Lob des Ungehorsams

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• Sexualität

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Ungehorsam kann auch Leben retten - so die Botschaft von Fühmann in seiner Fassung des Märchens vom “Wolf und den sieben Geißlein”.

Beurteilungstext

Seine Märchenfassung hat Fühmann 1962 geschrieben, so steht es über dem Cpoyright des hinreißend illustrierten, großformatigen Bilderbuch aus dem Hinstorff-Verlag. Schon die Umschlagseiten entzücken durch die zarten Zeichnungen von Pilzen und Blumen und den im Bus fahrenden Geißlein. Kristina Andres zeichnet zunächst ein ländliche Idylle mit Geißlein, die Kleider tragen, Spielzeug in der Hand oder auf dem Kopf tragen, die in einer beige gehaltenen Zimmeratmosphäre spielen und fernsehen, während Mutter Geiß bügelt, die brav neben der Mutter auf dem Sofa sitzen, mit Ausnahme des siebten Geißleins, das überlegend vor dem Uhrenkasten steht. Dieser lockt, weil verboten, aber das hindert nicht bei dem Versuch ihn zu öffnen.
Dann kommt der böse Wolf. Von ihm sieht man im Bild zunächst nur die riesige Pfote und den dunklen Schatten, der über die Idylle fällt und auf dem 2. Bild das haarige, dunkle Fell, das sich über die ganze Doppelseite erstreckt. Nur klein am Rand sieht man ein Zickleinbein im Uhrenschrank verschwinden, während der auffällig hell gedruckte Text auf dem dunklen Fell vom schlimmen Schicksal der sechs Geißlein berichtet.
Die zwei folgenden Bilder schildern die Rettung und die Freude der Geißenmutter. Dann holt das Geißlein die große Schere herbei, doch der schlafende Wolf mit dem dicken Bauch liegt schon unterm Copyright.
Für Kinder, die das Grimmsche Märchen kennen, bietet diese vergnügliche wie ästhetisch sehr ansprechende Fassung einen Denkanstoß gegen das Gewohnte, und auch Erwachsenen bietet sich dieser Text als Möglichkeit an, über bestehende Verbote wie über die Notwendigkeit von Ungehorsam nachzudenken.