Fragestellung erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Erst eine intensive Auseinandersetzung mit dem Text unter fachlicher Anleitung würde seine Vielschichtigkeit zeigen, aber auch klären, ob Thematik, Konstruktion und Sprache das Interesse bei Jugendlichen zu wecken vermag und sie sich vielleicht sogar mit dem Text oder mit den agierenden Personen identifizieren können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Arndt; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 07.03.2024

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