Abgefahren

Autor*in
Pope, Dirk
ISBN
978-3-446-25875-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
235
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Völlig überhastet ist Viorel, der noch nicht mal einen Führerschein besitzt, losgefahren; gestartet im Ruhrgebiet, sein Zielort eine Stadt in Rumänien, in der er noch nie zuvor gewesen ist. Dort sollen Verwandte leben, hatte ihm seine Mutter gesagt, und dass sie nicht in Deutschland begraben sein will, sondern in ihrer Heimat. An diesen Wunsch erinnerte er sich, als er sie plötzlich tot am Küchentisch sitzend sah, und obwohl er nichts vorbereiten und nur ihren Pass einstecken konnte, ist er nun in einem alten Corsa unterwegs - mit seiner Mutter im Kofferraum - und hofft darauf, dass sein Onkel am Zielort alles für ihn regeln wird.

Beurteilungstext

"Abgefahren" - das Titelwort hat eine doppelte Bedeutung. Zum einen suggerieren der junge Mann mit seinem Hund auf dem Cover, beide auf dem Dach eines Kleinwagen sitzend, ein unterhaltsames Roadmovie von einer Fahrt zum Meer, zum andern steht das Wort umgangssprachlich als Kommentar für eine absonderliche Begebenheit oder Situation, worauf die Vignetten verweisen: ein Storch, ein Papagei, eine Skeletthand und über allem eine Fledermaus. "Das ist ja wohl abgefahren", heißt es und genau darauf kann man sich bei diesem Roman einstellen. Ein Jugendroman, weil die Hauptfigur erst 17 Jahre alt ist?
Viorel wird als träge und antrieblos geschildert, aber der plötzliche Tod der Mutter reißt ihn aus seiner Lethargie. Er muss handeln, sofort, und so beginnt er erst auf der Fahrt gen Osten über seine Situation nachzudenken, teils in Rückblenden, teils in Gesprächen mit einem Anhalter, der sich noch in Deutschland zu ihm gesellt hatte und ihn mit Vampirgeschichten unterhält.
Allzu realistisch sollte man sich den Roman nicht vorstellen, auch wenn die einzelnen Kapitel mit den jeweils zurückgelegten Streckenkilometern überschrieben sind. Mit dem Finger auf der Landkarte kann man sich orientieren und im ehemaligen Siebenbürgen kommt Viorel auch mit Deutsch zurecht. Doch 2500 km bis zur Schwarzmeerküste, zumal bei Regen, Schnee und Kälte, fast ohne Schlaf, die Strecke zieht sich. Der Anhalter ist plötzlich verschwunden, der völlig übermüdete Viorel unterhält sich mit seinem älteren Ich, der Corsa wird gestohlen und taucht plötzlich ohne Zündschlüssel wieder auf; endlich jedoch bekommt Viorel Hilfe von ehemaligen Nachbarn seiner Mutter und wird an der Schwarzmeerküste sogar auf Verwandte treffen. Er hat, ohne es sich vorher bewusst gemacht zu haben, seine Wurzeln gefunden.
Viorel ist keine sympathische Identifikationsfigur, doch je länger man ihn begleitet, desto mehr kann man sich in ihn hineinversetzen. Wer sich vom Anfang der Geschichte nicht abschrecken lässt, kann dem Erzählstil zwischen sachlichem Reisebericht, Landschaftsschilderung und Aufzählungen, aneinander gereihten Erinnerungsfetzen, Gefühlsbeschreibungen und abtastenden Gesprächen doch einiges abgewinnen. Ob es gleichaltrige Jugendliche tatsächlich anspricht, kann ich nicht beurteilen, Erwachsene wohl eher.
Ich hatte bei der Lektüre den großen Vorteil, dass ich eine ähnliche Reise aus Neugier auf fremde Länder am Steuer eines Volkswagens im Sommer 1971 unternommen hatte - gestartet im Ruhrgebiet durch das ehemalige Jugoslawien, mit Übernachtungen in Belgrad und Bukarest, durch Rumänien entlang der Donau bis zur Schwarzmeerküste, zurück durch Siebenbürgen und Ungarn - unterwegs ergaben sich immer wieder Gespräche mit den Einheimischen über ihr Leben und geschichtliche Ereignisse in der Vergangenheit, so konnte ich in drei Wochen Land und Leute etwas besser kennenlernen und hatte nun so manches Déja-vu.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OAL; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 12.04.2018

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