Still

Autor*in
Pope, Dirk
ISBN
978-3-446-26816-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mariella spricht nicht mehr – nicht weil sie krank ist, sondern weil sie die Vielzahl an Wörtern nicht mehr ertragen kann. Das macht allein – und schafft neue Begegnungen...

Beurteilungstext

Seit Mariella mit ihrer Mutter nach der Trennung der Familie in die kleine Stadt Unter-Ober gezogen ist, spricht sie nicht mehr. Zu viele Wörter werden gesagt, ohne dass sie wirklich etwas meinen. Und Sprache ist dafür zu kostbar. Allerdings haben die Menschen ein Problem mit dem Schweigen: Die Mutter, die sich zurückgewiesen fühlt, die Lehrer*innen, die darin aufmüpfiges Verhalten zu erkennen glauben und die Mitschüler*innen, denen das einfach suspekt ist. So eskaliert die Lage immer wieder und Mariella hat das, was man ein ausgeprägtes Kommunikationsproblem nennen könnte. Zum Glück gibt es den KuLa, den Kurz-Lang, einen Turm in der Näher der Stadt. Dorthin zieht sich Mariella zurück und dort trifft sie eines Tages Stan, der eigentlich Stefan heißt und taub ist. Das scheint hervorragend zu passen, denn die beide verstehen sich sofort auf einer Wellenlänge. Mimisch, gestisch, gebärdend und digital über Kurznachrichten entspinnt sich eine Freundschaft, die gerade wegen der besonderen Kommunikationsmöglichkeiten eine außergewöhnliche Sprachlichkeit entwickelt. Doch die Welt um Mariella zieht sich immer mehr zusammen und drängt auf Veränderung. Das spitzt die Lage plötzlich dramatisch zu...
Dirk Pope gelingt es, diese außergewöhnliche Geschichte auf außergewöhnliche Weise zu erzählen. Seine Protagonistin ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, das aber ausgesprochen eloquent als Ich-Erzählerin auf ihre Welt schaut und das mit einer unglaublichen Konsequenz ihr Leben lebt. Viele handlungstragenden Entscheidungen und Erlebnisse sind dabei zugespitzt und in ihrem Verlauf wenig realistisch, aber eben so, wie man immer denkt, dass sie sein müssten – in einer idealen Welt. So entwickelt die Geschichte eine wunderbare Atmosphäre, die sie ganz nah im Leben von Jugendlichen verortet, aber sie gleichsam ein wenig als fabelhafte Geschichte abhebt und sublimiert.
Das unterstützt auch die Sprache des Buches. Neben den erzählenden und erklärenden Passagen sind auch fiktive Interviews mit einem Institut für angewandtes Schweigen eingestreut, die Mariellas Erlebnisse noch einmal neu perspektivieren und ihr Verhalten hinterfragen. Auch direkt und indirekt mit der Handlung befasste Personen kommentieren das Geschehen in kleinen komischen Statements. Schließlich sind Whats-App-Dialoge zwischen Mariella und Stan eingefügt, die die sich entwickelnde Beziehung kommentieren und gemeinsame Erlebnisse aus beiden Perspektiven auswerten. In ihnen wird auch die einseitige Darstellung von Mariellas Weltsicht gebrochen und erweitert. Hier wird auch der Raum für fortführende Entwicklungen aufgespannt, die das Buch nur andeutet.
Insgesamt liegt hier also ein spannendes und unkonventionell erzähltes, nachdenkliches und herausforderndes Jugendbuch vor, das nachdrücklich empfohlen werden soll.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 27.11.2020

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