Huckleberry Finns Abenteuer
- Autor*in
- Twain, Mark
- ISBN
- 978-3-257-00892-0
- Übersetzer*in
- Krüger, Lore
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- Hauptmann, Tatjana
- Seitenanzahl
- 470
- Verlag
- Diogenes
- Gattung
- –
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2002
- Lesealter
- 12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Huckleberry Finn und der geflüchtete Sklave Jim fliehen vor der Verfolgung durch die Obrigkeit mit einem Floß auf dem Mississippi. Sie erleben dabei allerhand Abenteuer. Zum Schluss gelingt es ihm zusammen mit Tom Sawyer den eingesperrten Jim in einer aufregenden Aktion zu befreien.
Beurteilungstext
M. Twains großartige Erzählung gehört zusammen mit den Abenteuern des Tom Sawyer zu den Büchern, die die Generation der heute 40 bis 60-Jährigen stark geprägt haben. Kaum jemand der die Charaktere nicht kennt, zumal es diverse Verfilmungen gibt. Unsere jugendlichen Sympathien gehörten selbstverständlich dem netten Tom, dem es immer gelingt aus den Unbillen des Lebens noch etwas positives herauszuholen und dem zwar unwissenden, naiven, vom versoffenen Vater geprügelten aber lebensklugen und moralisch richtig handelnden Huck.
Heutige Jugendliche kennen diese Bücher meist nicht, haben auch keine Filme gesehen und wissen wenig bis nichts über die historisch-politischen Hintergründe dieser Erzählungen. Trotzdem sollte man Mark Twains Geschichten empfehlen. Nicht nur weil sie atmosphärisch sehr viel über das Leben in den Südstaaten der USA rüberbringen, sondern weil sie spannend, unterhaltsam und vor allem witzig-komisch sind und außerdem eine kritische Auseinandersetzung mit der damaligen amerikanischen Gesellschaft darstellen. Auch wenn der Autor in seiner Vorbemerkung dem Leser heftig ermahnt nur ja keine Moral, keine Fabel oder ein Motiv in seiner Erzählung zu suchen!
Trotzdem ist von allem ziemlich viel da: Huck Finn steht für die Freiheit gegen die Sklaverei, für die Verbundenheit mit der Natur gegen die Entfremdung, für die Brüderlichkeit gegen die Vereinzelung.
Der 13-jährige Huck tritt als Ich-Erzähler auf, der sehr ausführlich erzählt wie es ihm mit der sog. Zivilisation z.B. im Haus der wohlmeinenden Schwestern Polly und Miss Watson ergeht. Sie drohen ihm mit der Hölle, an der Huck gar nichts schlechtes findet, denn dort ist wenigstens was los. Im Himmel hingegen “hätte man nichts anderes zu tun, als bloß den lieben langen Tag mit ‘ner Harfe rumzuspazieren und zu singen, für immer und ewig. Daher hielt ich nicht viel davon.” (S. 12) Diese ungewohnte, scheinbar naive Sicht Hucks erlaubt den Lesern nicht nur ein Schmunzeln, sondern auch einen anderen Blick auf Vertrautes und Gewohntes, das dieses in Frage stellt und relativiert.
All dies zusammen macht die Erzählung so lesens- oder vorlesenswert.
Die vorliegenden Ausgabe des Diogenes Verlages ist neu illustriert von der Künstlerin Tatjana Hauptmann. Ihre Arbeitsweise ist geprägt von genauen und ausführlichen Studien zu den Sujets und Motiven der Bücher, die sie illustriert. Überzeugend ist schon der Einband - der im übrigen durch den leinenen Buchrücken sehr edel wirkt - auf dem ein Mississippi-Dampfer, der eine lange Dampffahne hinter sich herziehend auf den schweren, grün-blauen Wassern des Flusses fährt. Auf der Rückseite sieht man dann das winzig kleine Bootchen von Huck, mit ausgefranstem Strohhut zum Dampfer hinschauend, und Jim mit einem Ruder zum Ufer schauend. Die ganze Szene ist in warmen Aquarellfarben gemalt. Die schwarz-weißen Kohlezeichnungen im Buch sind überzeugend getroffene atmosphärisch glaubwürdige und Erzählhaltung und Gestus des Textes aufgreifende und sie spiegelnde kleine Kunstwerke, die es sich anzuschauen lohnt.
Alles in allem: Ein wunderschönes Geschenkebuch, zum Vorlesen für die ganze Familie, zum Selberlesen, zum Blättern und Bilder anschauen.