Kaputte Suppe

Schlagwörter

• Emanzipation
• Familie
• Tod/Sterben

Teaser

Rowan ist 13, als ihr Bruder auf einer Reise ertrinkt. Zwei Jahre später ist die Familie daran fast zu Grunde gegangen, nur Rowans zupackende Art hält sie vorläufig noch zusammen. Plötzlich taucht ein Bild des Bruders auf, Rowan lernt zwei Menschen kennen und lieben und alles gerät ins Wanken. Der Höhepunkt ist der Selbstmordversuch der Mutter, die gerade noch gerettet werden kann und eine unerwartete Überraschung lässt dann ein Happy-End erwarten.

Beurteilungstext

Rowan, die Ich-Erzählerin, ist ein unglaublich starkes Mädchen, das mit den an sie gestellten Aufgaben wächst, auch wenn sie sie nur gerade noch bewältigen kann. Ihre kleine Schwester richtet sie durch die kindliche Unbeschwertheit immer wieder auf, denn die Mutter muss gepflegt werden, sie ist seit dem Tod des Sohnes völlig gelähmt und der Vater lebt seitdem außerhalb. In diese fragile Situation bricht ein Sturm ein, als ein völlig fremder Junge Rowan ein Negativfoto überreicht, das sich als Bild ihres Bruders herausstellt. Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Bee entwickelt sie das Foto, und Bee eröffnet Rowan, dass sie die Freundin des Bruders war; der Junge, der das Bild fand, war nur zufällig beteiligt, entpuppt sich aber als liebenswerter und hilfsbereiter Freund. Erst nach dem Selbstmordversuch der Mutter klären sich die Zusammenhänge und Rowan kann zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Bis auf den Zufall, dass Rowan den netten Harper kennen lernt - so ist das Leben einfach - klärt die Autorin jeden Zufall als sinnreich auf. Das geschieht in einer unaufdringlichen Art und die Lebendigkeit ihrer Figuren nimmt der Erzählung jegliche Schwere, die angesichts des Themas zu erwarten gewesen wären. Besonders gelingt ihr das mit den Figuren der kleinen Kinder, der 6-jährigen Schwester Rowans, die immer die richtigen kindlichen Fragen im richtigen Augenblick stellt und über eine erstaunliche Beobachtungsgabe verfügt, und den 2-jährigen, noch recht tollpatschigen Sonny, den kleinen Sohn Bees. Diese beiden verhindern jegliche Sentimentalität (d.h. natürlich, die Autorin vermeidet sie durch die Erfindung dieser Kinder), zu der die beiden Mädchen und besonders die Mutter neigen.
Dass eine Fünfzehnjährige an ihre Grenzen gerät, wenn sie den gesamten Haushalt organisieren muss, die in ihren Tablettenschlaf versunkene Mutter pflegen und dies vor dem gelegentlich, aber völlig unzuverlässig auftauchenden Vater verbergen will, wird überdeutlich. Zur wirklichen Fast-Katastrofe kommt es aber aus anderen Gründen, der einfach natürliche Entwicklungen zu Grunde liegen. Ihren Rückhalt findet Rowan nicht nur in ihrer kleinen Schwester, sondern vor allem in den beiden neuen Freunden.

Alle Charaktere sind überaus lebendig und in sich schlüssig beschrieben, auch wenn die Sicht der 15-Jährigen konsequent beibehalten wird und so die wirklichen Beweggründe des Erwachsenen-Handelns manchmal etwas nebulös erscheinen - aber so sehen Halbwüchige. Die Autorin schreibt bei aller Tragik der einzelnen Handlungsbausteine voller Wärme und Humor, der Leser wird ständig überrascht und besonders vom Handlungscoup am Schluss: der wird nicht verraten.
Nur soviel noch, dass die 15-Jährige den 18-jährigen Harper liebt und der sie auch, aber beide akzeptieren, dass er erst seine Weltreise fortsetzen will, auf der er wegen Rowan und der dramtischen Geschichte hängen geblieben ist. Wenn das kein Zeichen von Reife ist!