In meinem Rucksack wohnt ein Tiger

Autor*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
ISBN
978-3-7373-5865-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kranz, Sabine
Seitenanzahl
24
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Bilderbuch
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kann denn ein Tiger in einem Rucksack wohnen? Ben ist sich dessen sicher, denn der Tiger im Rucksack wird für ihn zu einem unsichtbaren Partner.

Beurteilungstext

Heimliche, imaginäre, eingebildete, fantastische Freunde – die gibt es in der Kinderliteratur zu Hauf. Oft sind sie Helfende, Projektionsfläche für Wünsche und Ängste oder entführen die Buchfiguren in eine fantastische Welt. Im hier vorliegenden Buch wird die Funktion nicht deutlich benannt, vielmehr lassen Schrifttext und Bilderzählung Spielraum für Bedeutungszuschreibungen.

Ben behauptet, dass in seinem Rucksack ein Tiger wohne. Seine Mutter interessiert das eher nicht, und seine Freundin Lili möchte den Tiger sehen – aber der will sich nicht zeigen. Als Ben in der Schule mit dem Tiger spricht, fragt auch die Lehrerin interessiert und freundlich nach. „Tiger will nicht, dass ich ihn zeige“, sagt Ben. Da lachen die anderen Kinder und verlangen nach der Schule: „Los, zeig uns den Tiger!“ Da wird wichtig, dass Lili Ben zur Seite steht. Und bei Ben zu Hause, da darf Lili vielleicht den Tiger sehen: „Und ganz vorsichtig ziehen wir dort den Rucksack ein Gucklochstück auf.“
Die Illustrationen von Sabine Kranz arbeiten mit wenigen, immer wiederkehrenden Farbtönen, bunten kolorierten Umrisszeichnungen und zeigen das Dargestellte oft pluriszenisch, so dass der Bildraum nicht realistischen Raumdarstellungen entspricht. Der Tiger ist rot- und nicht orangegestreift und anders als bei anderen Personen oder Gegenständen sind seine Weißräume durchsichtig. Er sieht auch eher wie eine Katze aus. Auf den meisten Bildern ist er omnipräsent, entweder mehrfach oder übergroß. Seine Mimik und Gestik kommentiert das Geschehen. Ansonsten arbeiten die Bilder einerseits parallel zum Schrifttext, zeigen die Figuren und Orte, haben aber auch immer einen leichten Wimmelbildcharakter mit Nebenerzählungen und Entdeckerfreuden. So gibt es in Bens Zimmer (selbsgemalte?) Tigerbilder und das Buch "Tee mit Tiger" oder Anlautkarten in der Klasse. Immer wieder liegen auch Buntstifte in den Farben der Konturlinien im Bild, die metafiktional die Gemachtheit des Buches aufgreifen.
Schrifttext und Bild erzählen gemeinsam, aber deutungsoffen. Dadurch gewinnen Rezipierende Deutungshoheit. Denn als aktiver Helfer tritt der Tiger nicht in Erscheinung. Er ist eher Begleitung, gibt ja auch Anlass für Konflikte mit den anderen Kindern in der Klasse. Wir können das Buch so lesen, dass Ben eine innere Entwicklung durchmacht, in seinem Selbstbewusstsein gestärkt wird, weil die Lehrerin einen guten Umgang mit der Situation findet und seine Freundin Lili ihn unterstützt. Wir können das Buch aber auch ganz anders lesen. Und darin liegt sowohl die Stärke des Buches als auch sein hohes didaktisches Potenzial für die Arbeit am Anfang der Grundschulzeit.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 14.09.2022

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