Michelles Fehler

Autor*in
Wildner, Martina
ISBN
978-3-8333-5013-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
282
Verlag
Bloomsbury in Berlinverlage
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zu klein, zu gescheit, zu verträumt - das ist die 14-jährige Michelle. Und mit diesen "Fehlern" eckt sie bei ihren Mitschülern an. Doch nebenbei hat sie noch andere handfeste Probleme: Es gibt jemanden, der ihr tatsächlich nach dem Leben trachtet. Warum? Weil sie zu viele Fehler begeht.

Beurteilungstext

Die 14-jährige Michelle leidet unter ziemlich vielen Dingen gleichzeitig: Ihre Eltern haben sich getrennt, sie empfindet sich als zu klein und sie wird von ihren Mitschülern geärgert und bloßgestellt. Zudem ist sie etwas schusselig und ihr unterlaufen täglich viele kleine Fehler, die mitunter große Folgen haben. Positives - wie das Interesse eines Jungen an ihr - nimmt sie in diesem Chaos gar nicht mehr wahr.
Was Michelle nicht weiß ist, dass ihr Leben (und damit auch ihr bisweiliges Fehlverhalten) genau beobachtet wird - und zwar durch den Sachbearbeiter Schmidt des Fehlerberechnungsamtes. Schmidt hält alle Unzulänglichkeiten seines Schützlings gnadenlos fest. Doch da er ein grundsätzliches Problem mit Pubertierenden hat, weil ihn die hohe Fehlerrate zu Mehrarbeit veranlasst, fängt er an und manipuliert an wichtigen Stellen von Michelles Leben. Damit will er Michelle letztlich beseitigen, um einen weniger komplizierten Fall bearbeiten zu dürfen.
Das Mädchen selbst jedoch erlebt sein Leben als immer komplizierter werdend. Das Mobbing der Mitschüler nimmt dramatische Ausmaße an, die Beziehung zu ihrem Vater wird aufgrund von Verwechslungen schwieriger.
Nur weil dem verknöcherten Sachbearbeiter im FBA letztlich das Handwerk gelegt wird, klären sich die Dinge und Michelle sieht wieder Land.

Es ist ein wunderbares, 250 S. starkes Buch, das Martina Wildner geschrieben hat. Wunderbar deshalb, weil es mehrere Anforderungen an ein gutes Jugendbuch in sich vereint: Es ist spannend, hintergründig und witzig. Wunderbar aber auch, weil es ein wenig anders ist, als andere Bücher: Trotz der Problemhaftigkeit und des Witzes und der großen Empathie zur Hauptdarstellerin wird man als Leser auf Distanz gehalten. Das geschieht durch die kursiv gedruckten Zwischenteile des Fehlerberechnunsamtes. Die Gedanken der skurrilen und humorlosen Figur Schmidt in diesem Amt, in welchem eine Art "(Anti-) Schutzengel" arbeiten, laufen ständig parallel und zwingen den Lesenden permanent dazu, gedanklich die Seiten zu wechseln. "Die Geschichte in der Geschichte" stellt jedoch gleichzeitig ein hohes Anforderungspotenzial für die jugendlichen Leser dar. Deshalb ist es Kindern unter 12 Jahren nicht zu empfehlen.
Ältere jedoch nehmen bestimmt die Untertöne des Buches wahr: Die meisten Fehler, die Michelle unterlaufen, sind winzig und bräuchten von der Hauptdarstellerin (und dem übellaunigen Beamten) gar nicht so überbewertet zu werden. Diese Erkenntnis ist für Mädchen und Jungen in der Pubertät sicher ganz hilf - und trostreich, denn besonders in diesem Alter hat man stets das Gefühl im grellen Scheinwerferlicht der öffentlichen Meinung zu stehen und den Anforderungen der Erwachsenen nicht gewachsen zu sein.
In diesen Zusammenhang fällt auch das zweite Thema des Buches: Mobbing. Auch hier kann man am (Fehl) - Verhalten Michelles lernen: Allein ist man gegen üble Verleumdungen und Handgreiflichkeiten machtlos.
Es gilt also beim Erwachsenwerden darum, unterscheiden zu lernen: Wann sind Fehler wirklich peinlich und besser geheim zu halten, wann ist es besser, sich mitzuteilen?
Wenn diese "Message" so humorvoll, spannend und unkonventionell vermittelt wird wie in diesem Buch, dann bildet Lesen tatsächlich!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von GM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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