Scott und Amundsen. Das Rennen zum Südpol

Autor*in
Nielsen, Maja
ISBN
978-3-8067-4838-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
62
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei einander ähnliche Expeditionen werden gegeneinander gesetzt: Scotts und Amundsens tödlicher Konkurrenzwettlauf vor noch nicht einmal 100 Jahren um den Ruhm, als Erster den Südpol erreicht zu haben und die Expedition von Arved Fuchs und Reinhold Messner, zweier ausgewiesener Abenteurer und erfolgreicher Bezwinger der unwahrscheinlichsten Expeditionen: sie sind erfolgreich, vor allem aber auch, weil sie gemeinsam und nicht Rekord süchtig gegeneinander laufen.

Beurteilungstext

Maja Nielsen ist eine Naturbegabung: so leicht wird dieser schwere Stoff erzählt, dass es trotz - oder gerade wegen - aller Dramatik eine Lust ist zu lesen. Sie setzt die drei Expeditionen einfach nebeneinander, wem ihre Sympathie gilt, wird dennoch deutlich, es ist auch nicht zu übersehen: Scott musste einfach scheitern, seine britisch-koloniale-militaristische Überheblichkeit gegenüber allem, was diesen drei Polen nicht entsprach, hat schon etwas Karikaturhaftes an sich. Er ist so verblendet, dass er, als er eigentlich längst sehen musste, dass mit Maschinen und Ponys in der Antarktis nichts zu gewinnen ist, seine Schlittenhunde zurückschickte, obwohl sie schneller als alles andere waren, weil sie “nur etwas für Eskimos sind, nicht für Engländer”.
Amundsen dagegen lebte zwei Jahre bei den Inuit, von denen er alle Überlebenstechniken lernte, die er für seine erfolgreiche Expedition brauchte. Damit war er auf der gleichen Wellenlänge wie die beiden modernen Helden, die zusätzlich natürlich die modernen Techniken der synthetischen Stoffe, GPS und anderer Materialien nutzten. Und das Wesentliche ist ein ganz anderer Punkt. Die modernen Helden sind erfahrene und erfolgreiche Männer, die ZUSAMMEN arbeiten und so ihr Ziel erreichen. Sie hören aufeinander, ziehen andere zu Rate und setzen sich nur dem naturbedingten Druck aus, vor Einbruch des antarktischen Winters ihr Ziel erreicht haben zu müssen.
Die beiden Ignoranten Scott und Amundsen laufen alleine, gegeneinander. Und dabei laufen sie nicht wirklich allein wie Fuchs und Messner tatsächlich, deren Helfer nur im Hintergrund wirkten, sondern mit einem mehr oder weniger großen Stab von Mitläufern. Natürlich mussten die auch noch mitversorgt werden und so ist auch das Logistische problematischer als das unserer Zeitgenossen. Beide aber setzten sich einem Konkurrenzdruck aus, der tödlich wurde und die Mitarbeiter waren, obwohl sie sicher Gleiches geleistet hatten, nur nebenrangig. Den Ruhm erhofften die beiden Anführer für sich selbst - auch wenn Amundsen scheinbar nichts davon wissen wollte.
Nielsen wechselt ständig von der alles überschauenden Perspektive zur nah am Geschehen beteiligten, so dass der Leser genau erfährt, wo die Konflikte lagen und welche grundsätzlichen Unterschiede die Abenteurer ausmachten. Amundsen war sich seiner Überlegenheit bewusst, weil er sicher sein konnte, dass in der Antarktis nichts besser sein kann, als auf die Erfahrungen der Arktisbewohner zurückzugreifen. Scott in seiner Verblendetheit scheute sich sogar, seinen Misserfolg selbst zu sehen, als alle anderen das schon klar vor Augen hatten und so umso sicherer in das Drama der absoluten Vergeblichkeit seiner Expedition schlidderte. Nielsen schildert dieses Drama bis zum Ende mitreißend. - Und so ganz anders die Moderne: Die Beiden konnten sich fast sicher sein, irgendwie gerettet werden zu können, sollte eine Katastrofe eintreten. Dennoch bleibt immer ein Risikofaktor, der nicht einzuschätzen ist. Und einer ist die Frage, wie zwei so unterschiedliche Charaktere diese absolute Belastungsprobe überstehen. Arved Fuchs ist der Fachberater Nielsens gewesen, so ist seine Sicht die vorherrschende, aber außer, dass er beschreibt, wie unterschiedlich die Beiden in den Belastungsproben reagierten, hält er sich mit einer Bewertung vornehm zurück. Nur wollen die Beiden heute nichts mehr miteinander zu tun haben.
Das kann ich durchaus verstehen.
Die Antarktis heute ist nicht mehr die der letzten 100 Jahre. 10 000 Menschen leben heute dort in den unterschiedlichsten Stationen, alle mehr oder weniger auf Zeit gebaut. Mit dem Ausblick auf die Forschungsvorhaben und deren Ergebnisse endet dieses ebenso lesenswerte, informationsreiche wie spannende Buch, auf jeder Seite mit 2 - 3 informativen Fotos und jeder Menge knapper Zusatzinformationsblöcken versehenes Buch.
Nur: Schneeleoparden leben nun wirklich nicht in der Antarktis (Seite 18)!

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh 07.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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