Jesus von Nazaret

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Teaser

Alois Prinz forscht der Wurzel des christlichen Glaubens nach, indem er das Leben und Wirken Jesu Christi beschreibt und kontextualisiert – und mögliche Ansätze für den Glauben erläutert.

Beurteilungstext

Jesus von Nazaret hat die Welt verändert, wie kein anderer Mensch. Und gleichzeitig ist ein Kern des Glaubens, der mit ihm verbunden ist, dass er gar nicht „nur“ Mensch sei. Der „wahre Mensch“ und „wahre Gott“ ist geheimnisvoll und unbequem, weil er sich Gewissheiten und Wahrheiten entzieht. Glauben heißt immer auch, ein Wagnis einzugehen und Mut aufzubringen, sich einem Geheimnis zu stellen. Das ist der Ansatz, den Alois Prinz seinem Buch voranstellt.
Alois Prinz erzählt in seinem neuen Buch das Leben dieses Jesus von Nazaret. Dicht entlang der biblischen Evangelien trägt er zusammen, wie Jesus geboren wurde, aufwuchs und dann predigend durch das Land zog. Berühmte und weniger berühmte Geschichten werden dabei aneinandergereiht und zu einem fokussierten Blick auf diese weltverändernde Persönlichkeit verdichtet. Dabei verfolgt Prinz eine doppelte Strategie: Er erzählt die Geschichte, als habe sie tatsächlich so stattgefunden. Dabei nutzt er auch historischen Quellen wie den „Jüdischen Krieg“ von Flavius Josephus und andere Quellen, um die historischen Kontexte in der damaligen Provinz Palästina zu erklären und Jesus‘ Leben historisch zu kontextualisieren. Gleichzeitig betont er aber auch die Inszenierungsstrategien der Evangelisten, die auf eine bestimmte Darstellung von Jesus abzielen und das auch mit literarischen Mitteln beim Schreiben der Evangelien verfolgen. Vielschichtig werden Lebensphasen, Ereignisse, Entwicklungen und Botschaften von Jesus verfolgt – der Fokus bleibt ganz bei ihm, selbst sein mögliches Aussehen wird erörtert und als kulturelles Konstrukt dekonstruiert. Wie die Person Jesus dabei letztendlich zu deuten ist, lässt Prinz offen. Wichtig ist ihm die Botschaft, die von Jesus ausgeht und die die Welt veränderte. Auch Bezüge zur Gegenwart werden gesucht. So zeigt Prinz zum Beispiel unter Rückgriff auf Dietrich Bonhoeffer, welche Gefahr in einem zu naiven Verständnis eines Wundermannes steckt, oder mit Blick auf die Geschichten Dostojewskis wird verdeutlicht, wie Jesus‘ Gnadenbotschaft funktionieren kann. So entsteht ein kluges und vielfältiges Buch, das die Figur Jesus vorstellt und vielschichtig zugänglich macht, dabei aber immer konkret und gut verständlich, und vor allen Dingen auf seine Liebesbotschaft fokussiert bleibt. Sehr lesenswert – sehr zu empfehlen!