Der Himmel über dem Platz

Autor*in
Wildner, Martina
ISBN
978-3-407-75848-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
220
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Kick it like Ronaldo? Das ist für Jolanda, genannt Jo, keine Frage: Sie möchte Fußball spielen und das möglichst so gut wie ihr Vorbild, der mehrfache Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Dabei steht sie vor großen Herausforderungen und ihr eigensinniger Vater macht ihr das Leben dabei mindestens so schwer wie das überhebliche Verhalten mancher männlicher Mitspieler. Ob es Jo gelingt, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen, erzählt Martina Wildner in ihrem Buch „Der Himmel über dem Platz“.

Beurteilungstext

Wie sagt es die Ich-Erzählerin, die 13-jährige Jo, zu Beginn des Buches: „Das ist das Schöne am Fußball: Alles ist einfach und klar.“ Das stimmt in ihrem Fall fast immer. So lange sich nicht das „normale Leben mit dem Fußball mischt“. Leider passiert genau das auf den folgenden Seiten und Jo muss in einem sehr heißen Sommer sehr darum kämpfen, dass ihre Leidenschaft - das Fußballspielen - nicht zu einer Last für sie wird.

So wie ihr Idol Ronaldo ist sie äußerst ehrgeizig und so wie er ist sie sehr talentiert. Jo ist der Star der Mädchenteams FFC und schießt dort Tor um Tor. Noch ehrgeiziger als Jo selbst ist jedoch ihr Vater, der alles in Bewegung setzt, um aus Jo eine „echte“ Fußballerin zu machen. Da das Training bei der Jungenmannschaft von Blau-Weiß anspruchsvoller sein soll und noch mehr Erfolgsaussichten auf eine große Karriere verspricht, meldet er seine Tochter dort zu einem Probetraining an. Jo möchte sich bei Blau-Weiß gerne beweisen, aber sie hat auch große Ängste vor diesem Schritt. Nicht ganz zu Unrecht, wie sich herausstellt… Ihr neuer Trainer Jurek ist begeistert von ihren Fähigkeiten, doch die meisten ihrer männlichen Mitspieler akzeptieren Jo nicht als gleichwertigen Teil der Mannschaft. Vor allem ihr Mitspieler Niclas lehnt sie ab und macht Jo das Leben schwer, wo er nur kann.

Jo geht schon bald nicht mehr gern zum Training, da sie von den Jungen kaum beachtet oder sogar gemobbt wird. Da helfen auch die aufmunternden Worte nicht, die ein zunächst unbekannter Fan in Jos Umkleidekabine hinterlässt: Fly high! Daran, hoch zu fliegen, kann Jo jedoch gar nicht denken. Zwischen den hochfliegenden Erwartungen ihres egozentrischen Vaters und dem Chauvi-Verhalten ihrer Mitspieler ist sie viel zu sehr damit beschäftigt, überhaupt einen Fuß auf den Boden zu bekommen.

Eigentlich will sie nur Fußball spielen, doch das ist unter diesen Umständen mehr als schwierig. Der aufgestaute Frust und die wachsende Wut entladen sich schließlich, wobei ein Marmeladenglas eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Dass sich die Erwachsenen dabei noch schlimmer benehmen als die Jugendlichen, offenbart, welche Vorurteile und Klischees über Generationen hinweg gepflegt werden.

Jo jedenfalls benötigt dringend Hilfe, denn aus eigener Kraft kommt sie nicht weiter. Fußball ist aber nun einmal eine Mannschafts-Sportart und tatsächlich findet sich ein Team zusammen, dass Jo großartig unterstützt: Dazu gehört sogar der ungeliebte Nachbar, der jemand ganz anders ist als Jo es sich anfangs ausmalen kann.

Es ist schade, dass tolle Nebenfiguren wie dieser Nachbar oder auch Jos Mutter eher blass bleiben und manche Erzählstränge allzu abrupt enden oder nicht ganz auserzählt werden. Dem Roman fehlt so insgesamt ein wenig die Farbe und Dringlichkeit, obwohl er sehr facettenreich aufgefächert wird. Es wirkt fast so, als ob die Autorin Martina Wildner manchmal den roten Faden der Geschichte verloren hätte. Dennoch gelingt es ihr zumindest teilweise, die widerstreitenden Gefühle der Ich-Erzählerin gut einzufangen. Spannend ist vor allem die sehr komplexe und schwierige Verbindung zwischen Jo und ihrem Vater. Jos Vater möchte seine Tochter fördern, doch dabei übersieht er ihre Ängste und Unsicherheiten. An dem aufgebauten Druck zerbricht Jo fast.

Das Ende des Buches kommt überraschend schnell und mit ihrem eigenen Team als Background hätte Jo die Hilfe eines Fußballgottes nicht unbedingt gehabt. Gleichwohl ist das Plädoyer deutlich: Gib deine Träume nicht auf und vertraue dir selbst. Das ist keine neue Botschaft eines Buches für Jugendliche, aber gleichwohl eine wichtige.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 07.09.2021

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