Isegrim

Autor*in
Babendererde, Antje
ISBN
978-3-401-06753-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
---
Illustrator*in
Seitenanzahl
416
Verlag
Arena
Gattung
Krimi
Ort
Würzburg
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jola lebt in einem augenscheinlich idyllischen Dorf. Dort werden Ereignisse, die den Frieden stören, schnell verdrängt und so kommt es, dass mancher eine Leiche im Keller hat. Als Jola im Geschichtsprojekt nach der Vergangenheit fragt und sie noch dazu einen Wolf im Wald entdeckt, überschlagen sich die Geschehnisse und ein kleines Mädchen verschwindet.

Beurteilungstext

In der Jugendliteratur der letzten Jahre mit ihren vielen Vampiren und Werwölfen stellt „Isegrim“ von Antje Babendererde eine wunderbare Ausnahme dar. Denn „Isegrim“ ist ein wirklicher Wolf, genauer eine Wölfin mit vier Jungen, und zwar ein profaner, wie er früher und mittlerweile wieder in deutschen Wäldern lebt. Ganz ohne magische Fähigkeiten und Verwandlungen, aber noch immer mit der beängstigenden Aura, die einst zu seiner Ausrottung führte. Dass das so ist, bleibt dem Leser aber lange verborgen, da der Klappentext nicht deutlich macht, dass es sich um einen realistischen Kriminalroman handelt. Die Aussage, es gehe um ein altes Geheimnis, verführt in Kombination mit dem Titel zur Erwartungshaltung, dass etwas Phantastisches passieren müsse. Den Wölfen kommt in dem Roman in erster Linie die Funktion zu, dass Jola, die selbsternannte „Königin des Waldes“, durch seine Entdeckung Olek, kennenlernt, der sich im Wald versteckt und die Wölfe behütet.
„Isegrim“ spielt in der Gegenwart, aber die Vergangenheit wirft ihre Schatten in unterschiedlicher Stärke auf das Dorf und die fast 17-jährige Protagonistin Jola. Da ist die Geschichte aus der Nachkriegszeit von dem ermordeten US-Soldaten und dem ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter, der ihn umgebracht haben soll und spurlos verschwand. Jola und ihre Freundin stoßen durch ein Zeitzeugenprojekt für den Geschichtsunterricht darauf, werden aber von den Dorfbewohnern für den Blick auf das Verdrängte angefeindet. Und vor fünf Jahren verschwand Jolas Freundin Alina spurlos, ohne jemals wieder aufzutauchen. Der angebliche Mörder ist zwar tot, aber Jola muss in letzter Zeit wieder häufiger an Alina denken. Und letztlich sind auch die Hintergründe für Alinas Verschwinden, d. h. das Trauma des Täters, historisch bedingt.
Dass die Geschichten um den Polen und um Alina zentrale Momente der Handlung sind, liegt nahe. Babendererdes Leistung ist allerdings, diese subtil ausgestaltet und miteinander verbunden zu haben. So werden in Bezug auf die Nachkriegsereignisse nur Puzzleteilchen offenbart. Eine besonders dichte Atmosphäre wird durch die detaillierte Schilderung des Dorfes und seiner Bewohner erzeugt. Beziehungen und familiäre Hintergründe der vieler Figuren werden darstellt und Babendererde ist dabei so aktuell, dass sie einen jungen Mann als psychisch kranken Afghanistan-Veteranen darstellt.
Hochgehalten wird die ohnehin zunehmende Spannung durch eine Art Countdown des Kirchenliedes „Laurentia mein“. Bei dem unbekannten personalen Erzähler, der das Lied am Ende einiger Kapitel singt und immer um einen Wochentag erweitert, handelt es sich zweifellos um Alinas Peiniger. Da einmal der Veteran dieses Lied laut singt, wird der Leser gelungen auf eine falsche Fährte gelockt.
Alles in allem ist „Isegrim“ ein spannender Thriller, dessen Qualität allerdings eine Einschränkung dadurch erfährt, dass am Ende alles zu glatt ausgeht: Olek, der Junge aus dem Wald, wird nur leicht verletzt und bekommt wieder familiären Anschluss, für die Wölfe findet sich eine Lösung und zu guter Letzt taucht auch Alina wieder auf, die einst ihrem Peiniger entfliehen konnte.

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Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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