Das schaurige Haus

Autor*in
Wildner, Martina
ISBN
978-3-407-82393-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
KrimiTaschenbuch
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
8,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Hendriks und Eddis Vater hat einen neuen Job im Allgäu, weswegen die Familie Chemnitz verlässt, um ein neues Leben zu beginnen. Doch das neue Haus entpuppt sich als mysteriöser Ort, an dem seltsame Dinge vor sich gehen. Nach und nach wird klar, dass das Haus verflucht zu sein scheint und Hendrik möchte den mysteriösen Ereignissen weiter auf die Spur gehen.

Beurteilungstext

„Das schaurige Haus“ erschien bereits 2011 und liegt nun als Kurzfassung übersetzt in Einfacher Sprache vor. Aus der Ich-Perspektive erzählt Hendrik von seinen Erlebnissen, seit er mit seiner Familie in ein unheimliches altes Haus im Allgäu gezogen ist. Die Umgebung ist nicht sonderlich einladend, da sich auf dem Nachbargrundstück ein „Pestfriedhof“ befindet, und auch die Nachbarin ist nicht wirklich freundlich. Hinzu kommt der ungewohnte Allgäuer Dialekt, der Hendrik verunsichert, und es fällt ihm schwer, in der Schule Freunde zu finden.
Schon in der ersten Nacht beginnt Hendriks Bruder Eddi zu schlafwandeln und malt mit jeder neuen Nacht Nacktschnecken an die Wände, die unterschiedliche Zeichen darstellen. Eddi lässt sich nur von der Mutter wieder beruhigen und ins Bett bringen.
Da noch Sommerferien sind, fängt Hendrik auf Drängen seines Vaters in einem Schützenverein an, um Anschluss zu finden. Im Verein gerät Hendrik direkt in einen Konflikt mit einem zukünftigen Schulkamerad, weswegen er dem Schulbeginn mit großer Skepsis entgegenblickt. Dort lernt er allerdings Fritz kennen, mit dem er sich beim Basteln von Papierfliegern auf Anhieb gut versteht. Doch mit allen anderen Mitschüler*innen scheint Hendrik nicht wirklich warm zu werden, da sie sich darüber lustig machen, dass seine Familie aus dem Osten kommt. Dies geht sogar so weit, dass sich im Briefkasten Hassnachrichten finden. Allerdings freundet Hendrik sich auch langsam mit Ida an, die fast seine Nachbarin ist. Das Haus hält währenddessen noch weitere Geheimnisse bereit. Eines Nachts entdecken Hendrik und sein schlafwandelnder Bruder Eddi eine verborgene Tür im Keller und kommen langsam hinter das Geheimnis, was mit der Familie geschehen ist, die vorher im Haus gewohnt hat. Die Geister des Hauses wollen Hendrik scheinbar auf ein Rätsel aufmerksam machen, bei dessen Lösung er Unterstützung von Fritz und Ida bekommt. Die Ereignisse spitzen sich irgendwann so weit zu, dass am Rosenmontag einiges aus dem Ruder läuft und sogar eine Rettungsaktion notwendig wird. Hendriks Familie ist von den Ereignissen schließlich so mitgenommen, dass sie wieder in den Osten zurückkehren will.
Die Handlung beginnt mit mysteriösen Vorkommnissen, die sehr schnell immer drastischer werden und somit viel Spannung aufbauen. Leider verliert die Geschichte zum Ende hin völlig den roten Faden. Je tiefer die Leser*innen in die Handlung einsteigen, desto mehr unterschiedliche Themen müssen sie verarbeiten. Beispielsweise wird ein Ost-West-Konflikt angerissen und über Hendriks Mutter das Thema Arbeitslosigkeit angesprochen; es geht um Mobbing und Ausgrenzung in der Schule sowie ein nicht nachvollziehbares Rätsel, das kein stimmiges Ganzes ergibt. Zudem sind Hendriks Handlungen und Reaktionen an manchen Stellen nur schwer nachzuvollziehen und wirken sehr impulsiv. Obwohl aus der Ich-Perspektive erzählt wird, geht die Verfasserin bei manchen Vorfällen nicht näher auf Hendriks Gefühlslage ein – was doch eigentlich der Kern eines Ich-Erzählers sein sollte. Bei dem Rätsel, das Hendrik lösen möchte, fehlt meiner Einschätzung nach der Zusammenhang zwischen der Familie, die zuvor in dem Haus gelebt hat, und den älteren Todesfällen im Dorf. Dies war auch in Einfacher Sprache nicht verständlich, denn die Eingebungen von Hendrik und Fritz haben in keinem Zusammenhang zu dem gestanden, was sie zuvor erlebt haben. Die Erklärungen sind nicht klar geworden. Zudem ist es schockierend, dass der Konflikt mit Chris, der Hendrik massiv gemobbt hat, mit dieser Erklärung gelöst wird: „Der isch jetzt in am Hoim“ – mit der Begründung „Der isch halt a Schiach“ (Er ist eben ein Schuft/schlechter Mensch) (S. 76), ohne irgendeine weitere Einordnung. Diese Szene ist absolut unglaubwürdig, unverhältnismäßig und falsch, da vorher nicht versucht wurde, ein klärendes Gespräch zu führen, und für so eine Maßnahme weitere Instanzen und Behörden eingeschaltet werden müssen. Diese Szene vermittelt ein völlig falsches Bild von der Inobhutnahme Schutzbefohlener. Außerdem fällt es den Leser*innen schwer, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen, da unterschiedliche Eigenheiten nicht wirklich näher beschrieben werden. Dies hätte auch in Einfacher Sprache weiter ausgeführt werden können. An sich sind die äußeren Formmerkmale Einfacher Sprache gut umgesetzt worden. Die Sätze sowie Nebensätze sind kurz, eher schwierige Wörter und direkte Rede mit Dialekt sind markiert und werden in einem Glossar am Ende erklärt. Doch leider bleibt die Geschichte insgesamt sehr oberflächlich und ist von der Handlung her nicht nachvollziehbar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von LaSc; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 12.07.2023

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