Ohne Oma
- Autor*in
- Gliemann, Claudia
- ISBN
- 978-3-942640-02-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Tritschler, Patrick
- Seitenanzahl
- 36
- Verlag
- Monterosa
- Gattung
- –
- Ort
- Karlsruhe
- Jahr
- 2011
- Preis
- 14,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Oma Lina ist gestorben. Der Ich-Erzähler erinnert sich, wie es mit ihr war, was sie gemacht hat und er erzählt, wie es ist, seitdem sie nicht mehr da ist. Prägnante Aussagen, die zum Nachdenken einladen; verpackt in ein faszinierendes Bilderformat.
Beurteilungstext
Gleich am Beginn des Buches wird markiert, dass Oma Lina nicht mehr lebt. Seite für Seite werden dann Aussagen über Oma aneinandergereiht. ""Mittwochs hat mich Oma Lina immer vom Kindergarten abgeholt."" ""Meine Oma Lina war lustig."" ""Manchmal hat sie auch Sachen vergessen."" ... Es ist sind einfache, fast banale Aussagen, die ohne erkennbare innere Logik nebeneinander gestellt werden. Sie erzählen vom Leben mit der Oma, und pointieren bestimmte Momente der Beziehung zwischen Oma und Enkel - ""Meine Oma Lina hatte mich lieb. - Und ich hatte sie auch lieb."" - und finden so ganz langsam zum Bericht über das Sterben der Oma, das ebenfalls in kurzen Sätzen Seite für Seite wiedergegeben wird. Am Ende steht die Trauer und dann wieder die Erinnerung, die in den Mittelpunkt rückt.
Exemplarisch und pointierend wird hier ein Trauerprozess dokumentiert, der in den kurzen Gedanken aufs wesentliche hin eingedampft bzw. verdichtet erscheint. Die Aussagen sind für sich gesehen nicht sehr beeindruckend, ihr Zusammenspiel aber eröffnet einen Bedeutungskontext, der nicht wertet, sondern den Schmerz als Teil eines natürlichen Ablaufs in die Gestaltung einbezieht. Faszinierend wirkt auch die Bildebene. Jeder kurze Satz steht zentriert auf einer Seite, gepaart mit einem einfachen Symbol, wie man es aus dem Alltag kennt: ein Herz, ein Strichmännchenpaar Oma und Kind, ein Teller und ein Löffel - wie in einer Mensa. Auch hier dominiert exemplarische Verdichtung und überpersönliche Allgemeingültigkeit. Jede Seite wird von zwei harmonisch aufeinander abgestimmten Farben dominiert, wobei eine in der Regel den Hintergrund stellt, eine Schrift und Symbol umsetzt.
Die unpersönliche Allgemeingültigkeit der Seiten steht im krassen Gegensatz zu den individuellen Aussagen des kindlichen Erzählers. Diese Antinomie erzeugt eine Spannung, die den Leser/Betrachter herausfordert, den Spannungsfeldern Bedeutung zuzuweisen. So verknüpft sich das Bilderbuch mit den eigenen Vorstellungen, die gerade in den abstrahierten Symbolwelten Raum zur Entfaltung finden. Insofern bietet gerade dieses Buch viel Raum zur Identifikation mit einem schwierigen Thema. Es ist nachdrücklich zu empfehlen.