Mehr als du denkst - Zehn Menschen, die ihre Bestimmung fanden

Autor*in
Prinz, Alois
ISBN
978-3-522-30161-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
205
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Manchmal gelangen wir an einen entscheidenden Wendepunkt in unserem Leben - und dann wird alles anders. Wir werden anders. So geschehen auch zehn Berühmtheiten aus der Geschichte. Von ihnen und ihren Wendepunkten erzählt dieser Band.

Beurteilungstext

Die Namen haben wir fast alle einmal gehört: Franz von Assisi, Martin Luther, Edith Stein oder Jesus von Nazareth. Letzterer macht den Anfang in Alois Prinz Buch über den Wendepunkt im Leben. "Mehr als du denkst" ist eine Sammlung kurzer Biografien bedeutender Personen unserer Geschichte. Der Autor ist bekannt für seine Biografien, hier jedoch wählt er einen besonderen Blick auf diese Menschen. Was hat sie zu dem gemacht, als die wir sie heute wahrnehmen? War ein Martin Luther vom Beginn seines Lebens fromm? War Franz von Assisi immer der arme Asket? Was ist diesen Menschen wiederfahren, dass sie von ihrem alten Leben ablassen und sich einem unsere Kultur prägenden zuwendeten?
Alois Prinz findet die Antwort stets im Christentum, im Glauben an Gott. Begonnen mit Jesus, der als kleiner Junge bereits angeblich von seiner höheren Bestimmung ahnte und durch die Begegnung mit Religionslehrern bereits in seiner frühen Kindheit. "Mit etwa zwölf Jahren hatte Joshua seine religiöse Grundausbildung abgeschlossen. (...) Bei den jüdischen Gesetzeslehrern, den Rabbinern, galt (..) die Fähigkeit zu fragen als die wichtigste Voraussetzung, um die heilige Schrift zu verstehen. (...) Wahrhaft fragen kann nur ein Suchender, für den die Antwort offen ist, (...)." Joshua alias Jesus bricht in seinen späteren Jahren mit vielen Tabus und begründet eine in der Zukunft zur Weltreligion aufsteigenden Sekte.
Dieser mittlerweile zur Staatsreligion gewachsene Sekte schließt sich viele Jahre später auch Augustinus an. Er lässt sein von ausschweifenden Festen, Betrug und bösen Tatengeprägtes junges Leben nach einem einschneidenden Erlebnis plötzlich hinter sich, wendet sich von allem ab und führt von nun an ein bekehrtes Leben. In seinen "Bekenntnissen" berichtet er von seinem verfehlten Leben, lässt sich zum Priester weihen um schließlich Bischof der nordafrikanischen Stadt Hippo Regius zu werden.
Und so geht es weiter. Zehn Menschen, die ihre "zweite Geburt" erlebten, wie Prinz es ausdrückt. "Ob jemand seine zweite Geburt erlebt, ist nicht garantiert, sondern höchst offen. Hier kommt es auf die eigenen Initiative an, hier gilt es, Hindernisse zu überwinden, Widerstände zu brechen, sich auf die Suche zu begeben und Sternen zu folgen." Die Art der Selbstfindung, die Entdeckung des wahren Ichs kann in Prinz' Augen immer nur eine religiöse Erweckung sein. "Die zweite Geburt ist bei diesen (ausgewählten, m. A.) Personen eine religiöse, ganauer gesagt eine christliche. Das heißt aber nicht, dass ihr Lebensweg zwangsläufig im Schoss der Kirche enden musste oder dass ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben vorhersehbar war." Edith Stein dazu: "Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht." Zuteil wird diese zweite Geburt allerdings nicht den Tatenlosen. Voraussetzung für eine innere Wende, ein veränderndes Erlebnis ist auch das Bedürfnis, die Welt zu verändern. Ohne diese missionarische Kraft, kann eine zweite Geburt kaum möglich sein. Und so ist ein Merkmal der zweiten Geburt immer, "dass eine scheinbar fest gefügte Welt aufgebrochen wird und ein viel weiterer Horizont sich auftut."
Wer dem christlichen Glauben oder generell einem Glauben an die Existenz Gottes kritisch gegenübersteht, wird dem Text nicht ohne weiteres folgen wollen. Zu stark ist der Bezug zum Glauben und zu klar die Ausnahmslosigkeit der Art der "zweiten Geburt". Doch man kann Sätze wie den der Theologin Dorothee Sölle vielleicht auch allgemeiner verstehen: "Wir sind nicht nur die, die wir kennen, die wir zu sein glauben. Wir sind alle fähig, anders zu sein, wir können uns selber verlassen, wir sind der Versenkung und der Transzendenz fähig." Denn es muss nicht zwingend eine religiöse Versenkung sein. Leider fehlt diese andere Perspektive in Alois Prinz' Werk gänzlich. Es ist ein vom tiefen christlichen Glauben geprägtes und motiviertes Buch. In einer Zeit, in der eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft unser Leben prägt wäre ein solcher Verweis im Vorwort meines Erachtens angebracht gewesen. Vor allem in einem Jungendbuch.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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