Keinen Schlag weiter

Autor*in
Biernath, Christine
ISBN
978-3-522-30105-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
187
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eigentlich führt die 14jährige Sandra mit Eltern und Bruder Benjamin ein ganz normales Leben. Wenig verstanden fühlt sie sich von ihrer Mutter, die sich in der engen Welt des Haushalts vergräbt. Da ist der Vater anders... Er dominiert mit seinen Aktivitäten das Familienleben und zieht sie stets dem sensiblen Bruder vor. Es dauert lange, bis Sandra hinter die Fassade schaut und erkennt, was Mutter und Bruder schon lang ertragen müssen: Aggressionen und Gewalt durch den Vater.

Beurteilungstext

Genauso normal wie der Nachname Schneider, scheint die ganze Familie zu sein: der berufstätige Vater, die vom Haushalt überforderte Mutter, Sohn Benjamin und die 14jährige Tochter Sandra. Sie ist die Hauptperson in der ganz harmlos beginnenden und sich allmählich dramatisch zuspitzenden Familiengeschichte. Sandra empfindet ihre Schule, die Familie und ihre Stadt als total langweilig und stinknormal. Spaß hat sie lediglich am Hip-Hop-Tanzen.
Als Lehrer Dudek die Schüler beauftragt, zur Übung in Textverarbeitung E-Mails zu versenden, beginnt ihr ausführlicher Austausch mit einer Berliner Schülerin.
Monatelang berichtet Sandra in ihren Mails vom alltäglichen Geschehen in der Schule und zu Hause. Eingeengt fühlt sie sich durch ihre vorsichtige und sich ständig sorgende Mutter, die ihr wegen schlechter schulischer Leistungen sogar das Tanzen verbieten will. Der aktive, dominante Vater dagegen ist für sie ein cooler Freund, der mit seinem Unternehmensgeist und mit seinen wechselnden Launen Farbe ins Familienleben bringt.
Ausschließlich mit sich und allen für Teenager relevanten Themen beschäftigt, bemerkt Sandra nicht, dass sich schon lange Gewalt in das nach außen harmonisch wirkende Familienleben eingeschlichen hat. Während die Mutter sich zunehmend zurückzieht, ist der Vater ständig bemüht, die Fassade aus Normalität und Anständigkeit aufrecht zu erhalten.
Der sensible Benjamin - vor den Augen seines Vaters ein Versager - hat jedoch längst bemerkt, dass sich die Mutter ihre zahlreichen Verletzungen nicht im Haushalt zugezogen hat... Während Sandra als Liebling des Vaters seine Zuneigung und Fürsorge genießt, werden Mutter und Bruder zunehmend Zielscheibe seiner Aggression und Gewalt. Als die Situation eskaliert und Benjamin geschlagen wird, flieht die Mutter mit den Kindern in ein Frauenhaus. Doch das ist nur ein kurzes Intermezzo. Ganz wie im wirklichen Leben kehrt das Opfer häuslicher Gewalt zurück zu ihrem Mann und muss bald die Erfahrung machen, dass seine Reue nur von kurzer Dauer ist und der Kreislauf von Zuneigung und Gewalt von neuem beginnt. Glaubhaft schildert die Autorin, wie sich das Leid und die Ausweglosigkeit von Mutter und Bruder zuspitzen, Sandra jedoch vom häuslichen Dilemma fast unberührt bleibt und den Jungs, dem ersten Flirt und der Musik mehr Aufmerksamkeit schenkt als der angespannten Atmosphäre zu Hause. Lange blendet sie Unangenehmes aus und als sie endlich bemerkt, dass ihr Vater zwei Gesichter hat, ist es fast zu spät. Schwerverletzt und bewusstlos wird ihre Mutter ins Krankenhaus eingeliefert.
Wenn Sandra nach der endgültigen Trennung der Familie am Ende der Geschichte sagt, dass sie ihren Vater trotz alledem vermisst, dann ist das durchaus nachzuvollziehen und beschreibt genau das emotionale Dilemma, in dem sich Menschen mit Gewalterfahrung in der Familie befinden. Sandra empfindet für gleichzeitig Liebe und Hass, Enttäuschung und Sehnsucht.
Das dritte Jugendbuch der Autorin Christine Biernath ist eine realistische Geschichte, die den Leser schnell in ihren Bann zieht und flüssig geschrieben und gut nachvollziehbar ist. Im wesentlichen wird die Geschichte, die sich im Verlauf von 5 Monaten abspielt, linear erzählt. Durch unterschiedliche Schriftart und -größe gekennzeichnet, kommen abwechselnd Sandra und Benjamin zu Wort und schildern die Ereignisse jeweils aus ihrer Sicht. Jedem Kapitel vorangestellt ist das Zitat einer Personen der Geschichte, die direkt oder indirekt am Geschehen beteiligt ist und mit ihren Worten auf das nachfolgende Kapitel und den weiteren Handlungsverlauf einstimmt. Der modernen Kommunikationsform E-Mail entsprechend ist der Text in relativ kurze Abschnitte geteilt und auch für wenig geübte Leser gut zu erfassen. Voller Spannung liest man diese fesselnde Geschichte, die ihre Heldin Sandra am Ende sogar ein wenig hoffnungsvoll entlässt...

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von T-ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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