Kolumbus

Schlagwörter

• Historisches

Teaser

Christoph Kolumbus hat 1492 mit seiner Fahrt über den Atlantik eine neue Zeit eingeleitet. Die Gier nach Gold hat nie wieder so viele Menschenleben gekostet, wie nach der Besetzung durch die Spanier. Maja Nielsen erzählt seine Geschichte.

Beurteilungstext

Die Geschichte des Cristophoro Colón, als ""Kolumbus"" in westdeutschen Grundschulen der Sechziger und Siebzieger hoch geschätzt und viel besungen (widdewiddewitt-jucheirassa, widdewidewitt-bumm-bumm), ist bekannt und rätselhaft zugleich. Er selbst hat Zeit seines Lebens Wert darauf gelegt, dass nicht allzu viel über ihn an die Öffentlichkeit kommt. Ein gefundenes Fressen also für Geschichtenschreiber und Romanautoren. Nach einer über 500-jährigen Legendenbildung, nach zahllosen Büchern und Filmen, in denen der Admiral des spanischen Königspaares wahlweise als Speichellecker und goldgieriger Bandit, als ein Massenmörder von zweifelhafter Herkunft oder als genialer Entdecker gehandelt wird, sollte man meinen, dass es jetzt langsam genug sei mit den Columbus-Geschichten. Doch Maja Nielsen hat nun mit Cristobal Colon XX einen direkten Nachfahren des Begründers der Conquista ausgegraben, der sich, 1946 geboren und hochdekoriert als Seefahrer der spanischen Marine, im Gegensatz zu seinem Vorfahren durch keinerlei Massenschlächtereien, vielmehr durch die Rettung polnischer Seeleute aus höchster Not hervorgetan hat. So also gewinnt die Geschichte ein gewisses Maß an Authentizität. Auf der letzten Seite zitiert sie ihn mit den Worten ""Kolumbus war ein Mensch, der eine große Idee hatte. Er arbeitete viele Jahre dafür, dass diese Idee umgesetzt werden konnte. Seine einzigartige Leistung besteht darin, dass er die Fahrt gewissenhaft vorbereitete und als Navigator zum Erfolg führte. Mit seiner Idee veränderte dieser Mann die Welt nachhaltig."" Diese Sätze stehen zum Glück erst auf der letzten Seite des Buches, in welchem Maja Nielsen ein Bild von Kolumbus und seinen Taten zeichnet, welches jenseits von Ideen-und Legendenbildung die Widersprüche einer raffgierigen katholischen Gesellschaft aufzeigt, denen es egal war, wie viele Indios ermordet wurden, hatten sie nur das Gold erbeutet, welches sie sich vom Seeweg nach Indien versprachen. Kolumbus, der Italiener; Kolumbus, der Sohn eines Wollwebers; Kolumbus, der Nachfahre dänischer Seefahrer; Kolumbus, der Ehrgeizige; Kolumbus, der Leidende. All diese Geschichten sind immer noch ganz interessant, vor allem für Jugendliche, denen man gerne getreu den Sätzen des Nachfahren in XX Generation einzuhämmern versucht, dass die großen Ideen großer Männer die Welt verändern. Ob zum Guten oder zum Schlechten, das sei dahingestellt.
Kolumbus´ Verbissenheit, endlich nach Westen in See zu stechen um Indien auf diesem Wege zu erreichen, ist allerdings beachtenswert. Dass dieser Starrsinn ist in der Neuen Welt schnell in Gier umgeschlagen ist, wissen wir. Gold war das Zauberwort und gerade davon hat er nicht ausreichend gefunden. Unter anderem deshalb fiel er auch am Hofe Spaniens in Ungnade. Dass er sein Leben als einsamer, vermutlich verbitterter Mann beendet hat, gibt der Geschichte die passende, leicht dramatische Würze. Wir wissen dann, dass nicht nur die Indios gelitten haben.
Die Erzählung selbst ist unterhaltsam geschrieben und bietet viele geschichtliche Gesichtspunkte, verpackt in einer spannenden Geschichte.
Das Buch bietet noch viele Zusatzinformationen, die in Form von Bildern (u.a. aus dem Film 1492- Die Eroberung des Paradieses von 1992 stammen), Infokästchen, Karten und Illustrationen das Gelesene erweitern und abrunden.
Maja Nielsen ist es gelungen die vielen Aspekte, die mit dem Thema Kolumbus zusammenhängen, für junge Leser und Leserinnen interessant und spannend darzustellen. Als Zusatzlektüre für den Geschichtsunterricht kann man dieses Buch empfehlen!