Dieser verfluchte Baum

Autor*in
Wildner, Martina
ISBN
978-3-407-81237-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
204
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2019
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
13,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein schauriges Abenteuer aus dem Allgäu: Auf „Das schaurige Haus“ und „Die Krähe am unheimlichen See“ folgt nun mit „Dieser verfluchte Baum“ das dritte kinderliterarische Allgäu-Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida von Martina Wildner, das die Grenzen zwischen realistischer und phantastischer Erzählwelt aufbricht. Das ist nicht nur spannend, sondern auch raffiniert und kunstvoll erzählt. Ein Buch, das man mehrmals lesen müsste, um alle Bedeutungsschichten freizulegen.

Beurteilungstext

Vorweggeschickt sei: Wer die ersten beiden Bände mochte, der wird auch diesen dritten Band lieben! Martina Wildner gelingt erneut eine raffinierte Kombination aus Kinderkrimi und schaurig-schöner Allgäu-Romantik, in der die Alpen-Idylle immer wieder gebrochen wird, wenn der märchenhafte Wald zur Kulisse für (vermeintliche) Mordfälle wird. Wildner wartet mit einem wilden intertextuellen Verweisnetz auf, legt Spuren zu Märchen und Klassikern der Kinderliteratur und bleibt doch nah an der aktuellen kindlichen Lebenswelt, die sich vor allem in der Sprache der Figuren spiegelt. Zum Beispiel treffen Ich-Erzähler Hendrik und sein kleiner Bruder Eddi auf der Zugfahrt ins Allgäu (man erinnere sich: Nach den üblen Vorfällen, die im „schaurigen Haus“ erzählt werden, ist die Familie wieder weggezogen, darum ist das Allgäu jetzt nur noch Urlaubsort, wo Hendrik seine geliebte Freundin Ida wiedersieht) auf ein Mädchen, das im Rekurs auf das Grimmsche Märchen Gretel heißt, das immer wieder brüllt: „Ich hasse mein Leben!“. Aktuell jugendsprachlicher Tonfall ist hiermit – und an vielen anderen Stellen des Kinderromans – gekonnt eingefangen.
Die Handlung ist wieder höchst abenteuerlich und spannend. Wie der Titel bereits suggeriert, geht es diesmal um einen verfluchten Baum, genauer: um eine mächtige Fichte im Gschwenderwald, in deren Nähe einst eine Leiche gefunden wurde. Wie immer ist der Dorfklatsch sehr aktiv, und die Leute deklarieren den Baum als Unglücksbringer. Plötzlich hat Hendrik das Gefühl, von einem Fluch besessen zu sein. Nicht nur, dass er mit einem Mal über ein Wissen über Bäume verfügt, das er sich gar nicht angeeignet hat, sondern viel schlimmer ist, dass er auf einmal seltsame Unfälle hat.
Wie in den vorherigen Bänden verwischen die Grenzen zwischen Realistik und Phantastik in der Erzählung, Traum und Wirklichkeit, Aberglaube und Glaube liegen eng beieinander. Und die Zuordnung wird auch am Ende nicht ganz klar. Dominant ist der Entwurf der Wald-Idylle, die an die Romantik erinnert, die durch die unheimlichen Vorfälle aber immer wieder gebrochen und beschädigt wird. Wildner schreibt so bildlich und wortgewaltig, dass man sich als Lesende*r förmlich nach diesem Wald sehnt: „Das Holz roch warm und roch harzig. Auch die Nadeln rochen, alles roch nach Wald, nach Wald, nach Wald“ (S. 126).
Ein rundum gelungener, empfehlenswerter, spannender und ästhetisch sehr komplexer Kinderroman – dieses Urteil ließe sich auf alle Texte von Martina Wildner übertragen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.06.2022

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