Prometheus - die Titanenschlacht

Autor*in
Fühmann, Franz
ISBN
978-3-356-01388-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Janssen, Susanne
Seitenanzahl
272
Verlag
Hinstorff
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Rostock
Jahr
2011
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fühmann erzählt die antiken Mythen vom Kampf des Prometheus und der Götter gegen die Titanen, von den abenteuerlichen Seefahrten des Odysseus und dem Aufstieg und Fall der alten Stadt Troja für Kinder und Erwachsene gleichermaßen poetisch und anschaulich. Die Illustrationen von Sabine Janssen beeindrucken in ihrer zugleich altmeisterlichen und expressiven Bildgestaltung.

Beurteilungstext

Franz Fühmann Verdienste um die Adaptionen antiker Mythen kann man nicht hoch genug rühmen. Seine Nachdichtungen für Kinder sind herausragende Leistungen in diesem Genre der Kinderliteratur. Mit seiner poetischen, klaren und anschaulichen Erzählweise gelingt es ihm, die Aufmerksamkeit der Kinder auf jene alten, scheinbar versunkenen Geschichten zu lenken.
Es sind durchweg abenteuerliche Geschichten von Kämpfen und Niederlagen und Siegen, die die jeweiligen Helden durchleben und erleiden. Die Geschichten sind immer dramatisch, es passiert viel, aber man kann leicht den Überblick über die vielen Figuren und Schauplätze verlieren. Fühmann vermeidet ein Allzuviel und beschränkt sich auf Hauptlinien der Handlung, die er nachvollziehbar, aber nie versimplifizierend zeichnet. Man geht gleichsam neben den Helden den gleichen Weg mit, schaut sich um, denkt nach, schaudert und hofft, bangt und leidet. Mythen sind Menschheitserfahrungen , sagt Franz Fühmann in seinem Essay zum mythischen Element in der Literatur , und solche Erfahrungen mutet er auch Kindern zu.
Man weiß, dass Fühmann akribische Quellenstudien und Textrecherchen bei seiner Arbeit an den Adaptionen geleistet hat. Im Vorwort zum "Odysseus" erklärt er, dass er die Übersetzung von Johann Heinrich Voss genutzt habe, damit aber sehr frei umgegangen sei, ergänzt und weggelassen habe. "Das Buch kann die Lektüre Homers nicht ersetzen, es will zu ihm hinführen", betont er. Und auch diese Hinführung beginnt er beim jüngsten Lesepublikum, den Kindern, die er zeitlebens sehr ernst genommen hat.
Unter dem Titel "Das hölzerne Pferd", waren schon 1968 im Verlag Neues Leben in Ostberlin und später im Hausverlag Fühmanns, dem Hinstorff Verlag in Rostock, die Erzählungen um die Irrfahrten des Odysseus und die Sagen vom Kampf um Troja erschienen. 1974 publizierte dann der Kinderbuchverlag in Ostberlin erstmalig den "Prometheus" mit Illustrationen von Nuria Quevedo. 2004 veröffentlichte die Edition Büchergilde Gutenberg eine Ausgabe mit Illustrationen der Dresdner Künstlerin Angela Hampel. Und nun bietet 2011 der Hinstorff Verlag mit der neu illustrierten Trilogie der antiken Mythen eine dritte künstlerische Lesart der alten Geschichten.
Alle drei Bände illustriert nun Sabine Janssen, die Grafik und Design bei Wolf Erlbruch an der Fachhochschule in Düsseldorf studierte und heute als freischaffende Künstlerin im Elsass in Frankreich lebt. Für ihre Buchkunst wurde sie mehrfach ausgezeichnet, zuletzt für das Bilderbuch " Hänsel und Gretel".
Nun hat Janssen, anders als ihre Vorgängerin Nuria Quevedo, die Fühmann noch persönlich kannte und mit ihm im direkten kollegialen Austausch arbeiten konnte, sich den Adaptionen der antiken Mythen zugewandt und großes geleistet.
Was sich hier vor den staunenden Augen des Betrachters auftut kommt einer Verführung gleich. Waren auch die früheren Illustrationen von Angela Hampel oder Nuria Quevedo expressiv und verstörend und blieben lange im Gedächtnis, so sind die von Janssen dazu angetan, einen Sinnenrausch zu erzeugen. Die seltsamen Perspektiven und Blickwinkel, aus denen heraus die Figuren agieren, die collagenhaft ausgeschnittenen Gliedmaßen und ihre bizarren Gesten, die manchmal wie erstarrt scheinenden Blickkontakte erfordern geduldiges Betrachten. Man entdeckt, je länger man schaut, immer mehr und sonderbares.
Ist es zunächst das wilde königliche Rot im Band vom " Prometheus" , sind es die präzisen Details einer Hautschattierung auf einem Unterarm , einer Hand, einem verdrehten Gesicht, die die Bilder stark plastisch und gleichzeitig reliefartig erscheinen lassen, so fragt man sich zunehmend nach der verborgenen Symbolik der Bildwelten, sucht Analogien zum Text, vergleicht, ist irritiert, erfreut, entzückt und verwirrt zugleich.
Die drei Bände kann man sehr gut an den Primärfarben unterscheiden, die Janssen gewählt hat. Die gewählte Farbe versteht sich als ein deutlicher Verweis auf den Grundton der Erzählung.
Im "Prometheus" ist es ein gleißendes, blutiges und zugleich auch königliches Rot, das den Kampf der Titanen gegen die Götter begleitet. Hier grundiert das Rot die Kämpfe und Niederlagen des jungen, aufbegehrenden Titanensohns, der mit Zeus zusammen die Schlacht der Götter gegen die Titanen anführt und gewinnt und dann doch verliert, um schließlich den ersten Menschen aus einem Klumpen Ton zu erschaffen.
Die "Irrfahrt und Heimkehr des Odysseus", begleitet ein tiefes, unergründliches , nachtfarbenes Blau, die weiche und schier grenzenlose Farbe des Wassers und der Meere, auf denen Odysseus ja auch unterwegs ist.
Die "Sage von Trojas Fall" schließlich rahmt ein kupferbarbener Goldton, glänzend und schwer wie ein edles Metall, so schwer und düster wie die erzählte Geschichte.
Die Trilogie kann beim Hinstorff Verlag zusammen mit einer Originalgrafik von Janssen und in einem Schuber erworben werden, aber die Bände sind auch einzeln erhältlich. Wer sie einzeln kauft wird feststellen, dass es nicht genügt, einen Band zu lesen- man will sie alle haben und immer wieder in ihnen blättern und lesen und sich im besten Sinne verführen lassen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Fühmann, Franz

Fühmann, Franz

Die Geschichte vom kleinen Und

Weiterlesen
Fühmann, Franz

Das Judenauto

Weiterlesen
Fühmann, Franz

Lob des Ungehorsams

Weiterlesen
Fühmann, Franz

Am Schneesee

Weiterlesen
Fühmann, Franz

Anna, genannt Humpelhexe

Weiterlesen
Fühmann, Franz

Am Schneesee

Weiterlesen