Leben auf Sparflamme

Autor*in
Biernath, Christine
ISBN
978-3-522-30147-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Stuttgart
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jesssica muss im Alter von 14 Jahren erleben, was es für eine Familie mit drei Kindern bedeutet, wenn der Vater plötzlich arbeitslos wird und das Geld selbst für das Nötigste fehlt.

Beurteilungstext

Jessica muss mit dem “Leben auf Sparflamme” erst einmal zurechtkommen. Sie erzählt uns, wie sie und ihre Familie vor Problemen stehen, die im Deutschland von heute viele Familien treffen können.
Von Jessica ,- auch durch Notizen in ihrem Tagebuch-, erfahren die Leser, dass der Vater plötzlich arbeitslos geworden ist. Das bisher gewohnte Leben , für Mittelständler in Deutschland bis dahin Standart, muss nach und nach von der Familie aufgegeben werden. Das bescheidene Eigenheim in einer Kleinstadt wird verkauft. Da sich die Mutter und der Vater ihrer neuen plötzlich eintretenden Armut schämen, ziehen sie in eine Großstadt, da, wie die Mutter behauptet, das Leben dort für sie billiger sei ( man braucht kein Auto, Oma und Opa leben in der Nähe, die sich um die kleine Emma kümmern können.).
Jessica sieht das anders: “ Ich wurde allerdings den Verdacht nicht los, dass sie sich einfach vor den Nachbarn geschämt hätte, wenn wir aus unserer schnuckeligen Doppelhaushälfte in irgendeine billige Wohnung gezogen wären.”(S.28) Nun folgt der schrittweise soziale Abstieg, den das junge Mädchen hautnah miterleben muss.
Da die notwendigen Lebensmittel für die Familie nicht gekauft werden können, muss Jessica bei der Tafel-Ausgabestelle die kostenlosen Gaben abholen. Sie schämt sich: “ Ich wollte nicht dazugehören, wollte nicht sein wie diese Leute, die wie ein Abziehbild des Hartz-IV- Klischees aussahen” (S.63) Andere Ereignisse folgen Schlag auf Schlag. Der Vater beginnt einen Job als Staubsauger-Vertreter und scheitert kläglich, Alex, der jüngere Bruder von Jessica, droht kriminell zu werden. Er hat illegal Musik aus dem Internet heruntergeladen nun sollen 10.000 € pro heruntergeladenem Song bezahlt werden. Die Schuldenberater machen schließlich den Eltern Mut. Wenn sie allerdings mit den Gläubigern keinen Vergleich schließen können , droht die Privatinsolvenz. So gesehen, räumt die Autorin der Familie in ihrem Roman eine mögliche Perspektive ein, zumal die Mutter am Schluss des Buches wieder Arbeit bekommt.

In diesem Rahmen der dramatischen Ereignisse , die sich infolge von Arbeitslosigkeit in einer deutschen Familie einstellen ,gestaltet Christine Biernath gut nachvollziehbar die Auswirkungen der familiären Krise auf das Leben ihrer Protagonistin. Sie lässt Jessica erzählen, wie sie nach und nach im Zeitraum von ca. eineinhalb Jahren mit der beginnenden Kinderarmut und den damit verbundenen Demütigungen fertig werden muss, ohne dass ihre Psyche bleibenden Schaden erleidet. Sie wird in der Folge der Ereignisse reifer und schließlich erwachsener, so als sie bei der Tafel erfährt, dass es vielen Familien ähnlich wie ihnen ergeht. Bei einem Faschingsball und der Party ihrer einstmals besten Freundin kommt sie zu der Schlussfolgerung, dass sie nicht mehr zu den verwöhnten Jugendlichen gehört, die ihren Lebensinhalt in Partys, schönen Klamotten , teuren Geschenken zur Konfirmation und luxuriösen Urlaubsreisen sehen. Dafür findet sie nach schmerzlichen Enttäuschungen neue beständigere Werte wie Freundschaft, erste Liebe , Solidarität und sinnvolle Beschäftigungen, die kein Geld kosten. Am Schluss des Romans unterhält sich Jessica mit ihrem Freund Florian, was man denn in den Ferien unternehmen könnte. Florian meint: “Rad fahren fällt flach, wenn es so weiterregnet. Kino geht nicht. Eisdiele geht nicht. Nicht mal McDonalds ist drin für so arme Kinder wie uns.” Jessica entgegnet: “ Von Amerika träumen kostet nichts... Wir können mit dem Finger auf der Landkarte verreisen”. “Oder am Bahnhof Fahrpläne lesen”, meint Florian. Da will Jessica doch lieber in die Bibliothek gehen. S.188
Aber da war doch auch noch etwas anderes, wie hatte Jessica doch schon einmal früher ihrem Tagebuch anvertraut: “ Küssen kostet nichts und ist viel schöner als Kino.”(S.134)

Dieser sehr einfühlsam geschriebene Jugendbuchroman sollte sowohl Jugendlichen als auch deren Eltern empfohlen werden, damit diese im Gespräch untereinander über Werte und Lebensqualität in unserer Zeit ihre eigenen Wünsche und Zukunftserwartungen auf den Prüfstand stellen.
Das Buch eignet sich, auch auszugsweise, zur Klassenlektüre im Literatur- und Ethikunterricht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl..
Veröffentlicht am 01.01.2010

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