Libellensommer

Autor*in
Babendererde, Antje
ISBN
978-3-401-05881-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
267
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jodie, die von zu Hause wegläuft, um ihren Freund zu besuchen, entgeht einer Vergewaltigung, weil der Indianer Jay Muskalunge ihr hilft. Sie geht mit ihm, versucht ihn auch in seiner Fremdheit kennen zu lernen.
Miteinander leben, auskommen und die Grenzen des anderen zu respektieren- kurzum zu lieben, fernab von jeder Zivilisation - davon handelt dies Buch voller Abenteuer.

Beurteilungstext

Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet. Glitzerndes Wasser ist der Hintergrund, auf dem oben in weisser Schrift Libellensommer gut leserlich geschrieben steht. Darunter ist mit Glitzerfolie ein Teil eines Libellenfügels zu sehen. Das Cover baut eine verzaubernde, etwas träumerische Stimmung auf.
Das Buch ist in 27 Kapitel gegliedert ohne Überschrift, einfach nur durchnummeriert. Über jeder Zahl befindet sich jeweils das Symbol einer Libelle. Weitere Illustrationen gibt es nicht, die aber auch nicht fehlen, da die Sprache hilft innere Bilder zu entwickeln.
Für Jugendliche ist das Buch geeignet zur Selbstfindung, da es Abhauen von zu Hause als Thema hat, gekoppelt mit dem Abenteuer, sich in der Wildnis durchschlagen und der Liebe zu einem Menschen mit anderer kultureller Herkunft.
Da Jodie beim Abhauen einer Vergewaltigung durch einen Fremden nur knapp entgeht, empfehle ich das Buch eher ab 14 Jahren, da Jugendliche in diesem Alter sich mit dem Thema Sexualität bereits auseinandergesetzt haben oder es gerade tun und auch Fragen stellen können, falls ihnen das Thema Angst macht.
Für Mädchen, deren Verhalten heutzutage stark durch die Gruppe/ Clique geprägt ist, ist es wichtig zu lernen, nicht den Erstbesten nehmen, der einen “coolen Spruch” parat hat und Anziehsachen trägt, die “in” sind, sondern abzuwarten und sich bei der Suche nach dem richtigen Freund Zeit zu lassen, um denjenigen zu finden, der ihnen entspricht.
Aber es ist wichtig, dass auch die häßliche Realität angesprochen wird bei aller Schönheit, die in der Schilderung der sich entwickelnden Liebesgeschichte gezeigt wird. Somit ist das Buch realistisch, denn es lehrt auch zur Vorsicht gegenüber Leichtsinn. Es zeigt den Unterschied zwischen Gewalt und freiwilligem Mitgehen und sich Entscheiden. Jay lässt ihr an jedem Wegpunkt die Möglichkeit, sich offen von ihm zu trennen und nicht mit ihm zu gehen. Sie bleibt aber bei ihm, weil sie nur Angenehmes von ihm erfährt.
Geduld und Zeit haben im Umgang mit einem anderen Menschen werden als Werte vermittelt.
Dieses Buch beugt der Ellenbogengesellschaft vor, da es auf Respekt und Anerkennung des Anderen aufbaut, ohne dass die beiden Hauptpersonen ihre Ziele aufgeben.
Die Dinge, die sie an Jay nicht versteht, will Jodie verstehen lernen, sie begleitet ihn durch die Wildnis zu seinem Volk und wird immer neugieriger auf ihn, weil er sich immer wieder für sie unverständlich verhält.
Das Buch zeigt auch auf, wie man Tabus zwischen Menschen ausräumen kann, indem man sie anspricht. Ein Beispiel: ”He”, sagte er plötzlich. “Seit wann bist du eigentlich so stumm?” Ich sah weg und spürte, wie ich rot wurde. Meine Wangen brannten. “ Du... ich... du hast gesagt, ich soll nicht reden”, stotterte ich verlegen. “ Ich hab nicht gesagt, du sollst nicht reden. Ich hatte bloß keine Nerven mehr, deine Fragen zu beantworten.”
Gedanken zum Aussehen und Selbstzweifel werden thematisiert, ebenso moralische Vorstellungen: Naturschutz ebenso wie die Frage nach der Akzeptanz einer anderen Kultur: Wie gehe ich mit jemandem um, der eine ganz andere Herkunft hat als ich selbst, andere Verhaltensweisen an den Tag legt und mich dadurch enttäuscht? Es ist schwer auf den anderen zuzugehen, hat man es aber geschafft, so gewinnt man alles - das ist die positive Botschaft des Buches.
Viele Fragen werden aufgeworfen, z.B. Was war das für ein Pulver, dass du auf deine Wunde getan hast?, was ist das für eine Sprache, die du da sprichst? Wie kann man sich im Internet begegnen und dann von einem Freund sprechen? Es spiegelt die Ungeduld des Menschen wieder, besonders die ersten Begegnungen mit dem anderen Geschlecht. Wie soll ich mich verhalten, wenn er mich nicht küssen will, wenn der langersehnte Kuss nicht eintritt oder gar nicht schön ist? Für all diese Fragen findet man in diesem Buch Ideen zum Handeln.

Ich habe das Buch befreundeten Erzieherinnen im Jugendbereich empfohlen, wo es bei den Mädchen der Einrichtung sehr gut ankam.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MB.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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