Von wegen es ist Schluss

Autor*in
Biernath, Christine
ISBN
978-3-522-30171-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
191
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sammy ist eine lebenslustige, hübsche und sportliche 15-Jährige. Sie fängt ein Techtelmechtel mit dem etwas älteren großen Bruder einer Freundin an, stoppt das aber, als der mehr will als sie selbst. Fortan stellt er ihr nach. Unmerklich wird aus Anhänglichkeit lupenreines Stalking. Ihre Mutter will die Notbremse ziehen, aber Sammy lässt sich immer wieder auf Kontakte und Gespräche ein, bis es nahezu lebensbedrohlich wird. Nur ein Polizeieinsatz kann sie retten, zu Ende geht die Geschichte nicht

Beurteilungstext

Sammy und ihre Mutter sind ein liebenswürdiges und temperamentvolles Gespann, beide lieben ihren Sport, die Tochter ist Fußballerin, und sie sporteln gerne zusammen. Aber das Leben besteht aus mehr. Dir Mutter ist beruflich viel unterwegs und lässt ihre erwachsen werdende Tochter auch mal Tage lang alleine, die Tochter sucht sich ihre eigenen Wege, hat viele Freundinnen und den Sport. Erst mit dem Auftreten des Nihilisten Daniel, der - anfangs noch unterschwellig - seine neue Freundin immer wieder mit Selbstmordgedanken unter Druck zu setzen versucht, entfernt sich Sammy aus der engen Mutter-Tochter-Beziehung. Sie selbst begreift erst spät, was dieser Daniel versucht zu erreichen. Aber da ist es schon zu spät für eine gütliches Gespräch. Er will sie nicht verstehen, greift zu falschen Mitteln und entschuldigt sich dann immer wieder, schenkt Aufmerksamkeiten. Erst als die klassischen Stalker-Mittel (unbezahlte Paketbestellungen, Pizzalieferungen, Fleuropsendungen etc., Demolierungen des Fahrrades) beginnen, nicht nur überhand zu nehmen, sondern auch das Maß des Taschengeldes weit überschreiten, offenbart sie sich der Mutter. Die ist entsetzt und geht zur Polizei. Die zuständige Kriminalbeamtin vermittelt erst den Eindruck, so schnell könne man da nichts machen.
Also ist Sammy auf sich selbst angewiesen und das Drama eskaliert. Wieder lässt sich sich auf Gespräche ein, statt den Ratschlag der Polizistin, jeden Kontakt wie der Teufel das Weihwasser zu vermeiden, zu befolgen. Aber der Autorin gelingt es auch zu beschreiben, wie harmlos sich jedes neue Gespräch wieder ergibt, wie geschickt der Stalker sich als Opfer und hilflos darstellen kann. Sammy fällt darauf herein - wie es wohl jeder Leserin ergehen könnte.
Verharmlosung gilt nicht. Ein Stalker wird jede Möglichkeit nutzen, sein Opfer unter Druck zu setzen, auf welche Art auch immer. Hier droht er mit Selbstmord, spielt auch offensichtlich mit der Angst machenden Möglichkeit, sich in Gefahr zu bringen. Er schreibt, dass er einen Hund nur deswegen umgebracht hat, weil Sammy nicht das tat, was er wollte - zum Glück erkennt sie aber mit Hilfe ihrer immer panischer werdenden Freundin und Schwester Daniels, dass das einfach gelogen ist. Vielleicht ist es dieses Detail, dass sie klar erkennen lässt: es geht wirklich nicht anders als die Polizistin sagte.
Ein bedrohliches Finale lässt die Heldin und die Leserin alleine. Vorbei ist der Spuk, aber hat hinterlässt bei beiden Spuren, die nicht so schnell verdeckt werden können.

So müssen aufklärerische Bücher geschrieben werden: mitreißend und engagiert, erklärend und die Hilflosigkeit nachvollziehbar vor Augen führend. Die Sympathie gilt ganz eindeutig der sportiven Mädchenclique, die einfach das sein wollen, was sie sind: jung und aktiv. Dass für Daniel hier wenig Mitgefühl übrig bleibt, hat auch damit zu tun, dass ihm nicht mehr Freundschaft, sondern nur noch eine intensive Therapie helfen könnte. Und junge Mädchen können das nicht bewältigen, dafür sind andere da. Hier geht es darum, den potentiellen Opfern zu zeigen, wie sie ohne Hysterie aus der Situation heraus finden können.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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