Keinen Schlag weiter

Autor*in
Biernath, Christine
ISBN
978-3-522-30105-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschwister Sandra und Benny erzählen unabhängig voneinander die Geschichte ihrer Familie und der zunehmenden Gewalttätigkeit des Vaters, die schließlich in einer Gewaltorgie endet. Nur durch das Eingreifen Bennys wird eine Katastrophe verhindert. Die Mutter leidet zunehmend, findet aber keine Möglichkeit initiativ zu werden, die 14-jährige Tochter blendet alle Probleme aus und nur im Sohn wächst allmählich die Erkenntnis, dass ein Ende des Schreckens herbei geführt werden muss.

Beurteilungstext

Den Anfang machen E-Mails der Tochter, die in einem Schulprojekt mit einer Berliner Mail-Partnerin in Verbindung tritt. Belanglosigkeiten und Alltägliches anfangs, dann kommen Jungsprobleme dazu und die pubertären Träumereien, die schließlich drohen, in einer Alkohol- oder Drogenbeziehung zu münden - erst hier nimmt die Berlinerin Stellung, was sich aber nur in den Briefen Sandras widerspiegelt: Sie warnt das verblendete Mädchen. Ebenso blind sieht Sandra den Vater, den Rechtsanwalt und den Blender, der heile Familie vorspielt und ihr erst in dem Augenblick gefährlich wird, als er zufälligerweise erfährt, dass Sandra in der Schule versagt. Zwischen die E-Mails gestellt sind Erzählungen des zwei Jahre älteren Bruders Benny, der als Weichei von Schwester und Vater verachtet wird, weil er - wie die Mutter und am liebsten mit ihr zusammen - Klavier spielt, klassische Musik hört und den harten Forderungen des Vaters so gar nicht entspricht. Dass er anders ist, zeigt sich erst im Verlaufe der Geschichte: vom Vater als Strafe zum Skilanglauf abgeordnet entdeckt er das als DEN Sport für sich. Und er greift zunehmend ein, wenn der Vater gegenüber der Mutter gewalttätig wird. Dennoch schafft er nicht den entscheidenden Schritt, auch wenn er die Katastrophe auf sich zukommen sieht. Erst seine Freundin - die ihn erst lange nicht wahr nahm, dann aber entdeckte, dass er anders ist als ihm anzusehen ist - ebnet ihm den Weg: Er trägt die kleine Schwester aus einer Alkparty nach Hause (was sie überhaupt nicht mehr mitbekommt und hinterher nicht glauben will) und verhindert die Familienkatastrophe durch sein direktes Eingreifen.
Vater und Mutter stehen in einer heillosen Liebe-Hass-Verbindung, der Vater ist ein Mustermacho, der erfolgreich verhinderte, dass die Mutter in ihrem Bereich, der Musik, reüssieren konnte. Die Mutter fühlt sich als große Versagerin, die Schuld an allem Unheil in der Familie trägt. Dabei ist die einzige Schuld tatsächlich die, nicht einen Schnitt machen zu können, zu dem letztlich Benny sie dann zwingt.
Vor die 34 Kapitel sind Ein-Satz-Aussagen gestellt, die die Beteiligten oder deren Freunde und Nachbarn einem Reporter gegenüber geäußert haben könnten, der nach dem Fall recherchierte. Die liefern die nötigen Informationen, die sich alleine aus den E-Mails oder Bennys (vielleicht Tagebuch-)Text nicht ergeben.
C.Biernath ist es gelungen, die Mechanismen der Gewalt in einer Familie zu beschreiben, ohne dass auch nur einer der Beteiligten diskriminiert würde. Selbst die Motive des Vaters werden verständlich. Gleichzeitig signalisiert die Autorin, dass alleine der Wille, derlei Problematik innerhalb der Familie zu lösen, nicht ausreicht. Es bedarf der Hilfe. Selbst anscheinend unbedeutende Randfiguren wie die Freundin Bennys, die natürlich nicht direkt eingreifen kann, haben die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, indem sie sich kümmern, Informationen besorgen und Kontakte herstellen. Sogar die Brieffreundin aus dem fernen Berlin bietet Hilfe an, die zumindest etwas geholfen hätte, wenn nicht der Vater zuvor durchgedreht wäre.
Und die psychologisch gut beobachtete Hysterie und Ich-Bezogenheit des 14-jährigen Mädchens hat schon Kabarettreife.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh .
Veröffentlicht am 01.01.2010

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