nur wir alle

Autor*in
Pauli, Lorenz
ISBN
978-3-7152-0642-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schärer, Kathrin
Seitenanzahl
30
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2012
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein spannendes und liebenswertes Plädoyer fürs Anders-Sein und den Zusammenhalt. Bildlich gelungen unterstützt wird die Geschichte von 5 Tieren erzählt, welche unterschiedlicher nicht sein könnten und gerade aus diesem Grund - durch die Überwindung von Vorurteilen - etwas Großes erleben. Offenheit, Kompromissbereitschaft und Kreativität siegen über Vorurteile, Ablehnung und Egozentrik.

Beurteilungstext

Inhalt: Aus Langeweile heraus möchte der Hirsch der Maus bei ihren Geschicklichkeitsübungen auf einem Ast Gesellschaft leisten. Aber der Ast ist nicht stark genug, um den Hirsch zu tragen. Kurzerhand wandeln die beiden ihren Zeitvertreib um und überqueren den Fluss. Jeder auf seine Art - die Maus balanciert, der Hirsch springt. Der Fisch beobachtet die beiden und möchte auch teilnehmen. Wie die Maus den Hirsch ausgelacht hat, als er an ihrem Geschicklichkeitstraining teilnehmen wollte, so lachen beide nun über das Anliegen des Fisches. Doch dieser schlägt vor, bei einer Expedition zu erkunden, wohin der Fluss fließt. Während die Maus zunächst ablehnt, bekundet der Hirsch Interesse an dem Vorschlag. Als Kompromiss darf die Maus weiter im Geweih des Hirsches trainieren, während der Hirsch und der Fisch, jeder auf seine Art der Fortbewegung, den Verlauf des Flusses erforschen. Plötzlich fliegt eine Elster auf das Dreiergespann zu und fordert die Tiere auf umzukehren. Doch ohne Begrüßung und mit ihrem kommandierenden Ton möchten die Tiere die Elster nicht mit in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Einen Chef wollen sie nicht, sie sind ein Team. So bleibt die Elster zurück.
Auf ihrem Weg begegnet den drei Tieren eine fremdartige, dunkle Gestalt. Sofort empfinden die drei Freunde Abneigung und Furcht vor dem Fremdling. Als dieser dies hört, droht er mit einem Biss ins Bein, was die anderen Tiere schon fast zur Flucht veranlasst. Doch auf den zweiten Blick sieht der Neue, ein Erdmännchen, schon viel harmloser aus. Er warnt vor dem weiteren Weg am Fluss entlang, denn dort erwarte sie der Bär und würde sie alle fressen. Um den Bären zu umgehen, müssen die Tiere aber den Fluss verlassen und damit den Fisch. Das kommt für sie nicht in Frage. Da zaubert das Erdmännchen einen Eimer voll Wasser herbei, in welchem der Fisch seinen Platz findet. Aufgehängt im Geweih des Hirsches kann dieser nun die Expedition mit fortsetzen. Voller Schrecken bemerken die Tiere aber, dass der Eimer einen Riss hat. Zu weit vom Fluss und damit dem rettenden Wasser entfernt, droht der Fisch zu sterben. Alle Versuche, den Riss zu stopfen, scheitern. Schnell nähert sich der Bär, reißt den Eimer an sich und schon verschwindet der Fisch im Maul des Bären, welcher Richtung Fluss jagt. Verfolgt von den anderen Tieren, erreicht er das Wasser und spuckt den Fisch in den Fluss. Gerade noch rechtzeitig, der Fisch ist gerettet. Der Bär freut sich über den Besuch und alle beschließen gemeinsam zu spielen. Aber "nur wir alle".

In diesem gelungenen Buch werden umfangreich Aspekte aufgedeckt, welche für die Überwindung von Unterschieden und Grenzen und ein gemeinschaftliches, offenes Miteinander plädieren. Durch den Zusammenschluss der Tiere wird Langeweile überwunden, werden neue Ideen entdeckt und es wird gezeigt, dass zunächst wahrgenommene Grenzen gemeinsam schnell überwunden werden können. Kann der Hirsch nicht auf dem Stamm balancieren, so kann er jedoch über den Bach springen. Kann der Fisch den Fluss nicht verlassen, so kann er in einem Eimer voll Wasser trotzdem seine Freunde begleiten. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den Gefühlen, welche die Tiere empfinden. Einerseits sind dies Freude, Abenteuerlust und Zufriedenheit. Andererseits werden die Enttäuschung, Trauer, aber auch Wut deutlich, welche die Tiere empfinden, wenn sie zunächst Ablehnung von der Gruppe erfahren.
Die Handlung wird eingeleitet und begleitet von Anmerkungen, welche, geschickt in den Text eingefügt, aufzeigen, dass durch die Geschehnisse und Entscheidungen, die getroffen wurden, eine einzigartige Geschichte entstanden ist. Hätten die Tiere anders agiert und reagiert, so würden sie sich nicht beim Spiel mit den Freunden, sondern in Einsamkeit und Langeweile wiederfinden. Die Elster wird auf Grund ihres Verhaltens nicht von der Gruppe akzeptiert und bleibt allein.
Die zumeist kurzen Sätze wirken frisch und spontan, fast, als hätte der Autor mit diesen die Handlung in beobachtender Position direkt kommentiert. Pauli gelingt es auf den wenigen Seiten, viele Spannungsbögen aufzubauen. Die Geschichte wirkt nie vorhersehbar und bewahrt sich eine ordentliche Portion Humor und Witz. Die Begegnungen der Tiere werden vorwiegend in wörtlicher Rede dargestellt.

Als altbekanntes Team ist auch in diesem Buch die Verbindung zwischen der Geschichte und den Illustrationen gelungen. Schärer arbeitet mit gedeckten Farben. Der Hintergrund wurde fast ausschließlich in Schwarz-Weiß-Abstufungen gestaltet. Zum Teil besteht der Hintergrund aus einer einzigen Farbe, meist Weiß, zum Teil scheint die Landschaft fast wie in Nebel getaucht. Die Protagonisten wirken wie mit Ölkreide gezeichnet und bestechen durch ihre Mimik.
Ungewöhnlich direkt werden die Leser und Bilderbuchbetrachter mit der ersten Seite in die Geschichte eingeführt. Anstatt eines separaten Vorsatzblattes blickt einen ein müde wirkender Hirsch an. Auch die letzte Seite des Buches wird komplett für den Abschluss der Geschichte, sowohl in Text-, als auch in Bildform genutzt.

Im Buch selbst findet sich der Hinweis auf die Zusammenarbeit von Pauli und Schärer mit dem Kompetenzzentrum Integration durch Sport KIS des Bundesamtes für Sport BASPO. Neben dieser Anmerkung wird auch ein Hinweis auf online zugängliche Unterrichtsmaterialien gegeben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kst.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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