Rotkäppchen, wie geht es dir?

Autor*in
Gliemann, Claudia
ISBN
978-3-942640-12-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Lukk- Toompere, Regina
Seitenanzahl
52
Verlag
Monterosa
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Karlsruhe
Jahr
2020
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Ein Mädchen hat schlimme Gewalterfahrungen gemacht, ihr kindliches Vertrauen wurde missbraucht. Im Märchenland hilft ihr der Bär, wieder zu sich selbst zu finden. Die einfühlsamen Bildern helfen, Erinnerungen zuzulassen, Gedanken zu sortieren und zu verarbeiten. Und zu wissen, dass man nicht allein ist.

Beurteilungstext

Das wunderschön aufgemachte Bilderbuch widmet sich auf sehr emotional eingehende Weise dem ernsten Thema Gewalterfahrung von Kindern.
Der Bär findet vor seiner Höhle ein schluchzendes Kind: „Rotkäppchen, was ist denn los?... Du bist ja ganz schwarz!“ Und das Mädchen sagt ihm, wie gern es mit dem lustigen Fuchs spielte. Der aber wollte, täglich, kurz bevor die Sonne unterging eine ihrer goldgelben Locken haben und sich in sein Fell knüpfen. Nun wolle sie nicht mehr farbig sein! Nun behütet der Bär das Kind, gibt ihr Schutz im kalten Winter und Geborgenheit, ohne ihr zu nahe zu kommen.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte mit zweifacher Absicht. Sie schafft zum einen für Kinder einen symbolischen Anknüpfungspunkt: Rotkäppchen, das seine leuchtenden Haare und damit ganz ihre Farbe verliert. Das ist ein überzeugendes Bild und lässt für Leser*innen verschiedenster Erfahrungshintergründe die Anknüpfung zu. Sie können das Vertrauen in den Spielgefährten verstehen und auch nachvollziehen, dass der Fuchs mit seinen Übergriffen dem Mädchen Gewalt antut. Auch das Bild, nach und nach das Tuch vom Rotkäppchen- Korb zu nehmen, um Erinnerungen zuzulassen, ist in diesem Sinne sehr hilfreich. Als zweite Ebene versucht die Autorin mit der Geschichte, die Helfer zu erreichen: Was heißt es, Geborgenheit zu geben, ohne den Schutzmantel der Betroffenen zu zerstören? Wie viel Zeit braucht es, bis der Kokon von innen aufgebrochen wird? Und dass Helfen, heißt, Selbsthilfe zu ermöglichen. Dieses zweite Anliegen überfordert die Geschichte meiner Meinung nach etwas und hätte gut in einem Nachwort Platz gefunden. So benötigt der Erklärungsbedarf teilweise mehr Text, als für das kindliche Verständnis nötig ist. Die Erzählperspektive vom Bären aus verlangt teilweise den Wechsel. Rotkäppchen erzählt ihre Erlebnisse, der Jäger hat eine Aufgabe erteilt. Mit dem klaren Bezug auf die kindlichen Rezipierenden hätte sich die literarische Kraft dieser tollen Bilder noch besser entfalten können.
Die Illustrationen von Regina Lukk- Toompere haben eine besondere Qualität. Sie greifen die Symbolik der Geschichte auf und werden so besonders eindrücklich. Sie strahlen viel Kraft aus und können so den Halt geben, von dem die Geschichte handelt. Im Vordergrund der Bilder steht das Mädchen und ihre Gefühle bestimmen die Farbigkeit. Es gibt schöne Erinnerungen, die mit lichtem Hintergrund dargestellt werden. Und es gibt Doppelseiten, die ihren Ausdruck nur aus hellem und dunklem Grau nehmen. Während der Bär als Helfer immer nur grau abgebildet ist, verändert sich Rotkäppchen. Ihre rote Kappe leuchtet und rundum leuchtet einiges oder später vieles. Die Farbe hebt die Düsternis auf, ohne die Last der negativen Gefühle zu leugnen.
Besonders schön ist, dass das Mädchen am Ende der Handlung in der Lage ist, andere Märchenfiguren, die an ihrer Hütte vorbei kommen, einzuladen, ihre Geschichten zu erzählen.
Bärbel Jähnert

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Jt; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 01.04.2021

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