Hier im echten Leben

Autor*in
Pennypacker, Sara
ISBN
978-3-7373-5822-4
Übersetzer*in
Kollmann, Brigitt
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Klassen, Jon
Seitenanzahl
302
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Um dem Sommercamp zu entgehen, versteckt sich Ware in einer Kirchenruine, wo er auf Jolene trifft. So unterschiedlich die beiden Kinder auch sind, nähern sie sich einander an und geben nicht nur einer Freundschaft, sondern auch ihren Gefühlen und Denkweisen einen Raum zum Keimen.

Beurteilungstext

Ware gilt als Einzelgänger und Außenseiter. Er betrachtet Dinge gern ausgiebig, nimmt sich Zeit für deren Analyse und schaut die Welt mit seinen ganz eigenen Augen an. Während er damit glücklich ist, wünschen sich seine Eltern mehr Sozialkontakt und ein „normales“ Kind, das sportbegeistert und weniger introvertiert ist. Da seine Eltern beruflich sehr eingespannt sind, soll Ware die Sommerferien tagsüber in einem Sommercamp verbringen. Doch statt morgens ins Camp zu gehen, erkundet Ware eine alte Kirchenruine. Hier trifft er auf Jolene, welche mit vollem Einsatz versucht einen Garten aus dem verlassenen Grundstück zu erschaffen. Zwei grundsätzlich gegensätzliche Charaktere treffen aufeinander. Nach und nach bildet sich ein zartes Band der Freundschaft. Doch der Verkauf des Grundstückes droht und damit der Verlust ihres Ortes der Verbundenheit.
Das Buch spricht eine Vielzahl von gesellschaftlichen Themen an: Naturschutz, Adoleszenz, Akzeptanz von verschiedenen Ansichten, Wahrnehmungen und Charakteren uvm.
Ware leidet unter dem Druck der Eltern, auch wenn dieser liebevoll gemeint ist. Er fühlt sich nicht akzeptiert, nur weil er anders ist, als die anderen. Nur sein Onkel sieht von Beginn an das Besondere in Ware und bietet ihm mit Hilfe einer Videokamera die Möglichkeit, diese Besonderheit darzustellen und damit für andere sichtbar zu machen.
Jolene hofft mit ihrer Papayazucht ihren Lebensunterhalt sichern zu können, um ihren prekären Lebensumständen entkommen zu können. Die wohlhabende Ashley, welche Jolene und Ware auf dem Grundstück zufällig treffen, setzt sich für den Schutz von Vögeln, insbesondere Kranichen, ein. Drei Kinder, welche für ihre Ideale und Ziele einstehen und dabei auf mangelnde Unterstützung von Seiten der Erwachsenen treffen.
Die Entwicklung, welche die Kinder durchlaufen, ist der Kernpunkt des Buches. Das verlassene Kirchengrundstück steht symbolisch für den Neuanfang, die Wiedergeburt und den Schutz, den sich die Kinder erhoffen. Mit ihren eigenen Händen, ihren Visionen und ihrer Kreativität erschaffen sich die Kinder eine eigene, neue Realität und verblüffen damit schlussendlich alle Erwachsenen. Ware, der unbedingt „normal“ werden möchte, erkennt, dass er alles andere als unnormal ist. Jolene, in ihrer Einzelkämpferrolle, öffnet sich der Unterstützung und Freundschaft anderer.
Die erzählerische Leistung der Autorin erschafft eine ganz eigene Welt mit einem eigenen Tempo, in das man sich als Leser*in vollständig einlassen kann. Symbolbilder, die bspw. das Taufbecken werden deutlich, aber wirken nicht überladen. Die Charaktere der Protagonisten werden vor allem anhand von Situationen beschrieben, welche auch direkt die Reaktion der Mitmenschen spiegeln und dadurch einen Blick auf das eigene Verhalten und die eigene Einschätzung anderer werfen. Leser*innen bekommen die Botschaft, nicht unmittelbar auf Attribute anderer zu schließen, sondern jedem seinen Raum zu geben; Raum für Vorlieben, Visionen, Wünsche und Ängste. Die detaillierte Beschreibung von Situationen lässt einen Einblick in Wares aufmerksame Beobachtungen zu. „Die Frau hielt ihr Brot in halber Höhe in die Luft. Sie trug einen blassblauen Schal mit hellgelben Flecken vielleicht aß sie häufiger Brot mit Eiersalat. Ihre Augen waren schmale Schlitze hinter raschelnden schwarzen Wimpern. Es sah so aus, als würde sie ihn durch ein ganzes Spinnennest hindurch anschauen.“ (S. 172) Die Dialoge zeigen die unterschiedlichen Ansichten von Ware und Jolene, welche Ware danach analysiert und reflektiert, woran er die Leser*innen teilhaben lässt. Ein gefühlvolles, für die Akzeptanz anderer werbendes Buch, dass gleichermaßen Jungen und Mädchen anspricht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kst; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 13.08.2022

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