Durchs Feuer

Autor*in
Valentine, Jenny
ISBN
978-3-423-65020-5
Übersetzer*in
Fritz, Klaus
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
211
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Iris lebt mir Ihrer Mutter Hannah und deren Freund Lowell zusammen, als sie zu ihrem sterbenden Vater gerufen wird, der die Familie verlassen hat, als sie fünf war. Widerwillig folgt Iris ihrer Mutter. Am Sterbebett lernt sie nicht nur ihren leiblichen Vater verstehen, sondern auch die wahre Familiengeschichte, sich selbst und ihre Mutter. Iris begreift, warum sie zündelt, und kann endlich Thurstons Liebe erwidern.

Beurteilungstext

Die Handlung setzt damit ein, dass Iris ihrem verstorbenen Vater zu Ehren ein gewaltiges Feuer entzündet (S. 7). In Rückblenden erfährt der Leser die Gründe für diese Handlung. Dabei muss er wie Iris seine Einschätzung über diverse Personen verändern.
Hannah, die Mutter von Iris, erscheint zunächst als mondäne, herrische und hektische Frau, die sich häufiger mit ihrem Lebenspartner Lowell, einem angeblich berühmten Schauspieler, streitet. Sie vermittelt Iris den Eindruck, als habe Ernest, ihr leiblicher Vater, sich nie um sie gekümmert und sie schließlich verlassen, ohne ihnen Unterhalt zu zahlen. Erst allmählich erfährt Iris, dass ihre Mutter vollkommen verarmt war, als sie Ernest begegnete und zur Heirat verführte. Hannah wollte nie ein Kind haben und konnte Iris deshalb nicht annehmen. Ernest kümmerte sich fast ausschließlich um sie, während Hannah viele Affären hatte und sich in Lowell Baxter verliebte. Sie brannte schließlich mit ihm durch und nahm Iris mit. Da Baxter jedoch alles andere als ein begnadeter Künstler war, waren sie fast ständig auf der Flucht vor Gläubigern und nannten sich deshalb Lowell. Diese Namensänderung ist der Grund dafür, dass es Ernest trotz aller Nachforschungen nie gelungen war, Kontakt mit seiner Tochter aufzunehmen.
Es passt hervorragend in Hannahs Pläne, dass Ernest seine Tochter vor seinem Tod sehen will, weil sie mit einer großen Erbschaft rechnet, die sie aus ihrer prekären finanziellen Situation retten könnte. Selbst auf dem Sterbebett versucht Hannah Ernest noch zu erpressen und zu hintergehen, was Iris erst allmählich schmerzlich klar wird. Da der Roman aus Iris' Sicht in der Ich-Form geschrieben ist, macht der Leser diesen Erkenntnisprozess besonders intensiv mit.
Ihrem Vater begegnet Iris verständlicherweise mit Abneigung. Als Ernest ihr von seiner früh verstorbenen Schwester Margot erzählt und die Ähnlichkeit in Wesen und Aussehen zwischen ihr und Margot betont, erahnt Iris, dass sie die Leidenschaft zum Zündeln von ihrer Tante hat. Wie sie muss sie zwanghaft etwas zum Brennen bringen, wenn sie Probleme hat und ihre Gefühle durcheinander sind. Durch bildhafte Sprache und Gefühlsschilderungen kann der Leser diesen Zwang nachempfinden und wie Iris das Entzünden von Feuer und das Lodern der Flammen als etwas Faszinierendes, Magisches sehen.
Dank Margot machte Ernest seine Begabung als Maler zu seinem Beruf, indem er Bilder kopierte. Durch den Kunsthändler Brown, der sein Freund und Vertrauter wird, kann er viele Kopien erfolgreich verkaufen. Hannah weiß nicht, dass die vielen Gemälde in Ernest's Haus seine Werke sind, und sie glaubt, durch deren Verkauf nach seinem Tod zu Reichtum zu kommen.
Mit Iris durchläuft der Leser alle Stadien von Wut, Verzweiflung und Ohnmacht, bis sie annehmen kann, dass ihre Mutter sie nie geliebt, sondern immer nur benutzt hat, dass sie Iris dem Vater weggenommen hat und dass Elternliebe ihr nur durch ihren Vater zuteil wurde. Erst als es Iris gelingt, ihre Kindheit und damit sich selbst in einem anderen Licht zu sehen und sich der Vaterliebe zu öffnen, auch wenn dafür nur wenige Stunden bleiben, findet sie gleichzeitig den Weg zu Thurston, einem genialen Sonderling, der ihr immer wieder geholfen hat und sogar ihr Zündeln versteht; sie lässt zu, dass Thurston sie in die Arme nimmt und küsst.
Thurston ist maßgeblich mit am großen Showdown beteiligt, der Ernest's letzter Wille ist und den der Rezipient sicher mit gewisser Genugtuung liest. Bei der Beerdigungsfeier führt Margot alle in die berühmte Gemäldesammlung. Dort geht plötzlich das Licht aus und auf allen Bildern erscheint der Schriftzug "Iris", den Ernest hinein gearbeitet hatte, um sie eindeutig als Fälschungen kenntlich zu machen. Margot flieht wutentbrannt, weil sich ihre Hoffnungen in Luft aufgelöst haben. Mit dem Erlös aus dem Verkauf seiner Kopien hat Ernest ein Original erworben, das Iris' Erbe ist und sie finanziell für die Zukunft absichert.
Vom Ende aus erscheint die Anfangsszene des Romans in einem neuen Licht, was manchen dazu verführen könnte, mit der Lektüre noch einmal zu beginnen, was symbolisch gemeint sein könnte, denn auch die Protagonistin sieht ihre Biographie und sich selbst in einem neuen Licht und muss quasi ihr Leben mit einem veränderten Fundament weiterleben.
Nicht nur Jugendliche werden sich mit Iris identifizieren können und die 211 Seiten mit wachsender Spannung lesen, sondern auch Erwachsene, die das Geschehen aus dem Blickwinkel von Eltern sehen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Anmq.
Veröffentlicht am 01.04.2016

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