Sem und Mo im Land der Lindwürmer

Schlagwörter

• Abenteuer
• Angst
• Familie
• Gefühle
• Gewalt
• Mut
• Natur
• Philosophie
• Spannung
• Streit/Konflikt
• Tiere
• Tod/Sterben

Teaser

Der Waisenjunge Sem lässt sich und seinen jüngeren Bruder Mo von einer sprechenden Ratte ins Land der Lindwürmer locken, fort von der grausamen Pflegemutter, die die Kinder quält und ausnutzt. Im Schloss der Lindwurm-Königin Indra mit verzauberten Tieren und reichlich Essen und Spielzeug lebt es sich wie im Paradies. Doch um Indras seltsam enge Beziehung zu Mo gibt es ein Geheimnis, das Sem unter allen Umständen lüften will. Ein gefährliches Abenteuer beginnt.

Beurteilungstext

In diesem fantastischen Abenteuer Roman geht es zu wie im Märchen: Zwei Geschwister fliehen vor ihrer bösen Pflegemutter und folgen einer sprechenden Ratte in das unbekannte Land der Lindwürmer.
So düster und geheimnisvoll wie der Zauberwald auf dem Cover bleibt zunächst auch die Geschichte der Fabelwesen, von denen nur noch eines, die Königin Indra, existiert. Alle anderen wurden vor langer Zeit von den Menschen ausgerottet. Indra wohnt in einem verlassenen Schloss mit einer Dienerschaft aus sprechenden Tieren und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind.
Lebendig und emotional beschreibt der 11jährige Sem als Ich-Erzähler, wie sein Bruder und er im Schloss freundlich aufgenommen und verwöhnt werden. Zugleich spürt er, dass Indra den jüngeren Mo vorzieht und besonders liebevoll umsorgt. Das seltsame Verhalten der tierischen Diener und der Bär Tjodolf bestärken Sem in dem Verdacht, dass die Königin seinen Bruder für ihre Zwecke missbrauchen will, denn sie benötigt das Blut eines Kindes um den Fortbestand ihrer Art zu sichern. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn Sem muss Indra besiegen ehe sie Mo etwas antun kann.
Obwohl Indra Mo nach dem Leben trachtet wird sie nicht als blutrünstige Bestie dargestellt sondern als Kreatur, die wie der Mensch ihre Daseinsberechtigung hat und um ihr Überleben kämpft. Auch seitens der anderen Tiere, die in der Geschichte als Dienerschaft der Königin ihre Rolle spielen, wird die Frage gestellt, woher der Mensch das Recht nimmt über Leben und Tod zu entscheiden.
Meisterhaft gelingt es der Autorin, derart philosophische Themen kindgerecht und in poetischer Sprache in ein spannendes Abenteuer einzubinden und Denkanstöße und Gesprächsanlässe für weiterführende Diskussionen zu schaffen. Allerdings werden Bedrohung und Kampfszenen sehr realistisch dargestellt und der selten aufblitzende Humor der Autorin wirkt eher sarkastisch. Anders als die harmlosen Bildchen und Überschriften zu Beginn eines jeden Kapitels vermuten lassen wird Kinder hier durchaus das Fürchten gelehrt. Zum Vorlesen in der Familie und vertrauten Gruppen eignet sich das umfangreiche Buch ab 10, als Lektüre für erfahrene Leseratten ab 12 Jahren.