Der kleine Fallschirmspringer

Autor*in
Wendt, Albert
ISBN
978-3-7026-5844-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
74
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Wien
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der kleine Fallschirmspringer wird kurz vor der Landung abgetrieben und verirrt sich sieben Mal in seltsame und verrückte Situationen, aus denen ihn sein besorgter Lehrer heraushelfen will. Aber der Lehrer kommt immer zu spät, und der Junge macht seine Erfahrungen ganz allein. Sieben Mal werden poetisch verdichtete und skurile Begebenheiten erzählt, in die der kleine Junge gerät.

Beurteilungstext

Albert Wendt bezeichnet sich selbst als Märchendichter, der in seinem Garten bei Leipzig unterm Apfelbaum sitzt und Wind und Wetter zu seinen Schreibgefährten macht. Kinder sind ihm wichtig und die Poesie der Worte. Lange Zeit hat er Stücke geschrieben, die auf der Theaterbühne aufgeführt oder über den Rundfunk als Hörspiel produziert wurden. Mittlerweile ist aus dem erfolgreichen Dramatiker ein begabter Erzähler geworden, der nicht mehr alles Geschehen in Dialogen fassen muß. Auch in seiner Prosa findet sich die skurile und oft kautzige Personage seiner Stücke, das dörfliche Milieu, Kinder, die verwunschenen, tatsächlich märchenhaften Symbole und Bilder, die Vögel und der Himmel überm Feld. Mit Fahrer und Köchin hat er angefangen, der Sauwetterwind hat seinen kleinen Hermann in die Schule getrieben, Adrian und Lavendel, die Prinzessin Zartfuss und natürlich der Vogelkopp sind nur einige seiner Kunstfiguren, deren Gültigkeit allesamt ungebrochen ist. Die meisten seiner frühen Stücke hat Albert Wendt inzwischen in Prosafassungen gebracht, nun sind sie nicht mehr nur auf die Bühnenbretter angewiesen, um gesehen und gehört zu werden, sondern können zwischen zwei Buchdeckeln die Reise in die Kinderzimmer machen.
In seinem jüngst erschienenen Kinderbuch wird von einem kleinen Fallschirmspringer erzählt, dem viel Seltsames geschieht. Unter gleichem Titel ist die Geschichte inzwischen auch als Hörspiel im MDR uraufgeführt worden. Auch in dieser Geschichte spielen Wind und Wetter wieder mit, denn der kleine Junge wird von einem launischen Wind beim Fallschirmspringen von seiner Gruppe abgetrieben und sein Lehrer läuft ihm (und fährt und fliegt) siebenmal hinterher um ihn wieder nach Hause zu bringen. Aber immer kommt der Lehrer zu spät, hat sich der Junge schon selbst geholfen.
Die Hauptfiguren sind rasch gezählt: der kleine Junge, der mit dem Fallschirm springt, sein um ihn besorgter Lehrer, sein liebevoller Vater in seiner Bücherhöhle und die etwas nervöse Mutter, die gar nicht weiß, dass ihr Sohn Fallschirmspringer ist und ihn in einer Volkstanzgruppe wähnt. Aber in den sieben Abenteuern ( ich würde sie nicht ""Streiche"" nennen, wie es das Buch vorgibt) gerät der kleine Fallschirmspringer in höchst sonderbare Situationen: er rettet sich vor einem wilden Stier auf der Weide, wird zum Ehrengast eines alten Mannes auf seiner Geburtstagsfeier, der annimmt, dass der Junge eine verspätete Versöhnung mit seinem alten Freund und Widersacher übermittelt . Er führt ein kleines Mädchen, das so garstig ist wie eine Kröte, zum Hochzeitsaltar in der Kirche, beobachtet eine Begegnung zwischen einem Zirkusartisten und der ""Schönen Hand"". Er trägt ein kleines Kind durch ein riesiges Rosenfeld und findet sich schließlich in der Rosenerntemaschine zwischen lauter deftig-fröhlichen Frauen wieder. Ein blinder Philosoph beobachtet ihn bei der missglückten Landung auf einem Schwan im Teich und in der letzten Episode kämpft der kleine Junge mit einem vermeintlichen Drachen, der sich als Requisit einer Filmcrew entpuppt. Im allerletzten und wieder poetisch überhöhten Bild berühren sich die Handflächen des Jungen mit denen eines Mädchens- und das verspricht wohl ein Abenteuer der ganz besonderen Art zu werden.
Albert Wendts an der Dramatik geschulte und stark verdichtete Erzählkunst hat mit "" Der kleine Fallschirmspringer"" wieder eine Geschichte auf die Welt gebracht, über die man lange nachdenken kann, weil die Bilder, die er gefunden hat, von großer Kraft und Schönheit sind. Es sind Bilder, die gar nicht so sehr verstanden, aber immer erfühlt werden wollen, und die - wie die großen Bilder der Märchen- immer einen Rest Unerklärliches, Seltsames und Fremdes in sich tragen.

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Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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